Nicole Stockhoff über einen Gott, der uns nachläuft

Auslegung der Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (C)

Der Sonntag nach Pfingsten trägt den Namen „Dreifaltigkeitssonntag“. Was es damit auf sich hat und was die Lesungen im Gottesdienst zum Verständnis beitragen, erklärt Nicole Stockhoff aus Münster.

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Der Sonntag nach Pfingsten trägt den Namen „Dreifaltigkeitssonntag“. Was es damit auf sich hat und was die Lesungen im Gottesdienst zum Verständnis beitragen, erklärt Nicole Stockhoff aus Münster.

Zu diesem Beitrag kam mir zunächst die Idee, ein paar Leute auf der Straße anzusprechen und eine kleine Umfrage zur Dreifaltigkeit und deren Bedeutung durchzuführen. Was ich da wohl an Antworten bekommen hätte, bleibt Spekulation, denn die Zeit wurde mir leider nicht geschenkt.

Die Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (Lesejahr C) zum Hören.

Die Lehre von der Dreifaltigkeit oder auch Trinitätslehre genannt, ist auf jeden Fall ein komplexes Thema in der Theologie. Aber auch im Alltag eines normalen Christen begegnet uns die Dreifaltigkeit ständig, zum Beispiel wenn wir das Kreuzzeichen sprechen, das Glaubensbekenntnis beten oder das eine oder andere Kirchenlied singen. Da ist immer wieder die Rede von Vater, Sohn und Heiligem Geist.

 

Dreiblättriges Kleeblatt als Symbol

 

Wir sind sogar auf den Namen des dreifaltigen Gottes getauft worden. Bei der Taufformel heißt es: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Der Glaube an die Dreifaltigkeit ist ein wichtiger Baustein unserer Religion.

Die Autorin
Nicole StockhoffNicole Stockhoff leitet die Fachstelle Gottesdienste im Generalvikariat Münster. | Foto: privat

Ganz anders die biblischen Texte des heutigen Sonntags. Sie versuchen uns nicht mit bildlichen Beschreibungen, wie dem Kleeblatt oder der brennenden Kerze mit drei Dochten, die zu einer Flamme werden, den Gehalt des heutigen Tages zu erklären. Vielmehr ist in der Lesung aus dem Buch der Sprichwörter die Rede davon, dass Gott vor allem ist und schöpferisch wirkt.

Die Weisheit Gottes wird uns in diesem Text als Person vorgestellt, die zu uns redet. Die Weisheit ist von Anfang an bei Gott, aber sie ist auch in der Welt und bei den Menschen. Gott wohnt mit seiner Weisheit bei uns. Dies zeigt sich uns in der Schöpfung und in jedem Wort der Verkündigung. Der Schlusssatz lautet: „Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.“ Grandios!

 

Gott ist kein Namenloser

 

Denn daran wird deutlich, dass Gott kein Namenloser ist, sondern ein persönlicher Gott, der ein Herz für uns Menschen hat. Er zeigt sich mehr noch als einer, der sich des Menschen erbarmt und mir geradezu nachläuft, um mir in meinen Lebensereignissen nahe zu sein. In der zweiten Lesung wird davon berichtet, dass das Leid nicht das letzte Wort hat, sondern im Glauben an Jesus Christus die Hoffnung zum Tragen kommt.

Im Evangelium schließlich kündet Jesus das Kommen des Heiligen Geistes an. Er deutet diesen Geist als „Geist der Wahrheit.“ In diesen Texten wird deutlich, dass wir in unserem Leben, Arbeiten und Denken vom Wirken Gottes eingeholt werden. Jesus Christus und der Heilige Geist sind nicht weniger Gott, sondern zusammen bilden sie mit dem Schöpfer den Gott, den wir anbeten, dem wir glauben und vertrauen.

 

Was das Kreuzzeichen bedeutet

 

Karl Rahner hat es einmal so umschrieben: „Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selber in der Welt ist. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.“

Das gibt mir Anlass zum Staunen und lässt zu, über das Kreuzzeichen im Gottesdienst nachzudenken. Es gehört zum Grundverständnis christlichen Gottesdienstes, dass es Gott selbst ist, der die Einzelnen zur Gemeinde Christi sammelt. Die Versammlung selbst ist bereits Antwort auf den Anruf Gottes. Aus der Gemeinschaft der Feiernden entsteht und realisiert sich Kirche.

 

Ein großartiges Geschenk

 

Im Vorgang des Zusammenkommens, des Singens, im Einzug der liturgischen Dienste, in der Verehrung des Altares als Symbol für Christus selbst und in der Kennzeichnung „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ wird deutlich, dass sich Menschen von Gott rufen lassen und seinem Ruf folgen.

Jeder einzelne Christ tritt aus seinem Alltag in die Gegenwart Gottes hinein. Wer Gott durch das Kreuzzeichen bekennt, für den aktualisiert sich die Zusage, dass dieser Gott ein Gott des Lebens ist und seine Freude daran hat, mit uns unterwegs zu sein.

Als Einzelne und als die zum Gottesdienst Versammelten dürfen wir aufatmen, durchatmen, aufrecht stehen, weil Gott uns den Rücken stärkt. Das Kreuzzeichen ermöglicht mir, dieser Größe der göttlichen Dreifaltigkeit mit Gebet, Dank und Verherrlichung gegenüberzutreten. Was für ein Geschenk!

Sämtliche Texte der Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (Lesejahr C) finden Sie hier.

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