Franzis Niehoff aus Münster über "umwerfende" Gottes-Erfahrungen

Auslegung der Lesungen vom 2. Fastensonntag (Lesejahr A)

Im Evangelium dieses Sonntags geht es um die Verklärung Jesu auf dem Tabor. Was es mit Tabor-Stunden auf sich hat und was das alles mit der Westerwald-Stadt Montabaur zu tun hat, sagt Franzis Niehoff von der Jugendkirche "effata".

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Im Evangelium dieses Sonntags geht es um die Verklärung Jesu auf dem Tabor. Was es mit Tabor-Stunden auf sich hat und was das alles mit der Westerwald-Stadt Montabaur zu tun hat, sagt Franzis Niehoff von der Jugendkirche "effata" in Münster.

Kennen Sie Montabaur? Ich noch nicht. Ob diese rheinland-pfälzische Kleinstadt sehenswert ist, kann ich also nicht sagen. Der Name der Stadt ist jedoch etwas Besonderes: Im 13. Jahrhundert kehrt der Besitzer der Stadt, der Trierer Erzbischof Dietrich II. von Wied, aus dem Heiligen Land zurück. Als er den Schlosshügel wiedersieht, erinnert er ihn an den Berg der Verklärung, den Berg Tabor, den er in Israel gesehen hat. Er benennt deshalb den Schlosshügel nach dem lateinischen Namen mons tabor. Daraus wurde dann Montabaur.

Vielleicht kommt Ihnen der Brauch, etwas Besonderes von einer längeren Reise mit nach Hause zu nehmen, bekannt vor. In unserem Haushalt gibt es jedenfalls zahlreiche Fotobücher und Andenken von schönen Reisen. Die Erinnerung an eine gute Zeit kann so im anstrengenden Alltag noch nachwirken.

 

Intensive Erfahrung

 

Die Lesungen vom 2. Fastensonntag (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Den besonderen Moment festhalten, das möchten auch die Jünger, die Jesus mit auf den Berg Tabor nimmt. Dort wird er vor ihren Augen in die kommende Herrlichkeitsgestalt des Auferstandenen verwandelt.

„Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija“, schlägt Petrus vor. Die Erfahrung auf dem Berg ist für ihn so intensiv, dass er sich darin einrichten will. Aber noch während er redet, erscheint eine Wolke, aus der Gott selbst spricht. Die Jünger – neben Petrus noch Jakobus und Johannes – sind so überwältigt, dass sie sich auf den Boden fallen lassen und sich fürchten. Dieses Motiv findet sich häufiger in den biblischen Texten.

 

„Umwerfende“ Erfahrung

 

Immer fürchten sich die Menschen, wenn Gott spricht. Und immer ist es Gott, der ihnen die Angst wieder nimmt. Jesus fasst die verängstigten Jünger im Evangelium an und fordert sie auf, aufzustehen und sich nicht zu fürchten.

Auch ahnt er wahrscheinlich, wie „umwerfend“ diese Erfahrung für die drei Jünger ist. Denn als sie wieder vom Berg hinabgehen, verbietet er ihnen, anderen von ihrer Erfahrung zu berichten: „Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!“ Muss ihnen das schwer gefallen sein …

 

Zurück in die Niederungen des Alltags

 

Welche überwältigenden Erfahrungen haben die Jünger vom Berg mitgenommen in ihren Alltag? Es waren mindestens zwei: Als Erstes natürlich die „Verklärung“ ihres Herrn und die überwältigende Stimme Gottes: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“

Vermutlich ist es zudem noch eine zweite Erfahrung: Als sie vor Angst mit dem Gesicht auf dem Boden liegen, berührt Jesus sie und hilft ihnen hoch. Ich glaube, dass diese Botschaft heute immer noch gilt: Der allmächtige Gott, schickt seinen Sohn auf die Erde, um uns aufzurichten! Dafür müssen wir keine besonderen Taten vollbringen oder besonders fromm sein. Er schenkt sich uns aus reiner Liebe.

 

Tabor-Erfahrungen im Münsterland

 

Franzis Niehoff.
Franzis Niehoff ist Pastoralreferentin in der
Jugendkirche effata (!). | Foto: privat

„Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Taten, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde“, wie es in der zweiten Lesung dieses Sonntags deutlich wird.

Auf einer Reise nach Israel habe ich als Studentin zahlreiche gute geistliche Erfahrungen gemacht. Mit unserer kleinen Reisegruppe haben wir viele Orte besucht, an denen Jesus den Menschen durch Worte und Taten die Liebe Gottes gezeigt hat. Den kleinen Erdwall vor unserem Haus im Münsterland werde ich trotzdem nicht Mons Tabor nennen. Ich glaube allerdings, dass wir die überwältigende Erfahrung der Herrlichkeit und der Zuwendung Gottes nicht nur auf dem Berg Tabor in Israel machen können, sondern auch hier in unserem ganz konkreten Leben.

Für mich sind solche Tabor-Stunden manchmal auch die kleinen Dinge im Alltag: Mit einer Tasse Kaffee die aufgehende Sonne beobachten, schöne Musik im Gottesdienst, die klugen und ehrlichen Kommentare beim Gebet von unseren Kindern oder die Momente, in denen ich ahnen darf, dass nach diesem Leben nicht einfach alles nur vorbei ist.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 2. Fastensonntag (Lesejahr A) finden Sie hier.

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