Michael Peters: Wie vertrauen in dieser irren Welt?

Auslegung der Lesungen vom 4. Adventssonntag / Lesejahr A

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Bei Maria bleiben oder sich von ihr trennen? Vor dieser schweren Entscheidung steht der Zimmermann Josef. Dank der Kraft der Verheißung bleibt er, sagt Michael Peters und legt die Lesungen des vierten Adventssonntags aus.

Was macht ein Mann, wenn seine Braut ein Kind von jemand anderem bekommt? Welchem Impuls würde er nachgehen? Als „gehörnter“ Bräutigam am Kindesvater Rache nehmen? Sich von der Braut trennen? Wenn Josef die Schwangerschaft Marias offen macht, würde dies ihren Tod bedeuten. Josef überlegt: Er könnte zunächst Maria heiraten und sich dann – das jüdische Recht machte es Männern da recht einfach – nach der Eheschließung von ihr trennen.

Während nun sein Gedankenkarussell Fahrt aufgenommen hat, erscheint wie in einem Tagtraum ein Engel, der seine Gedanken durchkreuzt. Der Engel fordert ihn auf, bei Maria zu bleiben und Jesus, dem Retter Israels, zum Leben zu verhelfen.

Josef vertraut der Verheißung

Die Lesungen vom 4. Adventssonntag (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Damit ist das Karussell gestoppt, Josef stellt seine Vernunft und Bedenken hinten an. Stattdessen vertraut er dem Engel und der Verheißung Gottes, dass Befreiung und alles Heil nur in der Menschwerdung Gottes liegen. Der Plan Gottes steht und fällt mit Josef. Und Josef verhilft dieser Menschwerdung zum Durchbruch. Er glaubt der Zusage Gottes gegen alle menschliche Erfahrung und gegen alle naheliegende Erklärung.

Ganz anders Ahas in der ersten Lesung dieses vierten Adventssonntags. Er ist König von Israel. Als Feinde sein Volk überfallen wollen, sieht er als einzig probates Mittel ein Bündnis mit einer weiteren Militärmacht, um sein Volk zu schützen. Doch es gäbe auch eine Alternative, die ihm der Prophet Jesaja aufzeigt: Vertrau auf Gott, der Israel bisher treu begleitet und beschützt hat! Aber Ahas lehnt ab. Er erhält dennoch ein Zeichen Gottes. Eine junge Frau wird ein Kind mit dem Namen Immanuel – „Gott mit uns“ – gebären.

Krieg ist uns wieder sehr nahe

Kann Ahas im drohenden Krieg auf eine wehrlose junge Frau und ein Kind setzen? Letztlich setzt er dann doch auf Truppen und Waffen, statt die Zeichen Gottes in den Blick zu nehmen und ihm zu vertrauen. Ahas bleibt in der Spur der althergebrachten, der traditionell-militärischen Logik. Er verliert den Krieg und muss den Untergang Israels erleben.

Diese beiden Geschichten um „Zar“ Ahas und „Zimmermann“ Josef haben auch in diesem Advent nichts an Aktualität eingebüßt. Der Krieg ist uns schon lange nicht mehr so nahe gekommen – und er scheint vielfältiger geworden: Krieg mit Waffen, mit atomarer Bedrohung, im digitalen Raum, um Energie, gegen das Klima ...

Paulus vertraut aufs göttliche Kind

Woher kommt Rettung? Worauf können wir vertrauen? Worauf kommt es an, wo es so viele Fragen und Antworten gibt?

Paulus hat für sich die Antwort gefunden und gibt sie an die Gemeinde von Rom weiter. Er steht ein für das Evangelium Gottes von seinem Sohn Jesus Christus, dem Menschgewordenen. Für ihn haben sich darin die Verheißungen der Propheten in Gänze erfüllt. Das treibt ihn persönlich um und drängt ihn, es allen mitzuteilen, die zu seiner Gemeinde gehören. Er setzt nicht auf irdische Machthaber, sondern auf das göttliche Kind.

Gott ist Mensch geworden

Der Autor
Michael Peters ist Diakon im Seelsorgteam St. Joseph Münster-Süd. | Foto: privat
Michael Peters ist Diakon im Seelsorgeteam St. Joseph Münster-Süd. | Foto: privat

Die beiden Geschichten aus der Jesajazeit und nach dem Matthäus-Evangelium sind gerade an diesem Vorabend von Weihnachten eine Einladung an uns, weiterhin den Verheißungen Gottes zu vertrauen und nicht irre zu werden oder in die Irre zu gehen. Denn in gewaltsamen Zeiten damals wie heute geht es um diese Menschwerdung. Gott ist Mensch geworden, damit wir voll und ganz Mensch werden können.

Der Retter will uns seinen Frieden und das Heil schenken, damit wir friedlich und liebevoll zusammen­leben können. Dabei ist Gott auf unser Mittun in dieser Kriegs- und Krisenzeit angewiesen, um seiner und unserer Menschwerdung immer wieder neu zum Durchbruch zu verhelfen. 

Gott setzt auf Menschen

Offensichtlich setzt Gott dabei eher auf Menschen wie den Laien Josef und ein junges Mädchen wie Maria als auf Machthaber. Auch wir sind wie Josef und Maria in den Heilsplan Gottes einbezogen. Kann uns das nicht gerade Motivation sein und Mut geben, da, wo die Dunkelheit der Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit herrscht und Menschen unter Gewalt und Lieblosigkeit leiden, sein Licht sichtbar werden zu lassen und seine Liebe immer wieder neu zu entfachen?

Zwar ist dann die Welt noch nicht gänzlich verändert, noch nicht der Ort seines Friedens und seiner Gerechtigkeit. Dennoch können wir immer wieder die notwendigen Schritte tun, damit Gott alles vollenden kann. In dieses Vertrauen will uns der Advent einüben.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 4. Adventssonntag (Lesejahr A) finden Sie hier.

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