Benedikt Feldhaus über den verliebten Gott

Auslegung der Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (A)

Gott ist ein hoffnungsloser Fall, schreibt Benedikt Feldhaus in seiner Auslegung zu den Lesungstexten vom Dreifaltigkeitssonntag. Immer wieder läuft Gott uns hinterher, als wüsste er nicht, wie oft wir ihn hintergehen. Denn er ist verliebt in uns.

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Gott ist ein hoffnungsloser Fall, schreibt Benedikt Feldhaus in seiner Auslegung zu den Lesungstexten vom Dreifaltigkeitssonntag. Immer wieder läuft Gott uns hinterher, als wüsste er nicht, wie oft wir ihn hintergehen. Denn er ist verliebt in uns.

Die Texte des Dreifaltigkeitssonntags spannen einen großen Bogen von der Heilsgeschichte des Alten Testaments zur Heilsgeschichte des Neuen Testaments. Im Buch Exodus hören wir die Bitte des Mose, dass Gott gnädig sein und mit seinem Volk mitziehen möge. Das Volk Gottes, das sich schon immer als wanderndes und durch die Zeiten pilgerndes Volk versteht, will sich noch einmal vergewissern, dass es wirklich nicht allein unterwegs ist. Gott entzieht sich diesem Wunsch und dieser Sehnsucht nicht, sondern stellt sich in dieser Situation neben Mose. Deutlicher kann er es nicht machen, dass er wirklich dabei ist. Er bleibt nicht irgendwie fern oder über dem Tagesgeschehen, sondern steht den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zur Seite.

Diese Erzählung macht deutlich: Das war schon immer so! Gott ist bei uns dabei, ist mitten im Leben, mitten im Geschehen, selbst dann, wenn es mal brenzlig wird, wenn wir mal wieder großen Mist bauen, ja, selbst dann, wenn wir ihn ignorieren und verstoßen.

 

Der Unterstützer

 

Auch der Apostel Paulus muss das immer wieder neu gespürt haben. Er kennt diesen großen Unterstützer und diesen Beistand, und er gibt ihm einen Namen. Er nennt ihn Heiliger Geist und verspricht der Gemeinde in Korinth, dass dieser immer mitten unter ihnen ist und durch ihn die Liebe des Vaters und die Barmherzigkeit des Sohnes spürbar werden.


Das Evangelium vom Dreifaltigkeitssonntag zum Hören und Lesen auf unserem Youtube-Kanal.

Paulus ist sich so sicher, weil er das, was im heutigen Johannes-Evangelium zu lesen ist, für sich als wahr und bereichernd erkannt hat. Gottes Liebe für die Welt und für die Menschen geht so weit, dass er als einer von ihnen Seite an Seite mit ihnen stehen möchte. Er schnuppert nicht mal eben so kurz ins irdische Geschehen rein, wenn es ihm gerade passt und ist dann mir nichts dir nichts wieder verschwunden. Es reicht ihm nicht, nur ein bisschen dabei zu sein. Er geht viel weiter, ist viel radikaler, viel verrückter, als wir es von ihm annehmen. Er wird selbst ein Mensch, stellt sich an die Seite der Menschen als ein Mensch. Er tut dies bis in die letzte Konsequenz des Menschseins hinein, bis in die Sterblichkeit und den Gang in den Tod.

 

Einer von uns

 

Die Schriftlesungen des Dreifaltigkeitsfestes wollen uns deutlich machen, dass dies von Anfang an Gottes Plan gewesen ist, weil er den Menschen und die Welt über alles liebt. Sein selbst gewählter Platz ist der an der Seite des Menschen.

Mose und das Volk Israel durften diese Erfahrung immer wieder machen, ebenso wie die frühen Christengemeinden, an die Paulus sich in seinen Briefen wendet. Um wirklich sicher zu gehen, dass alle Menschen Gott nah sein und sich von ihm verstanden fühlen können, ist er einer von uns geworden.

 

Nicht enden wollende Liebe

 

Der Autor
Benedikt Feldhaus ist Referent für junge Erwachsene im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: Privat
Benedikt Feldhaus ist Referent für junge Erwachsene im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: Privat

Er ist auf Augenhöhe in eine Beziehung zu uns getreten, weil ihn genau diese Sehnsucht nach liebevoller Beziehung wesentlich kennzeichnet: Gott ist die Liebesbeziehung überhaupt. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in unendlicher Liebe miteinander verbunden. Obwohl diese gigantische Liebe eigentlich sich selbst genügen könnte, kennt sie nur ein Ziel: die Menschen, die Welt und die Schöpfung zu lieben, ihnen diese nicht enden wollende Liebe immer wieder neu anzubieten.

Die Geschichten, die von dieser Liebe erzählen, sind alle einige Jahrtausende alt. Aber diese Liebe hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit und ihrer Kraft verloren, da dürfen wir uns sicher sein. Gott steht auch uns zur Seite, will mit uns in Beziehung treten, seine Liebesbotschaft stets aufs Neue an uns senden.

 

Gott ist in uns verliebt

 

Er ist, was das betrifft, wohl ein „hoffnungsloser Fall“. Immer wieder läuft er uns hinterher, wendet sich uns zu und lässt sich auf uns ein, als wüsste er nicht, wie oft wir ihn verstoßen und hintergehen. Sei es drum – er bleibt unermüdlich am Ball und gibt niemanden auf. Dabei ist er sicher kein irrer Stalker, vor dem und dessen Auflauern wir Angst haben müssten. Er ist einfach verliebt und sieht in jeder und jedem von uns all das Gute und Schöne, das er selbst in uns hineingelegt hat. Mit Sicherheit ist das total verrückt, und vielleicht ist das sogar ein bisschen naiv. Aber wer glaubt denn schon, dass Liebe wirklich blind macht?

Ist es nicht vielmehr so, dass die Liebe zu einem Menschen nichts anderes tut als diesen mit all seinem Potenzial und dem Guten in ihm zu sehen? Ebenso verhält es sich mit Gott. Er ist kein Stalker, kein Irrer! Er ist verrückt nach uns Menschen. Und er ist von Herzen verliebt. Schon immer gewesen, bis heute geblieben und auch in Zukunft außergewöhnlich genug, das zu tun. Was sagen die Texte dieses Sonntags? Ganz einfach: Du bist immer geliebt!

Sämtliche Texte der Lesungen und des Evangeliums vom Dreifaltigkeitssonntag finden Sie hier.

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