Barbara Kockmann über das Brot des Lebens

Auslegung der Lesungen vom 18. Sonntag im Jahreskreis (B)

Brot ist Nahrung, Nahrung ist lebensotwendig. Dennoch macht Jesus einen wichtigen Unterschied deutlich, wenn er vom Brot des Lebens spricht - und nicht das klassische Bot meint, erläutert Pastoralreferentinm Barbara Kockmann.

Anzeige

Brot ist Nahrung, Nahrung ist lebensotwendig. Dennoch macht Jesus einen wichtigen Unterschied deutlich, wenn er vom Brot des Lebens spricht - und nicht das klassische Bot meint, erläutert Pastoralreferentinm Barbara Kockmann.

Ich gehe gerne mit meinem Mann richtig gut essen. Das liegt nicht etwa daran, dass ich mir eingestehen müsste, eine miserable Köchin zu sein oder dass ich keine Lust habe zu kochen. Nein, ich genieße die geschenkte Zeit zu zweit. Ein gemeinsames Abendessen mit ihm bedeutet für mich nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern vor allem, dass wir zusammen sind, dass wir Zeit füreinander haben, dass wir ausgiebig miteinander reden und es uns richtig gut gehen lassen können.

Im heutigen Evangelium geht es auf den ersten Blick auch um das Essen, in diesem Fall um das Grundnahrungsmittel Brot. Ein „Lebensmittel“, etwas Lebensnotwendiges.

 

Jeden Tag satt - nicht selbstverständlich

 

Die Menschen suchen Jesus, folgen ihm nach Kafarnaum und finden ihn schließlich am Ufer des Sees. Jesus spricht mit diesen Menschen, für die es vielleicht nicht so selbstverständlich ist, jeden Tag satt zu werden, wie es das für uns in unserer heutigen Gesellschaft der Fall ist, und ermahnt seine Zuhörer: „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.“

Das Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis (B) zum Hören und Sehen auf unserem Youtube-Kanal.Das Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis (B) zum Hören und Sehen auf unserem Youtube-Kanal.

„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“ Ein starkes Stück für die Zuhörer, wie ich finde, denn manche von ihnen werden das Gefühl des Hungers gut gekannt haben. „Satt sein“ war keine Selbstverständlichkeit.

 

Brot für den Lebenshunger

 

In unserer Gesellschaft werden wir in der Regel satt, aber vielleicht kennen Sie das Gefühl, nach einem langen Tag richtig hungrig zu sein. Schwer vorstellbar, dass etwas in dieser Situation noch wichtiger sein soll als echtes Essen. Doch darauf will Jesus hinaus: Er will nach dem Wunder der Speisung nicht als Wundertäter auf einen Sockel gehoben werden.

Stattdessen bietet er sich ihnen selbst als „Brot“ an, das für immer satt macht, das nicht den Hunger des Leibes, sondern ihren Lebenshunger stillt. Jesus kümmert sich wie bei der Speisung der Fünftausend um unser tägliches Brot, aber er kann darüber hinaus noch Größeres geben.

 

Mehr als Nahrung

 

„Ich bin das Brot des Lebens“: Das spricht Jesus auch uns zu. Dabei lässt die Wendung „Ich bin“ die alte Offenbarungsformel anklingen, mit der Gott sich seinem Volk bereits auf dem Wüstenweg zu erkennen gibt: „Ich bin – ich bin da – ich bin der, der für euch da ist.“ In diesem Sinne auch hier: Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin der Vermittler des Göttlichen.

Wer sich so selbst als „Brot“ anbietet, das den Lebenshunger stillt, dem geht es vor allem um diese andere Dimension der Nahrung: Zuwendung, Geborgenheit, Kommunikation. Das Brot ist hier also nicht als ein Grundnahrungsmittel zur körperlichen Sättigung zu verstehen. Das Brot ist hier ein „Lebensmittel“, das unseren geistigen Hunger stillen soll. Es wird uns dauerhaft von Gott geschenkt – wie bereits auf dem Exodusweg – und schafft eine Atmosphäre, die uns aufleben lässt und im Glauben stärkt.

Die Autorin
Barbara Kockmann ist Pastoralreferentin in Heilig Kreuz Dülmen und Geistliche Leiterin der KjG | Foto: privatBarbara Kockmann ist Pastoralreferentin in Heilig Kreuz Dülmen und Geistliche Leiterin der KjG | Foto: privat

Jesus Christus hat uns vorgelebt, wie Menschen einander zum „Lebensmittel“ Brot werden können. Er selbst lebte ganz für die Menschen, war ihnen stets zugewandt und gab sich ihnen ganz hin.

 

Geistige Nahrung, die satt macht

 

Die Menschen am Ufer des Sees fragen, was sie tun müssen, um die Werke Gottes zu vollbringen. Die Antwort ist kurz: Die Menschen sollen an Gott glauben und in ihm bleiben, damit er in uns und durch uns wirken kann.

Sie sollen sich nicht nur darum bemühen, körperlich satt zu werden, sondern die Nahrung annehmen, die Gott uns jeden Tag aufs neue schenkt und die uns geistig satt macht und uns Kraft gibt. Paulus drückt das so aus: „Legt den alten Menschen ab. Zieh den neuen Menschen an.“ Worte, die wir – auf Christus bezogen – oft bei der Taufe gebrauchen, wenn das Taufkleid angelegt wird. Wenden wir uns immer wieder neu Christus zu, damit er in uns wirken kann.

 

Essen in Gemeinschaft

 

Essen – und vor allem das Essen in Gemeinschaft – gehört bei vielen Völkern zu einem Kulturgut, das nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern Menschen zusammenführt.

Machen Sie es doch genauso wie ich. Gehen Sie mit Ihrem Partner, mit Ihrer Familie, mit Ihren Freunden und Bekannten öfter mal essen. Genießen Sie die Atmosphäre, die gemeinsame Zeit, das Zuhören und Reden. Lassen Sie es sich zusammen gut gehen und gehen Sie nicht nur körperlich gesättigt, sondern vor allem auch geistig gestärkt daraus hervor.

Und werden wir alle wie Jesus: Brot füreinander. Wir können uns so auf den Geschmack Gottes bringen, dessen Zusage gilt: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“

Anzeige