Anne van Weegen war ein Jahr in Namibia

Auslandsdienst hat ihren Blick auf den Afrika-Sonntag verändert

Ihr freiwilliger Auslandsdienst in Tansania hat den Blick von Anne van Weegen auf Afrika verändert. Über den Begriff „Afrika-Sonntag“ lächelt sie seitdem. Er vereinheitlicht für sie den Kontinent zu sehr.

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Sie lächelt zurückhaltend, wenn sie über den „Afrika-Sonntag“ spricht. „Weil es Afrika als große Einheit eigentlich nicht gibt.“ Viel zu unterschiedlich seien die Länder und Regionen, sagt Anne van Weegen. Sie weiß das nicht nur, weil sie 2017 für ein Jahr als freiwillige Auslandshelferin nach Namibia ging. Sie weiß das auch, weil sie sich seitdem mit großem Interesse den Themen des Kontinents widmet.

Genau darin liegt in den Augen der 20-Jährigen die wichtigste Aufgabe für die westlichen Industrieländer. „Die Veränderungen müssen vor allem hier stattfinden – wir müssen unser Bild von Afrika aktualisieren.“ Sie ist sich bewusst, dass Geld zu sammeln und Projekte zu unterstützen, wichtig ist, um Veränderungen zu bewirken. „Wirklich geholfen ist den Menschen dort aber erst, wenn wir sie und ihr Leben verstehen lernen.“

 

Bittere Armut und lebensfrohe Menschen

 

Van Weegen war in einem Ordensinternat in einem kleinen Dorf im Einsatz, als sie vom Referat Freiwilligendienst im Ausland vom Bistum Münster nach Namibia entsandt wurde. „Bittere Armut habe ich auch gesehen, aber meine Erinnerung prägt vor allem ein vielseitiges Leben mit lebensfrohen Menschen“, sagt sie. Sie war für die Betreuung der Schüler zuständig, lernte mit ihnen, aß mit ihnen und spielte mit ihnen Fußball.

Ihre Erlebnisse sortierte sie erst richtig, als sie wieder in Deutschland war. „Ich habe viel reflektiert.“ Dabei half ihr auch ihr Freundeskreis, in dem viele ehemalige Freiwilligendienstler mit ähnlichen Erfahrungen sind. Der Tenor bei ihren Treffen, aber auch bei Veranstaltungen zu Entwicklungshilfe-Themen sei immer gleich, sagt sie: „Wir dürfen keine Geldboten, sondern müssen Freunde sein, die mit Respekt nach Afrika schauen.“

 

Gefährliche Scheinwelt

 

Sonst entsteht auf beiden Seiten „eine Scheinwelt“, sagt sie. „Dort sieht man Europa dann als nie versiegende Geldquelle, hier sieht man Afrika als ständigen Bittsteller.“ Wer den Menschen in den afrikanischen Ländern wirklich helfen will, soll bereit sein, sich zu verändern, ist die Meinung von van Weegen. „Da reicht nicht ein Tag – Minimum ist ein Jahr, am besten vor Ort.“

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