Weihbischof Rolf Lohmann über Jesus, der spalten will

Auslegung der Lesungen vom 20. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr C

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Braucht es statt eines Jesus, der von Schwert und Feuer spricht, nicht viel mehr einen harmonischen Jesus in dieser Zeit der Krisen? Auf keinen Fall sagt Weihbischof Rolf Lohmann und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Jesus, so wie er sich im heutigen Evangelium zeigt und verhält, ist uns fremd und er passt so gar nicht in die gelöste Sommerstimmung. Wir meinen, Jesus als den Liebenden und den Gebenden zu kennen. Jesus, der sich immer den Sündern zuwendet und für uns am Kreuz stirbt. Schwelgen wir nicht allzu gerne in der Vorstellung eines harmonischen Jesus?

In mir ruft das Evangelium Widerstände hervor. Die Situation der Welt braucht gerade kein Feuer und kein Schwert. Umweltkatastrophen nehmen zu; unsere Ökosysteme werden instabiler; die Frage nach sozialer Gerechtigkeit wird virulent; die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sind immer noch deutlich spürbar; Russland hat die Ukraine überfallen, und täglich sterben eine Vielzahl Menschen auf beiden Seiten. 

Verkündigung wie eine Katastrophe

Die Lesungen vom 20. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Da will ich nichts vom Schwert und vom Feuer hören und das schon gar nicht von Jesus. Jesus bringt keinen Frieden, sondern Spaltung? Driftet die Welt nicht schon fast unaufhaltsam auseinander? Wie ist dies zu verstehen?

Die Bilder, die Jesus benutzt, hängen mit seiner Verkündigung in Israel zusammen. Seine Verkündigung wirkt wie eine Katastrophe – er legt sich mit den Autoritäten der damaligen Zeit an.

Die Radikalität der Nachfolge

Im Kontext der apokalyptischen Spruchreihe erinnert Jesus seine Jünger an die Radikalität der Nachfolge. Feuer steht hier als Bild für eine unbedingte Entschiedenheit, Jesus nachfolgen zu wollen. Ebenso verweist das Bild des Feuers auf das letzte Gericht, welches zur Zeit Jesu noch aussteht. Darin klingt der eschatologische Charakter der Bilder an.

Tiefer wird das Verständnis für den Text, wenn uns deutlich wird, dass das Bild des Feuers eng mit der Taufe verbunden wird. Jesus meint hier nicht die Taufe mit dem Wasser, wie er sie von Johannes empfangen hat, sondern er meint eine andere Taufe. Er nimmt an dieser Stelle den bevorstehenden Kreuzestod vorweg. Hier wird Jesus ganz menschlich, denn er sagt: „Und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.“ (Lk 12, 50). Er hat Angst vor dem, was ihm noch bevorsteht.

Weltlage nicht einfach hinnehmen

Der Autor
Weihbischof Rolf Lohmann
Weihbischof Rolf Lohmann aus Xanten. | Foto: Michael Bönte

Uns fordert das Evangelium heute zu einer Entscheidung heraus. Wie stehen wir zu Jesus und dem, was er verkündigt? Haben wir uns schon für ihn entschieden? Mit der Entscheidung für Jesus geht die Auseinandersetzung und Beschäftigung mit seiner Botschaft einher. Manchmal ist diese Beschäftigung mit der Botschaft mit Widerständen und Herausforderungen verbunden.

Wir Christen können nicht einfachhin mit der Welt einverstanden sein, so wie sie gerade ist. Der Krieg in Russland muss zu Empörung führen; die ökologische Krise muss zu einem Handeln führen, das unserer Schöpfungsverantwortung gerecht wird – wir tragen Sorge für die zukünftigen Generationen; die Soziale Frage kann uns nicht unberührt lassen. 

Ein Ausdauerlauf

Dieser Weg gleicht einem Ausdauerlauf. Es geht nicht immer nur bergauf, sondern es braucht manchmal Pausen und die Momente des Atemholens. Der Verfasser des Hebräerbriefs spricht von einem Wettkampf, dem der Glaube manchmal gleicht. Er gibt uns aber sogleich die Grundorientierung mit auf den Weg: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.“

Es ist nicht einfach, in der heutigen Zeit Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidung für das Evangelium lohnt sich! 

Sämtliche Texte der Lesungen vom 20. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.

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