Eva Falke über Versprechungen Jesu und die Hoffnung

Auslegung der Lesungen vom 6. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr C

Anzeige

Macht Jesus den Armen, Hungernden und Traurigen nur leere Versprechungen? Oder ist die Hoffnung, die er verspricht, nicht eher grenzenlos? Dieser Frage geht Eva Falke nach und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Die Hoffnung, sie begegnet uns in unserem Alltag scheinbar an jeder Ecke. Die Werbung hat diesen Begriff längst für sich entdeckt und unzählige Ratgeber versprechen „Hoffnung für jeden Tag“ und „Hoffnung in jeder Lebenslage“. Auch die biblischen Texte des Sonntags zeichnen in meinen Augen Hoffnungsbilder, die sich allerdings grundlegend von den Versprechungen der Werbung unterscheiden.

Die Sehnsucht nach erfüllter Hoffnung scheint heute riesig zu sein: In der Pandemie ist kein Ende in Sicht, die Klimakrise zeigt sich in immer mehr Extremwettern. Wir alle könnten an dieser Stelle wahrscheinlich viele Entwicklungen aufzählen, die unsere Gesellschaft und uns ganz persönlich betreffen.

Vertröstet Jesus die Armen?

Was bedeutet also Hoffnung für uns? Gerade weil in unserem Leben mittlerweile an jeder Ecke Hoffnung angeboten wird (meistens gegen Geld), erlebe ich, dass viele Menschen sie nur noch als leere Versprechung oder sogar als provozierende Vertröstung begreifen. Einen ähnlichen Vorwurf höre ich immer wieder, wenn es um die Seligpreisungen aus dem heutigen Evangelium geht: Jesus vertröste die Armen, die Hungernden, die Traurigen, die Verhassten und im Grunde alle Menschen nur auf den späteren Lohn im Himmel. Für die konkrete Situation aber bleibe es nur bei (leeren) Worten und Versprechungen.

Ich stelle mir die Situation so vor: Zahlreiche Menschen sind zu Jesus gekommen, Menschen aus allen Lebenslagen. Sie alle haben von Jesus gehört und wollen ihn nun selbst erleben und ihn predigen hören. Viele sind krank oder arm oder beides und haben gehört, dass Jesus Krankheiten geheilt hat. Sie wollen selbst geheilt werden. Manche sind gesund und wohlhabend, vielleicht einfach neugierig auf diesen wundersamen Mann.

Ich sehe euch

Die Lesungen vom 6. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Dort steht also eine große, bunte Menge Menschen. Jesus kommt vom Berg herab, wo er die ganze Nacht im Gebet zu Gott verbracht und seine zwölf Apostel erwählt hat. Jesus sieht die Menschen, die vor ihm stehen – mit allem, was sie bewegt: mit ihrer Armut, ihrem Hunger, ihrer Traurigkeit. Er schaut nicht über sie hinweg, er redet ihre Situation nicht schön oder konzentriert sich stattdessen auf die Wohlhabenden in der Menge. Er übersieht diese Menschen zwischen den Reichen und Mächtigen nicht.

Allein dieses Gesehen und angesprochen werden hat etwas sehr Hoffnungsspendendes. Denn damals wie heute sind es eben die Armen, die Kranken, die Einsamen und die Verhassten, die durch das soziale Netz jeder Gesellschaft fallen. Es sind die Menschen, die sich allein gelassen und übersehen fühlen und so irgendwann ihre Hoffnung verlieren. In den Seligpreisungen sagt Jesus uns damals wie heute: Ich sehe euch. Ich sehe eure Sorgen, eure Ängste, euren Kummer – und ihr seid nicht allein damit.

Hoffnung ist grenzenlos

Eva Falke ist Pastoralreferentin in Heilig-Geist Hamm Bockum-Hövel.
Eva Falke ist Pastoralreferentin in Heilig-Geist Hamm-Bockum-Hövel.

Jetzt mögen manche erwidern, dass das Gesehen-werden ja allein nichts für die Menschen bewirken kann. In meinen Augen bewirkt es allerdings etwas ganz Wesentliches: Es spendet Hoffnung. Jesus sieht die Menschen und eröffnet ihnen Perspektiven; er versichert ihnen, dass ihre Armut, Krankheit und Trauer nicht das Letzte bleiben – weil auch der Tod für Jesus nicht das Letzte war.

Paulus bringt es in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth auf den Punkt: Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als Erster der Entschlafenen (1 Kor 15,20). Das ändert alles. Unsere Hoffnung auf Jesus Christus ist grenzenlos geworden, da er den Tod als Grenze bezwungen hat.

Wenn wir also hören, dass Jesus den Menschen einen großen Lohn im Himmel zusagt, dann kann das keine Vertröstung auf eine ferne Fantasie mehr sein, sondern eine ganz konkrete Perspektive für jeden einzelnen Menschen, die Hoffnung stiftet.

Gottes Rat hilft weiter

Was kann Hoffnung also für uns bedeuten? In meinen Augen betonen die biblischen Texte besonders drei Aspekte: Jesus Christus sieht jeden Einzelnen von uns und spricht uns an – ganz konkret. Er weiß, was uns bewegt und wonach wir uns sehnen. Jesus Christus äußert keine leeren Versprechungen, sondern hat unsere Hoffnungsperspektive durch seine Auferstehung über den Tod hinaus erweitert. Wir dürfen auf Gott vertrauen, denn Hoffnung finden wir weniger in hochpreisigen Ratgebern als im Gespräch mit Gott.

Denn gesegnet ist der Mensch, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung der Herr ist (Jer 17,7).

Sämtliche Texte der Lesungen vom 6. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.

Anzeige