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Hilfs- und Entwicklungsorganisationen verlangen von der Bundesregierung Maßnahmen zur globalen Ernährungssicherung. Im Gespräch mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) wiesen die Organisationen auf die Ernährungskrise hin. Auch die Christliche Initiative Romero aus Münster war bei dem Gespräch mit Özdemir vertreten.
Angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine haben Hilfs- und Entwicklungsorganisationen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) global koordinierte Maßnahmen zur Ernährungssicherung verlangt. Die durch den Krieg „verursachte Verschärfung der Welternährungskrise“ müsse die Politik endlich aufrütteln, hieß es in einem gemeinsamen Appell von Fian, Inkota, dem kirchlichen Hilfswerk Misereor, Brot für die Welt, Oxfam, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Christlichen Initiative Romero aus Münster.
Özdemir sagte nach einem Treffen mit Vertretern der Organisationen: „Wir sind uns einig, dass wir den Hunger und die Klima- und Artenkrise gemeinsam bekämpfen müssen“. Der Hunger sei dort am größten, wo die Klimakrise heute schon Existenzen bedrohe. So drohe in Ostafrika die schlimmste Hungersnot seit 40 Jahren. Dort seien „immense Auswirkungen auf die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln“ zu erwarten.
Bundesregierung stockt humanitäre Hilfe auf
Nach den Worten des Ministers tut die Bundesregierung „alles, was in unserer Macht steht, die Menschen in der Ukraine zu unterstützen“. So stocke sie die humanitäre Hilfe auf insgesamt 370 Millionen Euro auf. Damit werde etwa das World Food Programme (WFP) unterstützt. „Zudem werden wir in Deutschland insgesamt nun 430 Millionen Euro für die globale Ernährungssicherung bereitstellen“, so Özdemir weiter.
Die Organisationen waren mit einem großen Friedenssymbol aus jungen Getreidepflanzen, flankiert von zwei Traktoren, vor das Bundeslandwirtschaftsministerium gezogen. Grundlage bei der Bewältigung der Ernährungskrise müsse das Recht auf Nahrung sein, das für alle Menschen gleichermaßen gilt, betonte das Bündnis. Sie begrüßten, dass sich der Vorschlag Özdemirs, ökologische Vorrangflächen ohne Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz für Futterzwecke und zur Beweidung freizugeben, im Bundesrat durchgesetzt habe.
Globale Antwort auf Ernährungskrise notwendig
Hunger, Krieg, Biodiversitäts- und Klimakrise dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, betonten die Organisationen. „Wir setzen auf Bundesminister Özdemir, wenn es darum geht, die Tierbestände und die Abhängigkeit von Futtermittelimporten zu reduzieren und die Beimischung von Agrarkraftstoffen, die aus Ölpflanzen und Getreide erzeugt werden, umgehend zu beenden“. Dann stehe auch genügend Getreide für die Ernährung zur Verfügung.
Zudem sei mehr Engagement auf internationaler Ebene nötig, um das Recht auf Nahrung für alle zu verwirklichen. Konkret forderten die Organisationen, die dringend erforderliche Nothilfe im Bundeshaushalt zu stärken, damit das WFP seinen Auftrag im Jemen, in Somalia und weiteren Ländern, in denen akute Hungersnöte herrschen, erfüllen könne. Zudem forderten sie eine globale Antwort auf die sich verschärfende Ernährungskrise. Im Welternährungsrat könnten die Betroffenen in die Entscheidungen einbezogen werden. Die Organisationen wandten sich zugleich gegen eine Steigerung des Einsatzes von Mineraldünger und Pestiziden sowie der Nutzung von Gentechnik.