Jan Magunski sucht Neuanfang in Oldenburg

Aus der Gemeinde in die Cityseelsorge - Pfarrer geht bewusst in Diaspora

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Jan Magunski war 13 Jahre Gemeindepfarrer in Münster. Er wechselt in ein ungewöhnliches Projekt der Cityseelsorge in Oldenburg. Warum wagt er mit 52 Jahren diesen völligen Neuanfang?

Pfarrer Jan Magunski aus Münster-Kinderhaus wird Pfarrer in Oldenburg. So weit, so unauffällig. Aber das Einzige, was bleibt, ist, dass er wieder Seelsorger in einer großen Stadt ist.

Denn Magunski verlässt den gewohnten Gemeindealltag. Er begleitet kein Zeltlager der Jugend von St. Marien und St. Josef mehr. Er bereitet keine Kinder mehr auf die Firmung vor. Er begleitet keine Schüler mehr an der Förderschule, für die er Schulseelsorger war. Denn er wechselt in ein ungewöhnliches Projekt: die Cityseelsorge im Forum St. Peter Oldenburg. In dieser Form ist sie einzigartig im Bistum Münster.

Weg in die Diaspora in Oldenburg

Zudem unterscheidet sich die alte Residenzstadt an der Hunte in einem besonders vom Zentrum des Bistums: Katholiken sind selten, Christen überhaupt. Nur die Hälfte der Menschen bekennt sich zu einer christlichen Konfession, nur jeder Siebte ist katholisch. In Münster ist es jeder Zweite. Pfarrer Magunski steht also vor einem einschneidenden Wechsel. Warum macht er das?

Jan Magunski argumentiert grundsätzlich: „Leben bedeutet Veränderungen.“ Mit 52 Jahren und 13 Jahren in Münster-Kinderhaus habe er gespürt, dass für ihn als Priester noch einmal Zeit für eine solche Veränderung sei. Zeit, um „noch einmal neu bohren und neue Adern finden“ zu können.

Reiz der „geistlichen Mittagspause“

Aber, so versichert Magunski, „Gott ist ja überall zu finden.“ Manchmal vielleicht nicht dort, „wo man glaubt, ihn sicher zu haben“. Sondern? „Vielleicht dort, wo man einen zweiten Blick braucht, um ihm zu begegnen.“ Er denkt da zum Beispiel an die Urlauberseelsorge im friesischen Küstenort Schillig, in der er seit 25 Jahren im Sommer den Pfarrer vertritt. Er denkt aber auch an eine Diaspora-Stadt wie Oldenburg und an ein ungewöhnliches Seelsorgeprojekt wie das Forum St. Peter.

Forum St. Peter Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben
Forum St. Peter Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben

In diesem Projekt, wo der Seelsorger sich mittags um 12.15 Uhr in der Kirche einfindet und auf Menschen wartet, die mit ihm eine „geistliche Mittagspause“ halten wollen. Wo es einen „Forumstalk“ gibt und das Angebot „Stille in Oldenburg“.

Glaubensorte als Konzept

„Mich reizt diese Stelle“, sagt Magunski. „Wo die Kirche ein neues Gesicht zeigt und nicht das Traditionelle. Wo Menschen mit Fragen auf Menschen mit Antworten treffen.“ Der Pfarrer ist sich sicher: „Wir brauchen mehr solche Glaubensorte, und gerade heute ist vielleicht die Stunde dieser Glaubensorte.“

Magunski ist schon oft in Skandinavien gewesen. Fasziniert hat ihn dort, wie Katholiken oft 100 Kilometer sonntags zum Gottesdienstort fahren, „um Gleichgesinnte zu treffen und den Glauben mit ihnen zu teilen.“ Nachdenklich schließt er: „Die Kirche braucht in Zukunft viele solche Glaubensorte, vielleicht auch bei uns.“

Cityseelsorge Oldenburg
Das Forum St. Peter in Oldenburg arbeitet seit Oktober 2010 und gehört zu einem Netzwerk von bundesweit 116 Projekten der katholischen Cityseelsorge. Im Bistum Münster gibt es neben dem Forum mit ähnlichem Ansatz noch das Kirchenfoyer in Münster und das Gasthaus in Recklinghausen.
Ein wesentlicher Unterschied: Das Forum St. Peter liegt nicht an einer Haupt-Einkaufsstraße in der Innenstadt, sondern einige Schritte entfernt. Es liegt also nicht unbedingt am Weg innerstädtischer Passanten.
Das Forum wirbt deshalb mit einem eigenen offenen Begegnungs- und Bildungsprogramm gezielt um Besucher. Zudem verfügt es über eine eigene Forumskirche, die frühere Pfarrkirche St. Peter. Damit verfügt das Forum St. Peter anders als das Kirchenfoyer Münster über ein eigenes geistliches Zentrum mit einem eigenen Pfarrer. Das Gasthaus in Recklinghausen setzt im Vergleich einen sehr starken Akzent beim sozialen Einsatz.
Im Gebäude des Forums St. Peter arbeiten auch kirchliche Beratungsstellen für Schwangere und für Ehepaare sowie der Caritasverband Oldenburg-Ammerland. | fjs

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