Pater Daniel Hörnemann über neunmalige Glückwünsche

Auslegung der Lesungen vom 4. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

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„Selig“ ist ein antiquiert erscheinendes Wort für „glücklich“. Also stellen die neun Seligpreisungen der Bergpredigt neun Glüchwünsche dar, sagt Pater Daniel Hörnemann in seiner Schriftauslegung. Die Seligpreisungen sind aber zugleich Einlassbedingungen.

Wie oft hört man zu allen möglichen Anlässen „Herzlichen Glückwunsch!“ Schön, wenn es dann auch so gemeint ist. In der Form von Glückwünschen hören wir heute drei mal drei „Seligkeiten“. Sie sind zugleich Einlassbedingungen zum Reich Gottes. 

Die neun Seligpreisungen Jesu im Matthäus-Evangelium, das Herzstück seiner Verkündigung, nehmen die Realität dieser Welt in den Blick, die allerdings längst noch nicht zum Gottesreich geworden ist. Die Seligpreisungen werden Armen, Trauernden, Gewaltlosen, Suchern nach Gerechtigkeit, Barmherzigen, Schuldlosen, Friedenstiftern, Verfolgten und Verleumdeten zugesprochen. 

Die Lesungen vom 4. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Seligpreisungen waren den Zeitgenossen Jesu durchaus geläufig. Schon das Buch der Psalmen beginnt mit dem Glückwunsch: „Selig der Mensch, der Freude hat an der Weisung des Herrn“ (Ps 1,1). Die Seligpreisungen verheißen dem Glück und Segen, der „seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn“ (Zef 3,12). 

Wir hören hier eines der bekanntesten Stücke Jesu, die Seligpreisungen aus der Bergpredigt. Es ist kein Zufall, dass Jesus dazu den Gipfel aufsuchte. Allerdings ist die Bedeutung seiner Worte nicht sofort allen klar. So finden manche die Aussage „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“ geradezu zynisch. Ein guter Grund, einen näheren Blick auf den Text zu werfen. 

Beginnen wir mit dem Wort „selig.“ „Selig“ ist ein antiquiert erscheinendes Wort für „glücklich“. Es steckt eine tiefe Sehnsucht in uns. Bei Glück sprechen wir nicht über einen zufälligen Lotteriegewinn. Gemeint ist ein innerer Zustand der Zufriedenheit. Das ist keineswegs ein Automatismus, sondern nur in der Gottesbeziehung zu erreichen.

Selig sind die Armen im Geiste

Bereits Zefanja begründete eine „Armentheologie“. Hier geht es nicht um Menschen mit geringen geistigen Fähigkeiten oder schmalem Geldbeutel, sondern um die, die alles von Gott erwarten. Darauf bezieht sich Paulus wie vor ihm Jesus, dass Gott gerade die Schwachen und Niedrigen erwählt, die wissen, dass sie nicht alles allein bewirken können.

Selig sind, die da Leid tragen

Jesus preist diejenigen selig, deren Trauer diejenigen auffangen, die fremdes Leid mittragen und Mitgefühl zeigen, die letztlich göttlichen Trost erfahren.

Selig sind die Sanftmütigen

„Sanftmut“ hat nichts mit Naivität zu tun, sondern mit Bescheidenheit und Milde. Sie ist ein Element der (Selbst-)Charakterisierung Jesu.

Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit

Gerechtigkeit meint ein Leben in Übereinstimmung mit den Zehn Geboten. Es geht um das Streben nach moralischer Gerechtigkeit im täglichen Lebenswandel und um eine innere Einstellung des Herzens.

Selig sind die Barmherzigen

Barmherzigkeit ist eine der herausragenden Eigenschaften Gottes, seine mütterliche Zuwendung. Jesus bringt als Beispiel dafür den Samariter, der sich einem Überfallenen zuwendet, voll Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Ein Modell für den Umgang mit dem Nächsten, selbst wenn er ein Feind ist. „Wer Gutes tut, trifft auf Gutes.“

Selig, die reinen Herzens sind

Der Autor
Daniel Hörnemann OSB
Pater Daniel Hörnemann OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck und Theologischer Berater von "Kirche+Leben". | Foto: Markus Nolte

In der Bibel ist das Herz das Zentrum der Persönlichkeit eines Menschen, seine Seele und sein Innerstes. Eine Person mit einem reinen Herzen lebt eine Beziehung zu Gott und den Menschen, die frei von Betrug und Heuchelei ist. Solche aufrichtigen Menschen werden Gott sehen mit den „Augen des Glaubens“.
 

Selig sind, die Frieden stiften

Ich kann nur etwas geben, was ich zuvor erhalten habe. Jesus fordert uns zum inneren Frieden, den wir nicht für uns selbst behalten, sondern mit anderen teilen, obwohl es insbesondere nach Verletzungen schwierig ist, ihnen Frieden zu wünschen. Da beginnt der Prozess von Vergebung und Versöhnung.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden

Das Streben nach einer gerechten Welt ist ein langer Weg. Er führt zur Vertiefung des Glaubens und zu einer Welt, die näher an den Traum herankommt, den Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Das Christentum ist die am meisten verfolgte Religion der Welt. Damit hat Jesus anscheinend bereits gerechnet. Sich zu ihm zu bekennen, hat unter Umständen einen hohen Preis. Hier werden die Zuhörer direkt angesprochen in ihrer konkreten Situation möglicher Anfechtung um Jesu und ihres Glaubens willen.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 4. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

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