Josef Wichmann: Hoffnungsspritze gegen die Krisen

Auslegung der Lesungen vom 3. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

Anzeige

In Zeiten der Krisen in Kirche und Gesellschaft sind immer wieder „Lichtworte“ notwendig, um positiv in die Zukunft schauen zu können. Genau solche Worte hat Jesaja parat, sagt Josef Wichmann und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Der Prophet Jesaja schenkt uns „Lichtworte“. Er spricht sie damals hinein in eine von Krisen geschüttelte Zeit. Sie sollen Hoffnung und Zuversicht wecken. Was ist passiert? Die Assyrer haben das Nordreich eingenommen. Samaria gleicht einem Trümmerhaufen. Angesichts dieser Not fällt Israel in Angst und Resignation, in eine Depression, kann man sagen.

Da macht der Prophet Mut: Wir müssen diese Situation durchstehen, die Kräfte bündeln. Vertrauen wir auf Gott! Er wird uns beistehen, er sendet Zeichen. Licht leuchtet auf in der Fins­ternis der augenblicklichen Situation; Jubel und Freude, der Krieg hat ein Ende. So wie Gott schon früher in der Geschichte Israels wirkte, so geschieht es auch in der Gegenwart.

Mit den Augen Gottes

Die Lesungen vom 3. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

„Lichtworte“ brauchen auch wir. Wir sollten die Verse Jesajas tiefer betrachten: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt...“ Sein Name ist: „Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ Hier leuchtet das Kind von Betlehem auf, dessen Geburt wir gerade gefeiert haben. Dann folgt die Verkündigung Jesu vom Reich Gottes: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ 

Der Friede wird in allem Schrecklichen, das wir erleben, konkret gelebt. So dürfen wir den Lesungstext als Ermutigung und Hoffnungsspritze betrachten, der hilft, die Situation in Kirche und Welt mit den Augen Gottes wahrzunehmen und in unserem persönlichen Leben Lichtspuren des Wirkens Gottes entdecken. Es gibt sie! Ich finde, der Synodale Weg bei uns und in der Weltkirche sind solche Lichtspuren.

Nur ein rechter Weg?

Um Krisen geht es auch im Ersten Korintherbrief. Paulus befasst sich mit Gegebenheiten und Schwierigkeiten in der Gemeinde in Korinth. Wie die Situation damals, so ist sie auch heute oft in vielen Gemeinden, Bistümern, in der Kirche, aber auch bei den Kirchen untereinander. Am Arbeitsplatz, im Verein und in der Politik finden wir immer wieder dieses Schema, das jedes Miteinander fast unmöglich macht. Jede und jeder meint, den rechten Weg gefunden zu haben, und nur dieser Weg sei der richtige, alle anderen seien auf dem falschen Weg. 

In seiner Enzyklika „Fratelli Tutti“ vom Oktober 2020 schreibt Papst Franziskus dazu: „Trotz dieser dunklen Schatten, die nicht ignoriert werden dürfen, möchte ich den vielen Wegen der Hoffnung eine Stimme geben. Gott fährt nämlich fort, unter die Menschheit Samen des Guten zu säen. Die jüngste Pandemie hat uns erlaubt, viele Weggefährten und -gefährtinnen wiederzufinden und wertzuschätzen, die in Situationen der Angst mit der Hingabe ihres Lebens reagiert haben. Wir können erkennen, dass unsere Leben miteinander verwoben sind und wir durch einfache Menschen Hilfestellung erfahren haben, die aber zweifellos eine bedeutende Seite unserer Geschichte geschrieben haben: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele, ja viele andere, die verstanden haben, dass niemand sich allein rettet.“

Offenheit ist notwendig

Der Autor
Pfarrer Josef Wichmann
Josef Wichmann ist Pfarrer em. im Anna-Katharinenstift Karthaus. | Foto: privat

Ein Miteinander oder Geschwisterlichkeit gelingt, wenn wir offen, ehrlich und klar miteinander umgehen durch das Zeugnis des eigenen, persönlichen Lebens und wenn wir Jesus Christus, die Quelle unseres Handelns und unser Ziel, in den Mittelpunkt stellen.

Stellen wir kurz das Evangelium in einen größeren Zusammenhang. Ihm voraus geht das Wirken Johannes des Täufers „in der Wüste von Judäa“ und die Taufe Jesu. Es folgt die Erzählung von der Versuchung Jesu in der Wüste. Danach heißt es: „Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte ...“, der eine tritt ab, der andere beginnt. Johannes hat seine Mission erfüllt, Jesus steht am Beginn seines Wirkens. Er nimmt Wohnung in Kafarnaum, damals eine „Stadt“ mit einer Zollstation, mit Militärs und günstig gelegen am See.

„Überprüft euer Leben!“

Er fühlt sich gesandt zu denen, die im Dunkeln sitzen, die man nicht sieht oder gerne übersieht, um ihnen sein Licht zu bringen. Ihnen verkündet er seine Botschaft wie Johannes, der Täufer: „Kehrt um!“ Überprüft euer Leben, nehmt unter Umständen eine Kurskorrektur eures Lebens vor! „Denn das Himmelreich ist nahe“ (V.17). 

Der abschließende Vers fasst die Tätigkeit Jesu so zusammen: lehren – verkünden – heilen. Das ist Auftrag der Kirche auch heute für alle Getauften und Gefirmten.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 3. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

Anzeige