Jan Aleff: Warum Hochmut so gefährlich ist

Auslegung der Lesungen vom 25. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B

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Hochmut macht blind für die Belange anderer Menschen, man erhebt sich über sie. Genau dieses Verhalten ist für Jesus ein Dorn im Auge, schildert Jan Aleff und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Hochmut kommt vor dem Fall!“ Dieses Sprichwort ist noch im Alltag gebräuchlich, und es scheint sich immer wieder neu zu bewahrheiten. Es ist ein prominentes Beispiel für Sprichwörter, die es aus der Bibel in unsere Verkehrssprache geschafft haben (Buch der Sprichwörter, 15,18b). Das ist nicht verwunderlich: dem Einzelnen begegnen doch immer wieder Menschen, die meinen, etwas Besseres zu sein. Gründe dafür kann man im Freiheitsdrang des Menschen finden; im Bemühen, autark und frei von äußeren Bedingungen und Abhängigkeiten zu leben. Außerdem fördern wir in unserer Leistungsgesellschaft den Aspekt von „Mehr-Wert“ und „Minder-Wert“. Man denke nur an die eminent großen Unterschiede bei der Entlohnung unterschiedlicher Arbeit.

Hochmut (lat. Superbia) ist in der Bibel ein häufiger Reflexionsgegenstand und das kommt nicht von Ungefähr. Man kann sagen: Er ist die Wurzel aller Sünden. Hochmut ist: größer und mächtiger, klüger und schöner, wichtiger und begehrter sein zu wollen, als man es in der Realität ist. Wobei die hochmütige Person dies alles nicht erst künftig erreichen will, sondern sich jetzt schon über andere erhebt.

Der Mensch will sich als Gott etablieren

Sie wird blind dafür, dass sie selbst endlich und geschaffen, auch mittelmäßig und begrenzt ist und – sie verleugnet letztlich ihren Schöpfer und Herrn. Denn wenn ich Hochmut zu Ende denke, dann ist es das Bestreben, niemanden mehr bitten zu müssen; ganz unabhängig von anderen zu sein. Der Mensch etabliert sich dann selbst als Gott. Er darf alles, ihm gehört alles, er beansprucht alles. Ebenso meint er, zu Recht herabschauen zu dürfen auf alle, die schwächer und fehleranfälliger sind als er, und zornig die zu verfolgen, die ihn in seiner Größe bezweifeln. Mir kommen da schnell Persönlichkeiten der nationalen und internationalen Bühne in den Kopf.

Aber den Kopf will ich schnell wieder einziehen. Es gibt ein islamisches Sprichwort zur Verborgenheit des eigenen Hochmuts: „Eher findet man in einer schwarzen Nacht auf einem schwarzen Stein einen schwarzen Käfer als den Hochmut im eigenen Herzen.“

Eigene Hilfsbedürftigkeit erkennen – das hilft gegen Hochmut

Die Lesungen vom 25. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B zum Hören finden Sie hier.

In der Lesung aus dem Buch der Weisheit wird von den Frevlern erzählt, die sich von den gottesfürchtigen Gerechten angefragt fühlen, die sich gestört fühlen in ihrer Dekadenz. „Durch Erniedrigung und Folter wollen wir … seine Widerstandskraft auf die Probe stellen.“ Kritik kann Hochmut schlecht verkraften, die Reaktionen sind im schlimmsten Fall Rache und Gewalt. Eine subtile Form davon kann ein Beziehungsabbruch sein. Manche Familien können davon ein leidvolles Lied singen.

In der Lesung aus dem Jakobusbrief wendet sich der Autor gegen Spannungen innerhalb der christlichen Gemeinden aufgrund von Egoismen (Leidenschaften) und Vorteilsnahme. Hartherzige Reiche werden gewarnt: „Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.“ Und wenn sie um etwas bitten, dann in böser Absicht. Wer aber jemanden um etwas bittet, der macht sich angreifbar, abhängig; der setzt sich in Beziehung – das ist mit Hochmut nicht gut vereinbar. Eine eigene Hilfsbedürftigkeit zu erkennen und zu akzeptieren, ist ein gutes Hilfsmittel gegen die Superbia.

Eine wirklich frohe Botschaft

Im Evangelium stellt Jesus nun die Welt seiner Freunde auf den Kopf. Er erzählt ihnen unverblümt, was an Drama passieren wird, und sie sind überhaupt nicht in der Lage, zu verstehen, was er da sagt. Sie sind nämlich von der Idee gefesselt, dass Jesus der Messias ist, der Bevollmächtigte Gottes, und das bedeutet für sie ganz klar, dass sie die zukünftigen königlichen Höflinge sind.

Der Punkt, den Jesus dann macht, lautet: Die Jünger gewinnen kein besonderes Wohlwollen oder Ansehen, weil sie seine Nachfolger sind. Jeder, der auch nur ein Kind mit offenen Armen empfängt und ihm hilft, weil er Jesu Botschaft folgt, empfängt darin Jesus selbst. Auch wenn wir heute die Apostel besonders ehren, können wir Nachgeborenen Jesus ebenso nahe sein wie sie damals. Dieses Evangelium ist wirklich eine frohe Botschaft für uns und für alle, die sich den Minderheiten und Benachteiligten zugehörig fühlen (vgl. Mt 5,1-12).

Sich zu den Kleinen, Armen, Schwachen beugen, Augenhöhe schaffen, ihnen helfen, und sich vor dem Schöpfer klein wissen: das sind Schlüssel zum Thronsaal Gottes. Da ist die Brücke zum Himmel. Als Begriff dafür taugt: „Demut“. Hochmut kommt vor dem Fall und Demut vor dem Himmelreich!

Sämtliche Texte der Lesungen vom 25. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B finden Sie hier.

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