Weihbischof Rolf Lohmann: Willkommen jedem, der kommt!

Auslegung der Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr C

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Wie können wir heute die frohe Botschaft zeitgemäß verkünden? Was bedeutet es, einen christlichen Lebensstil zu pflegen? Diesen Fragen nähert sich Weihbischof Rolf Lohmann an und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Der Sommer ist die Jahreszeit, in der die meisten Konzerte und Festivals stattfinden. Haben Sie schon mal gesehen, wie es da manchmal zugeht, wenn es darum geht, die besten Plätze zu ergattern? Da stehen Menschen stundenlang an oder übernachten sogar vor den Veranstaltungsorten; nur um dann ganz vorne stehen zu können. 

Es gibt verschiedene Kategorisierungen von Eintrittskarten. Da gibt es die einfachen Plätze und es gibt die Lounge-Plätze, da ist das Essen und Trinken inklusive. Welchen Platz man bekommt, hängt von der Frage ab, wie viel man bereit ist zu zahlen. Und heute im Evangelium? 

Wer wird gerettet?

Die Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Die Frage der Platzierung ist heute maßgeblich für das Evangelium. Auf dem Weg nach Jerusalem nimmt Jesus in verschiedenen Städten und Dörfern Platz, kehrt ein und lehrt. Voller Sorge tritt ein Unbekannter an ihn heran und fragt: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“

Jesus antwortet auf die Frage, indem er das Gleichnis von der verschlossenen Tür erzählt. Die Bitten um Einlass durch die Tür wird mit den Worten: „Ich weiß nicht, woher ihr seid“ abgewiesen.

Die Frage nach dem christlichen Lebensstil

Es entsteht ein Dialog, der sich um das Endzeitmahl entspinnt. Jesus antwortet harsch: „Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan.“ In diesem Punkt können wir an das Evangelium des letzten Sonntags anknüpfen. Wir sind herausgefordert, einen christlichen Lebensstil zu pflegen, der mit Umkehr und Aufrichtigkeit verbunden ist. Jesus will, dass wir uns für ihn entscheiden. Ausreichend ist nicht, gemeinsam mit dem Herrn gegessen und gespeist zu haben. Eine Teilnahme an Eucharistie und Predigt, die äußerlich bleibt, ist nicht ausreichend, um in das Reich Gottes einzugehen.

Heute stellt sich die Frage: Interessieren sich Menschen überhaupt noch für die Botschaft Jesu? Wie sollen sie sich, wenn sie die Botschaft nicht kennen, überhaupt für Jesus entscheiden? Antworten die Menschen uns nicht – anders als im Evangelium: „Wir wissen nicht, wovon ihr uns erzählt. Wir kennen ihn nicht.“

Die Türen müssen sich öffnen

Der Autor
Weihbischof Rolf Lohmann
Weihbischof Rolf Lohmann aus Xanten. | Foto: Michael Bönte

Ich will an dieser Stelle einen anderen Blick auf das Bild der Türe werfen. Sicher steht diese im Evangelium in enger Verbindung mit der Frage nach dem ewigen Leben. Wir müssen den Menschen allerdings, so scheint mir, in vielen Teilen der Gesellschaft neu von dieser Botschaft erzählen. Von diesem Jesus, der eine Entscheidung verlangt, weil er unsere Freiheit und unser Wohl im Blick hat. 

Im umgekehrten Sinn müssen wir die Türen öffnen und nicht verschließen. Unser Lebensstil kann überzeugend sein; er kann zur Nachahmung anregen. Allerdings völlig ohne einen Automatismus, wie wir in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt waren.

Verbindung zu Glaubensfragen bekommen

Auf dem Weg nach Jerusalem war Jesus an verschiedenen Stationen zu Gast. Immer nur für eine gewisse Zeit und mit dem klaren Ziel seines Wegs. Heute ist die Situation der Verkündigung ähnlich. Menschen kommen zu bestimmten Veranstaltungen und gehen danach wieder.

Entscheidend ist, dass sie eben für den einen Moment kommen und in Verbindung zu den Fragen des Glaubens und zu Jesus treten – vielleicht ohne wirkliche Fragen zu haben. Ohne Defizite, die wir als Kirche so gerne unterstellen, weil die Menschen ein erfülltes, glückliches Leben führen.

Türöffner für Menschennähe

Bereiten wir den Menschen den Weg hin zu dieser Tür. Zu der Tür und Schwelle des Glaubens. Der Synodale Weg für die Kirche von Deutschland ist ein Türöffner – für eine menschennahe Kirche. In der Logik des heutigen Evangeliums sind es genau die Menschen, mit denen die Kirche und das religiöse Establishment nicht rechnen, denn nicht die vermeintliche Nähe zu Jesus zählt – „Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken…“ – sondern die Bereitschaft, ihm folgen zu wollen. Dafür ist unser Lebenszeugnis notwendig.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.

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