Tim Schlotmann aus Coesfeld über die Schwierigkeit, an die Auferstehung zu glauben

Auslegung der Lesungen vom 2. Fastensonntag (B)

Natürlich gehört die Auferstehung zum christlichen Glauben - er ist sogar der Kern. Aber darüber zu sprechen, sich dazu zu bekennen, das ist eine andere Sache. Tim Schlotmann aus Coesfeld ist daher umso dankbarer, dass es Vorbilder dafür gibt.

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Natürlich gehört die Auferstehung zum christlichen Glauben - er ist sogar der Kern. Aber darüber zu sprechen, sich dazu zu bekennen, das ist eine andere Sache. Tim Schlotmann aus Coesfeld ist daher umso dankbarer, dass es Vorbilder dafür gibt.

Immer wieder die Sache mit der Auferstehung! Es will offensichtlich nicht in die Köpfe. Damals wie heute. Auf den Glanz der Verklärung folgt offensichtlich die Verwirrung. „Und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.“ Wie schwer werden sie sich getan haben mit dieser Vorstellung. Da können wir uns nur zu gut hineinversetzen. Wie viel Verwirrung herrscht auch heute, wenn davon die Rede ist.

Das Evangelium vom 2. Fastensonntag (Lesejahr B) zum Hören und Sehen auf unserem Youtube-Kanal.

Es gehört jedoch dazu, dass wir dies verkünden. Es ist Kernbestand. Woche für Woche und Tag für Tag werden wir daran erinnert, dass dies christliche Überzeugung ist. Ohne Auferstehung kein christlicher Glaube.

Zugleich können wir es nicht übersehen: Für allzu viele Menschen spricht wohl allzu viel dagegen. Es ist noch niemand zurückgekommen – dieser Satz fällt oft. Ganz lapidar. Ratlosigkeit liegt in der Luft. Vielleicht ist es tröstlich für uns, dass diese verstörende Botschaft schon im Umfeld Jesu nicht sofort auf fruchtbaren Boden fällt.

 

Bonusmaterial für besonders Fromme?

 

Später musste der Apostel Paulus die Erfahrung machen, dass sie ihm genau solange aufmerksam folgten, bis er von der Auferstehung der Toten zu reden begann. Darüber, so sagen sie es dem eifernden Prediger, möchten sie ihn ein andermal hören (Apostelgeschichte 17,32). Welche Ernüchterung, wenn gerade an der entscheidenden Stelle, dort, wo es ans Eingemachte geht, die geneigten Zuhörer das Feld räumen und sich demonstrativ abwenden.

Die Auferstehung eignet sich auch heute nicht besonders als Gesprächsstoff für gesellige Zusammenkünfte. So mancher Gläubige überlegt sehr genau, wann er davon zu reden beginnt. Zeugen der Auferstehung sollen wir sein, aber: Wer lässt sich noch davon überzeugen? Ist nicht der Widerspruch allzu groß? Drängt er uns nicht förmlich dazu, die Rede von der Auferstehung an den Rand zu drängen, dass sie vielleicht noch als christliches Bonusmaterial für die besonders Frommen herhalten kann?

 

In der Trauer kommt die Ratlosigkeit

 

Und doch ist da zeitgleich die große Sehnsucht. Als Seelsorger im Krankenhaus habe ich es öfter erleben dürfen: Da stirbt ein Mensch, und die Familie muss es miterleben. In die Trauer mischen sich Rat- und Sprachlosigkeit. Ist nun tatsächlich das letzte Wort gesprochen? Und da stehen sie nun, die Christen, die sich inmitten dieser Melancholie und dieser Ungewissheit zu erinnern beginnen.

Der Autor
Tim SchlotmannTim Schlotmann ist Pastoralassistent in der Gemeinde St. Lamberti in Coesfeld. | Foto: privat

Am Sterbebett sind die Fragen erlaubt, die wir im Nachmittagsprogramm des Alltags lieber hinten anstellen. Sie sind nicht nur erlaubt, sondern unumgänglich. Und irgendwie müssen Antworten her. Mehr noch: Dann, wenn alle gesehen haben, dass da einer seinen letzten Atemzug genommen hat, dann braucht es Zeugen, die genau dies zu sagen wagen: Das war nicht das letzte Wort! Vieles anderes gäbe es jetzt zu sagen. Am Sterbebett soll und darf auch gedankt werden und sogar gelacht. Es darf zurückgeblickt werden, und es könnte Versöhnung entstehen. All das ist möglich und hat hier seinen Raum.

Aber die menschliche Sehnsucht geht darüber hinaus. Und die christliche Botschaft geht mit. Der Verklärte ist da! Er hat das letzte Wort. Und er wird sich nicht aus seiner Verantwortung ziehen. Er wird auch denen noch entgegenkommen, die sich demonstrativ abwenden. Das Feld überlässt er nicht denen, die davon überzeugt sind, dass nun alles vorbei ist, den Botschaftern einer irdischen Endgültigkeit.

 

Wahrheit unseres Lebens

 

Es ist gut, dass dies Woche für Woche und Tag für Tag zu hören ist. Wir müssen es allerdings wieder richtig hören und nicht zur Routine werden lassen. Denn auch dies ist die Wahrheit unseres Lebens: An der Frage kommen wir alle nicht vorbei. Es gibt keine Sonderrechte und keine Bonuspunkte für die besonders Frommen und die besten Zuhörer. Der starke Glaube kann reifen und wachsen, wird aber genau hier noch einmal an seine Grenzen geführt.

Wohl denen, die sich nicht abbringen ließen. Welche Dankbarkeit können wir denen gegenüber empfinden, die gegen alle Widerstände nicht müde wurden, vom Auferstandenen zu erzählen. Sie fragten zunächst einander, was das sei: von den Toten auferstehen. Sie fanden Zeugen und wurden selbst welche. Papst Paul VI. hat es uns ins Stammbuch geschrieben: „Der heutige Mensch hört eher auf Zeugen als auf Gelehrte. Und auf Gelehrte hört er, weil sie Zeugen sind.“ Die Kirche von morgen braucht Zeugen, die nicht aufgeben.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 2. Fastensonntag (B) finden Sie hier.