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Wie funktioniert Berufung? Die Antwort auf diese Frage steht im Mittelpunkt der Lesungen dieses Sonntags, erklärt Benediktiner-Pater Christian Brüning und legt die Texte aus.
Das zentrale Thema des zweiten Fastensonntags ist die Berufung. Alle drei Lesungen nehmen darauf Bezug. In der ersten Lesung ist es die Berufung Abrahams, der fortgerufen wird aus seinem Land, aus seiner Verwandtschaft und aus seinem Vaterhaus in ein Land, das Gott ihm zeigen wird. Er ist berufen, ein Segen für die Völker zu sein.
In der zweiten Lesung aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus nimmt er Apostel Timotheus in die Pflicht und gibt seine Berufung an ihn weiter: „Leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft: Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen.“
Alle sind zur Verkündigung berufen
Die Lesungen vom 2. Fastensonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.
Im Evangelium nehmen wir schließlich mit Petrus, Jakobus und Johannes an der Verklärung Christi teil und hören die Worte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“ Nicht nur die drei Apostel sind damit angesprochen, sondern auch wir, denen dies Evangelium verkündet wird.
Das Tagesgebet des zweiten Fastensonntags, obwohl in der Liturgie den Lesungen vorausgehend, greift das Thema der Berufung auf und entfaltet dazu eine dreifache Bitte: „Gott, du hast uns geboten, auf deinen geliebten Sohn zu hören. Nähre uns mit deinem Wort und reinige die Augen unseres Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen.“
Bogen zum ersten Fastensonntag gespannt
Mit dem Wort „nähren“ wird zum Ersten ein Bogen zurück auf den ersten Fastensonntag gespannt. In der Schilderung der Versuchung Jesu hatte dieser auf das Wort des Versuchers: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird“ geantwortet: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (Mt 4,3f).
Gleichzeitig wird mit dieser Bitte das Versprechen des Apostels Paulus an Timotheus aufgenommen: „Leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft.“ Die Bitte hat damit die grundlegende Begabung mit Nahrung und Kraft als Voraussetzung jeglicher Berufung vor Augen.
Annäherung an das Geheimnis Gottes
Als zweites formuliert das Tagesgebet die Bitte: „Reinige die Augen unseres Geistes“ Auch diese Bitte hat etwas mit Berufung zu tun. Im Epheserbrief heißt es: Gott „erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid.“ Es geht jedoch keineswegs nur um eine Klärung und Reinigung der Sicht, des physischen wie geistigen Sehvermögens.
Vielmehr zielt die Bitte darauf, dass Gott uns, seinen Berufenen, Anteil an der Verklärung Christi geben möge. Damit ist eine weitere Voraussetzung jeglicher Berufung gemeint, dass der Berufene hineingenommen ist in das Geheimnis Gottes. Nur so kann er Auskunft geben von der Botschaft Gottes.
Innerliche Freude notwendig
Der Autor
Pater Christian Brüning OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve. | Foto: Abtei Gerleve
Als drittes Element ist schließlich in der Oration von der Freude die Rede – zumindest von der lateinischen Grundfassung des Gebets her: „zur Freude am Glanz deines Angesichts“. Dabei ist an eine innerliche Freude gedacht, an Glücksmomente, die auch zu der Berufung eines Menschen dazu gehören und ihn über manch Schweres hinwegtragen mögen. Leider ist dieser Aspekt der Freude in der deutschen Übersetzung völlig untergegangen. Dort ist nur noch von einem blassen „fähig werden“ die Rede.
Ein direkter Bezug des Tagesgebetes zu den Lesungstexten der Eucharistiefeier ist nicht immer gegeben. Hier haben wir jedoch einmal den Fall.
Nimm uns zum Tabor mit!
Im Gotteslob (Nr. 363) gibt es übrigens ein kleines, feines Lied, das zu den Texten des zweiten Fastensonntags passt und das Tagesgebet samt den Lesungstexten zusammenfasst. Der Text stammt von Peter Gerloff. Eine Melodie dazu schuf Richard Mailänder. Man kann es aber auch zu der Melodie von „Gelobt seist du, Herr Jesus Christ“ (Nr. 375) singen: „Herr, nimm auch uns zum Tabor mit, um uns dein Licht zu zeigen! Lass unsere Hoffnung Schritt um Schritt mit dir zu Gott aufsteigen.“
Der Kehrvers: „Du wirst auch uns verklären, Herr der Herren. Lass leuchten deine Herrlichkeit, von der die Seher künden! Mach uns für Gottes Reich bereit, wo alle Mühen münden. Dann geh mit uns vom Berg hinab ins Tal der Alltagssorgen. Und sei uns Weg und Wanderstab durchs Kreuz zum Ostermorgen.“
Sämtliche Texte der Lesungen vom 2. Fastensonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.