Altabt Laurentius Schlieker fordert: Legt euch einen komplett neuen Style zu!

Auslegung der Lesungen vom 18. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B

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Die Lesungen dieses Sonntags berichten von der Kraft des Glaubens, die auf Jesus Christus selbst zurückgeht. Es geht um Glaube, der immer wieder erneuert werden muss. Manchmal hilft einfach ein neuer Style. Laurentius Schlieker OSB, Altabt der Benediktinerabtei Gerleve, legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Rabbi, wann bist du hierher gekommen?“ Jesus gibt den Leuten auf diese Frage keine Antwort. Er steht nicht für eine Religiosität, die nützliche Bestätigungen braucht oder die versucht, sich Gottes zu bemächtigen und Gott auf eigennützige Weise zu missbrauchen. Gottsuche im Sinne Jesu besteht darin, erfahren zu wollen, wie Gott für uns da ist und was er von uns will.

Aber interessiert uns das wirklich? Kreisen wir nicht um das, was wir von Gott wollen, von einem Gott, der sich uns möglichst anpasst und Sicherheiten gewährleistet? Jesus sagt den Menschen, was Gott von ihnen erwartet: Sie sollen glauben. Damit ist jenes Vertrauen gemeint, aus dem Jesus selbst gelebt hat: wie von einer Nahrung, aus der er jeden Tag Lebenskraft schöpfen konnte.

 

Glauben manifestiert sich als selbstlose Liebe

 

Die Lesungen vom 18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.

Der Glaube, der auf Jesus Christus zurückgeht, ist eine Beziehung, die sich im täglichen Leben als selbstlose Liebe, als Sorge um die anderen manifestiert und die zu ihrer Legitimierung keine wundersamen Ereignisse braucht.

Das wahre Leben kommt nicht von außen oder auf spektakuläre Art und Weise. Auch wenn Gott auf sein Volk Israel in der Wüste Brot und Wachteln „regnen“ lässt, weist Mose darauf hin, dass Israel in der Dankbarkeit und im Vertrauen wachsen und treu zum Gott des Bundes weiterwandern soll (erste Lesung). Als das dürstende Volk in seinem Misstrauen hingegen Gott prüfen wollte, wurde das Wasser bitter, das sie fanden.

 

Jesus Christus ist unser Leben

 

Die Rabbiner betrachteten die Tora, die göttliche Weisung, als das Brot, das Gott ihnen gegeben hat, als Lebensgesetz, das rettet und nährt. Nun sagt Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens“. Können wir uns dann nicht dem Ruf anschließen: „Gib uns immer dieses Brot!“

Jesus Christus ist unser Leben, eine Realität, die wir weder in Worte fassen noch in menschlichen Begriffen festschreiben können. In dem Wort „Ich bin“ offenbart Jesus sein Bewusstsein, er sagt damit, wer er wirklich ist. Zugleich lässt er uns entdecken, wer wir wirklich sind. „Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern; wer an mich glaubt, wird nicht mehr durstig sein.“

 

Geschenk des Lebens annehmen

 

Was bedeutet es, „zu ihm zu gehen, an ihn zu glauben?“ Es geht um mehr als nur darum, etwas von Jesus zu erhalten, sondern zu entdecken, dass das, was er als der geliebte Sohn im Tiefsten ist, auch uns geschenkt worden ist. Gott ist in jedem Menschen gegenwärtig, Christus betet in jedem Menschen (Frère Roger).

Wenn wir das Geschenk seines Lebens annehmen, werden wir immer mehr in ihn umgewandelt, der sich als Brot für die Welt hingegeben hat. Jesus verlangt von uns nicht, irgendeine abgehobene, unerreichbare Vollkommenheit zu suchen, sondern mit ihm eins zu sein im Glauben ,und die Fähigkeit zu entwickeln, uns selbst zu geben, unseren egoistischen Individualismus zu überwinden und bereit zu sein für die Erfahrung, dass uns Gott selbst sein Leben mitteilt und in der Tiefe unseres Seins ein Zuhause hat.

 

Evangelium eine beglückende Bereicherung

 

Der Autor
Altabt Laurentius Schlieker OSB
Laurentius Schlieker OSB ist Altabt der Benediktinerabtei Gerleve. | Foto: Michael Bönte

Jesus wollte im Evangelium die Menschen in eine bisher ungeahnte Tiefe führen. Die Leute hatten sich damit begnügt, Jesus zu suchen, weil sie satt werden und für das tägliche Brot nicht mehr schuften wollten. Das ist verständlich. Es geht ihm aber um unendlich Reicheres, Größeres. Er vermittelt uns die Nahrung, „die nicht verdirbt“, die ewiges Leben und Fülle schenkt. Diese Nahrung ist Jesus Christus selbst, den wir in der Eucharistie als den Gastgeber feiern, der sich uns schenkt.

Das Johannesevangelium gewährt uns, die wir Jesus nachfolgen, ihn nachahmen (imitatio) wollen, eine beglückende Bereicherung für unseren Glaubensweg. Wir sollen ihn als in uns gegenwärtig „erkennen“: beim Brechen des Brotes, in unserem Kämpfen, Leiden und Lieben. Und auch in unserem Abschied aus dieser Welt.

 

Neuen Style zulegen

 

Größer als unser Einfallsreichtum ist Gottes Gnade, auf die wir uns verlassen dürfen. Die Kraft des Geistes hält für uns Weisheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit bereit. Es ist schon herausfordernd, bequeme Gewohnheiten beiseite zu legen, auch manche Gewohnheiten und Muster, die wie ein Paar alte, kaputte Schuhe sind.

Aber das Bewusstwerden einer neuen, frischen Präsenz im Leben ist wie neue Kleidung, in die wir hineinschlüpfen können. Ganz so, wie es die „Volxbibel” für junge Menschen auf ganz eigene Weise formuliert: „Ihr sollt euch einen komplett neuen Style zulegen. Dieser neue Style ist von Gott selber designt worden. Er ist gerecht und etwas ganz Besonderes, er ist eben heilig“ (Eph 4,24).

Sämtliche Texte der Lesungen vom 18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) finden Sie hier.

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