Margarete Schylek sagt, wie sich Ostern im Alltag lebendig halten lässt

Auslegung der Lesungen vom 3. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr A

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In der Erzählung vom Erscheinen des Auferstandenen am See beeindruckt auf den ersten Blick die schiere Menge der gefangenen Fische. Doch die Botschaft liegt tiefer. Pastoralreferentin Margarete Schylek über Perspektivwechsel, reflektierte Erkenntnis - und Tatendrang.

Die Geschichte von der Erscheinung des Auferstandenen am See erinnert an die Berufung der ersten Jünger (Lk 5,1 ff.) und den Emmausgang (Lk 24,13-35). Drei inhaltliche Punkte gliedern den Abschnitt: Zunächst steht der frustrierende Fischfang der sieben Jünger im Vordergrund. Dann erscheint der Auferstandene am Ufer und die Netze werden reichlich gefüllt. Der Höhepunkt wird durch das gemeinsame Mahl bestimmt.

Das Johannesevangelium trägt großteils philosophischen Charakter und hinterfragt den Glauben. Diese Perikope entstammt der johanneischen Schule, einer Art Endredaktion des Johannesevangeliums. Am Anfang wird das Anliegen der Verfasser klar formuliert: Jesu Identität als Messias wird bestätigt – der Glaube an die Auferstehung soll gestärkt werden. Doch wie verkauft sich diese Botschaft, die den Kern des christlichen Glaubens ausmacht?

Wechsel der Perspektive

Die Lesungen vom 3. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Beim Alltagsgeschäft der Jünger erscheint Jesus am frühen Morgen am Ufer. Doch sie erkennen ihn nicht. Nicht einmal, als er sie mit „meine Kinder“ anspricht.

Erst als Jesus sie motiviert und berät, wie sie die Netze füllen könnten. Der Ratschlag, das Netz auf der rechten, der Glücksseite, ins Wasser zu werfen, ermöglicht den Fang zahlreicher Fische. Manchmal braucht es einen kleinen Anstoß, eine zündende Idee, einen Perspektivwechsel, um einen neuen Versuch zu starten.

Im Alltag, als wäre nichts gewesen

Die Männer sind müde von der Nacht, enttäuscht und in Trauer nach der Kreuzigung. Sie haben Jesu Botschaft noch nicht verstanden. Jesus muss sich ihnen ein wiederholtes Mal zeigen, ihren Glauben anregen und sie zum Handeln bewegen.

Glaube ist nicht etwas, was man einmal erlangt und seitdem konserviert im Schrank aufbewahrt. Obwohl der Auferstandene ihnen bereits begegnet ist, gehen sie trotzdem ihrem Alltagsgeschäft so nach, als ob nichts gewesen wäre.

Glaube braucht Mut und Tatendrang

Die Jünger am See verfangen sich im Alltagstrott. Ihr Freund und Meister, in den sie alle Hoffnung gesetzt hatten, ist tot. Es fühlt sich unwirklich und trostlos an. Was braucht es, damit Glaube, der einst gesät wurde, wieder lebendig wird? Jesus gibt eine klare und direkte Antwort.

Eine klare Ansage ist hilfreich, doch nur die halbe Miete. Der Lieblingsjünger erkennt das in dem Moment, doch Petrus reagiert überstürzt. Es braucht unseren Mut, Tatendrang, eine Initiative und die Überwindung des inneren Schweinehunds.

Als Petrus erfuhr, dass es der Herr ist, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Das Bild des übereifrigen und aktiven Petrus mag zum Schmunzeln anregen, doch es erinnert auch an seine Verleugnung.

Erkenntnis und Glaube

Die Autorin
Margarete Schylek
Margarete Schylek ist Pastoralreferentin in der Gemeinde St. Liudger in Münster. | Foto: pbm

Petrus versteht die Bedeutung dieser Offenbarung nur oberflächlich, nur der Lieblingsjünger Jesu weiß die Situation zu interpretieren. Es braucht die reflektierte Erkenntnis und den tiefen Glauben. Glaube ohne Vernunft ist blinder Fanatismus – Vernunft ohne Glauben ist intellektuelle Leere.

Die anfängliche Resignation der Jünger und Verwunderung hat sich nicht in Begeisterung gewandelt. Keiner von ihnen wagte Jesus zu fragen: Wer bist du?

Es herrscht Befangenheit und Zurückhaltung. Am Ufer findet kein Freudenmahl oder Grillfest statt. Die Stimmung des letzten Abendmahls liegt in der Luft. Die Situation erscheint unlogisch. Jesus, der anfangs um Essen gebeten hatte, steht am Kohlenfeuer mit Brot und Fisch. Die Jünger kommen mit den gefangenen Fischen, aber er hat schon alles vorbereitet. 

Gegen die Sprachlosigkeit des Todes

Ausschlaggebend für diese Begegnung ist nicht die Menge an gefangenen Fischen der Jünger, sondern ihre Erfahrung, trotz Enttäuschung und Trauer weiterzumachen, nach vorne zu blicken – den Glauben nicht zu verlieren, dass der Tod das letzte Wort hat. Er teilt mit ihnen das Brot als Zeichen, dass er immer noch unter ihnen ist. 

Die Erfahrung, gegen jegliche Sinnlosigkeit dem guten Willen zu folgen und die Hoffnung auf das ewige Leben wach zu halten – das ist Ostern. Dagegen anzukämpfen, dass der Tod uns zur Sprachlosigkeit und Bewegungslosigkeit drängt.

Den Glauben daran kann man nicht festhalten oder in eine unumstößliche Gewissheit wandeln. Das wäre anmaßend und würde die Wahrheit im Kern ersticken. Ostern kann auch nicht in Mauern und Gefäßen, seien sie noch so prächtig und schön, eingeschlossen und verwahrt werden. Den österlichen Glauben lebendig halten heißt, Jesu Botschaft immer wieder mitnehmen, weitergeben und sich beschenken lassen.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 3. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A) finden Sie hier.

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