DIÖZESAN-ADMINISTRATOR

Antonius Hamers leitet Bistum Münster übergangsweise

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Nach der Emeritierung von Bischof Genn hat das Domkapitel den Diözesan-Administrator gewählt. Wer ist er? Wie denkt er? Was sind seine Aufgaben?

Antonius Hamers (55) leitet übergangsweise das Bistum Münster. Nach der Emeritierung von Bischof Felix Genn wählte das Konsultorengremium, bestehend aus den zehn residierenden Domkapitularen, den Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf am heutigen Morgen zum Diözesan-Administrator. Ihm kommt nun die Leitung der Diözese bis zur Einführung des neuen Bischofs von Münster zu. Als seinen Ständigen Vertreter ernannte Hamers den bisherigen Generalvikar Klaus Winterkamp.

Antonius Hamers wurde 1969 in Lennestadt im Sauerland geboren und wuchs in Heggen im Kreis Olpe auf. Nach dem Abitur und einem Wehrdienst bei der Luftwaffe studierte er zunächst Rechtswissenschaften in Köln und Würzburg. Sein Referendariat verbrachte er im Freistaat Thüringen, an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und am Europäischen Parlament.

Neubeginn in Münster

Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen schloss Hamers ein Studium des Europäischen Wirtschaftsrechts am Europakolleg der Universität Hamburg an. Während seiner Tätigkeit beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Köln und Berlin promovierte er in Rechtswissenschaften mit einer Arbeit zum europäischen Parlamentsrecht.

2001 begann Hamers sein Studium der Theologie und des Kirchenrechts in Münster und Rom. Nach seiner Priesterweihe 2008 war er als Kaplan in Mettingen tätig und schloss während dieser Zeit ein Lizentiatsstudium in Kanonischem Recht ab.

Leiter des Katholischen Büros

Seit 2011 ist Hamers Lehrbeauftragter am Institut für Kanonisches Recht der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, seit 2013 Richter am Bischöflichen Offizialat in Münster. Von 2011 bis 2014 war er zudem Polizeidekan im Bistum Münster und Lehrbeauftragter im Fach Ethik an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster.

2014 übernahm Hamers die Leitung des Katholischen Büros Düsseldorf, der Verbindungsstelle der nordrhein-westfälischen Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn zu Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Wie das Bistum Münster mitteilt, behält Hamers diese Aufgabe auch als Diözesan-Administrator.

Diplomatie und klares Wort

2020 wurde er zum residierenden Domkapitular am Dom in Münster berufen. Im selben Jahr übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrats der kirchlichen Bank „Darlehnskasse Münster“. Seit 2022 ist er zudem Bischöflicher Beauftragter für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. 2024 wurde er stellvertretender Generalvikar.

Wenngleich ihm auf politischem Parkett ein hohes Maß an Diplomatie nicht nur abverlangt wird, sondern auch leicht fällt, scheut Hamers nicht das klare Wort. Mit Blick auf die AfD sagte er 2024 im Kirche+Leben-Interview: „Wenn ich an einige Protagonisten der AfD und deren Äußerungen denke, dann erinnert mich das an nationalsozialistisches Gedankengut.“

„Zusammenhalt und Gemeinsinn“

Mit deutlichen Worten wandte er sich beim Neujahrsempfang 2025 vor führenden Vertretern von Politik und Kirche gegen jedes Erstarken von Antisemitismus in Deutschland. Angesichts der „aktuellen Situation unserer jüdischen Mitbürger“ versicherte er: „Damit werden wir uns nicht abfinden, und wir werden uns allem entgegenstellen, was jüdisches Leben in unserem Land in Frage stellt.“

Zugleich wirbt Hamers stets dafür, zusammenzubleiben. Vor der Bundestagswahl rief er dazu auf, „Lösungen für die drängenden Probleme zu finden und Kompromisse zu schließen“. In der Gesellschaft sei mehr Einsatz für das Gemeinwohl nötig, niemand sei davon ausgenommen. „Einzelinteressen ergeben auch in Summe keinen Gemeinsinn“, so Hamers. Das gelte selbstkritisch auch für die Kirche: „Wir sind mitunter Meister darin zu sagen, was alles nicht geht, statt konstruktiv um Lösungen zu ringen und im Ergebnis das Machbare zu akzeptieren.“

Optimismus und „Schlechtrederei“

Eine kleiner werdende Kirche sieht Hamers zwar vor großen Herausforderungen – die Entwicklung verändere grundlegend ihre Rolle in der Gesellschaft. Aber auch eine kleinere Kirche wolle ihren Beitrag für das Gemeinwesen leisten. Sie benötige dazu auch Institutionen wie Schulen und karitative Organisationen.

Hamers rief dazu auf, auf gegenwärtige Krisen besonnen und mit Optimismus zu reagieren: „Lassen Sie die Hoffnung nicht sinken.“ Ein negativer Blick und „Schlechtrederei“ bereiteten den Boden, auf dem radikale Parteien gedeihen.

Kirche und Gesellschaft

Demokratie lebe vielmehr vom Engagement auch der Christen. Deren Aufgabe sei es, „uns für die Gesellschaft einzusetzen und uns gegenseitig darin zu bestärken, in Kirche, Staat und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen“.

Eine wichtige Rolle hätten dabei „über Jahrzehnte unsere Verbände gespielt“, so Hamers 2024 im Kirche+Leben-Interview: „Es geht nicht darum, hehre politische Forderungen aufzustellen, sondern darum, Menschen zu ermutigen und zu unterstützen, sich in den Parteien zu engagieren, die unseren demokratischen Rechtsstaat mit tragen und am Laufen halten.“

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