Pfarrer Wichmann: Nicht Enge, sondern Weite!

Auslegung der Lesungen vom 2. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

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Die Zeit im Jahreskreis hat begonnen, das grüne Messgewand weist darauf hin. Doch die Botschaft vom Licht der Weihnachtszeit begleitet uns weiter, erklärt Pfarrer Josef Wichmann und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

In seinem zweiten Lied vom Gottesknecht erzählt der Prophet Jesaja von seiner Berufung für Israel und alle Nationen. Gott zeigt ihm, dass er ihm etwas zutraut, auch wenn die Menschen sich verweigern. Gott lässt ihn nicht scheitern, sondern gibt ihm – gleichsam zum Trotz – neue Aufgaben und neuen Mut.

„Mein Gott war meine Stärke“, bekennt er. Dieser Gott ermutigt ihn, „Licht für Nationen zu sein, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“ Nicht Enge ist das Markenzeichen, sondern Weite.

Christen können viel Licht verbreiten

Die Lesungen vom 2. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Das ist auch Jesus wichtig! „Ich bin das Licht der Welt“, sagt er von sich. Er sagt uns: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14), auch wenn es viel Schatten, ja Dunkelheit im Menschen, in Kirche und Welt gibt. Dennoch, manche Christen verbreiten viel Licht durch ihr Engagement für andere. Davon dringt zurzeit leider wenig nach außen.

Ich selbst habe in meinem langen Priesterleben erfahren und erfahre immer wieder, wie „Gott meine Stärke“ ist, wenn ich in schwierigen Situationen bin, zum Beispiel, als ich neulich zu einem Gespräch mit einem kranken, mehr als 80 Jahre alten Mann gerufen wurde. Er war schon länger todkrank und haderte mit seiner Krankheit. Nach einem geglückten Gespräch konnte er dankbar auf sein Leben zurückschauen und wünschte, die Krankensalbung im Beisein seiner Frau zu empfangen. Nach Salbung und Gebet konnte der Mann, kurz danach sich voll Vertrauen dem Tod überlassen und ins Licht des ewigen Lebens eingehen. Alle Angehörigen waren in ihrer Trauer getröstet.

Verbunden mit allen

Die Botschaft vom Licht und Heil will Paulus in seinem 1. Brief an die Kirche, die in Korinth lebendig ist, dort bewusst machen. Etwa um 49/50 n. Chr. hat Paulus sie gegründet. Er stärkt sie in ihrem Selbstbewusstsein als Christen. Die Glieder der Gemeinde repräsentieren als an Christus Glaubende Kirche vor Ort, wenn auch als eine kleine Zahl.

Zugleich ist sie verbunden mit allen, die überall den Namen Jesus Christi anrufen in dem Bewusstsein, „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). So erbittet Paulus den Korinthern Gottes gnädige, liebende Zuwendung. Auch hier: Nicht Enge ist das Markenzeichen, sondern Weite. Nicht die großen Zahlen sind wichtig, sondern die Strahlkraft des Lichtes, das von Jesus Christus als Mitte der Gemeinde ausgeht, auch in heutiger Zeit.

Jesus im Mittelpunkt des Glaubens

Im Evangelium stellt Johannes der Täufer Jesus vor, der sich auf sein öffentliches Wirken vorbereitet. So wie der Gottesknecht bei Jesaja und Paulus berufen und gesandt sind, kommt nun im Evangelium Jesus in den Blick.

Gleich beim ersten öffentlichen Auftreten Jesu betont das Vierte Evangelium dessen Sonderstellung: Er ist der Auserwählte Gottes, der Geistesträger, der Geistliche schlechthin. Der Täufer stellt sich ganz in seinen Dienst, zeigt auf ihn. Im Mittelpunkt des Glaubens steht allein Jesus. Er ist der Gesandte Gottes, der Sohn des Vaters. Immer schon wird Ostern – Auferstehung –  mitgedacht. Sein Tod und die Hingabe im radikalen Gottvertrauen leuchten auf.

Erlösende Liebe Gottes

Der Autor
Pfarrer Josef Wichmann
Josef Wichmann ist Pfarrer em. im Anna-Katharinenstift Karthaus. | Foto: privat

Deshalb sagt Johannes der Täufer: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt fortträgt beziehungsweise aufhebt.“ Das hören wir in jeder Heiligen Messe. Er ist das wahre Paschalamm, das Entsühnung und Versöhnung schafft. Wie der Sündenbock, der im Denken des Judentums mit den Sünden des Volkes beladen in die Wüste geschickt wird und nicht zurückkehrt, nimmt Jesus die ganze Last des falschen Lebens auf sich und schafft sie fort. Das ganze Unheil, weltweit und im Einzelnen – wird im Singular angesprochen: „die Sünde der Welt“, die Welt der Sünde.

Der Evangelist Johannes schafft eine Verbindung zwischen der prophetischen Gestalt des leidenden Gottesknechtes und dem Pessachlamm – Jesus, das Pessachlamm ist der Inbegriff eines unschuldig gestorbenen Todes, so wie Jesus unschuldig starb, ohne sich zu wehren. „Er wurde misshandelt und tat seinen Mund nicht auf“ (Jes 52,7). Ein Ursymbol für die erlösende Liebe Gottes.

Glaubende dürfen vertrauen

Von ihm sagt Johannes der Täufer: Auf ihn kam der Geist Gottes herab, um auf ihm zu bleiben. Er tauft mit Heiligem Geist. „Ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.“

Ja, können wir als Glaubende sagen, er ist das Licht der Welt, auch in unserer dunklen Zeit, das uns den Weg zum Leben zeigt.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 2. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

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