Es wird noch einmal weihnachtlich

Auslegung der Lesungen vom Fest Darstellung des Herrn (Lesejahr A)

An diesem Sonntag feiert die Kirche das Fest der "Darstellung des Herrn" - und einen Tag darauf den heiligen Blasius. Beides Anlässe, die mit Licht-Ritualen verbunden sind. Worum es da geht, erklärt Markus Nolte.

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An diesem Sonntag feiert die Kirche das Fest der "Darstellung des Herrn" - und einen Tag darauf den heiligen Blasius. Beides Anlässe, die mit Licht-Ritualen verbunden sind. Schon zu Jesu Zeiten begann mit seiner "Darstellug im Tempel" etwas völlig Neues, wie Markus Nolte, Theologe und stellvertretender Chefredakteur von "Kirche-und-Leben.de", in seinem Impuls zum Fest zeigt.

40 Tage nach dem 25. Dezember wird es noch einmal weihnachtlich-heimelig, und selbst wenn es nicht, wie in diesem Jahr, um einen Sonntag ginge, zieht das Fest dieses Tages viele Menschen in den Gottesdienst. Einer der Gründe wird sicherlich sein, dass der Blasius-Segen gespendet wird. Eine alte, wunderbare Tradition, die wohl auch deshalb so beliebt ist, weil diesen Segen jeder Einzelne persönlich empfängt.

Die liturgischen Regeln sehen vor, dass er ab dem Nachmittag dieses Sonntags gespendet werden kann. Eigentlich wird das Fest des heiligen Bischofs Blasius erst einen Tag, am 3. Februar, später gefeiert.

Fest mit heidnischem Ursprung

Die Lesungen vom Fest Darstellung des Herrn (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Zum Blasius-Segen werden zwei brennende Kerzen vor Kinder, Jugendliche, Erwachsene gehalten – und zwischen diese flackernden, warmen Lichter hindurch formulieren Geistliche oder auch Laien den Segensspruch auf die Fürsprache des heiligen Blasius: „Der allmächtige Gott schenke dir Gesundheit und Heil.“ Ein Zuspruch, der Körper und Seele meint.

Segen und Licht tun der Seele gut. Dabei haben die Kerzen in den Messfeiern dieses Sonntag nicht nur mit dem Blasiussegen zu tun, sondern vor allem mit dem Fest der „Darstellung des Herrn“. Bis zur Liturgiereform in hieß es „Mariä Lichtmess“, und sein Licht-Ritus geht wohl auf heidnische Lichterprozessionen zurück. Bis heute werden im Gottesdienst am 2. Februar Kerzen gesegnet, auch ein Lichterzug durch die Kirche ist üblich.

Der alttestamentliche Hintergrund

Der biblische Hintergrund des Festes ist vielschichtig. Zum einen berührt es eine alttestamentliche Vorschrift, wonach eine Frau 40 Tage nach einer Geburt als kultisch unrein galt. Durch ein Opfer im Tempel – „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“, heißt es im heutigen Lukas-Evangelium – wurde sie wieder rein. Zum anderen galt der Erstgeborene als Gottes Eigentum, das durch ein Opfer „ausgelöst“ werden musste.

Genau das taten Maria und Josef, indem sie als gläubige Juden die alten Bräuche pflegen: Sie „präsentierten“ ihren Jesus Gott, brachten ihn ihm dar. Daher der Festname „praesentatio domini“ oder „Darstellung des Herrn“ – und auch wir feiern 40 Tage nach Weihnachten dieses Fest: eben am 2. Februar. Zugleich wird der „Tag des geweihten Lebens“ begangen. Papst Johannes Paul II. hat das 1997 so festgelegt, um die Wertschätzung der Orden und anderen geistlichen Gemeinschaften zu fördern – also derer, die ihr Leben Gott weihen.

Unrein durch Geburt? Befremdlich.

Markus Nolte.
Markus Nolte ist Diplom-Theologe und stellvertretender Chefredakteur von „Kirche+Leben”. | Foto: Michael Bönte

Die Vorstellung, dass eine Frau durch eine Geburt, vor allem wohl durch das Blut, unrein würde – nicht nur für Frauen klingt das heute befremdlich. Doch in der Tat beginnt schon in der Pflege dieser alten religiösen Gepflogenheit mit Jesus etwas völlig Neues. Dafür sind zwei sehr alte Menschen Zeugen.

Der eine ist der „greise Simeon“, dessen Lobpreis es bis ins Stundengebet, in die Komplet zum Tagesabschluss, geschafft hat: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Licht! Da ist es wieder.

Hanna, die weise Prophetin

Doch es gibt auch noch Hanna, eine offenkundig starke, selbstbewusste Frau. Von ihr sagt das Lukas-Evangelium an diesem Sonntag, sie sei eine Prophetin, 84 Jahre alt und nur sieben Jahre verheiratet gewesen. Dann starb ihr Mann – und fortan lebte sie mehr oder weniger ständig im Tempel. Jetzt aber kommt sie zu Simeon, dem jungen Paar und dem kleinen Jesus hinzu.

Über das, was dann geschah, verliert Lukas nur wenige Worte: „Sie pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung warteten.“ Was genau sie gesagt hat, erfahren wir nicht. Vielleicht typisch für die damalige Stellung der Frau?

Bis heute gibt es Prophetinnen

Dennoch bleibt es dabei: Hanna war eine Prophetin. Sie auf das noch so wertvolle, aber eben zurückgezogene Gebet im Tempel zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Man mag sich schwer tun damit, Frauen als Diakonin oder Priesterin in der katholischen Kirche zu sehen. Dass es bis heute Prophetinnen gibt, steht außer Frage.

Allerdings beginnt, wie gesagt, mit Jesus etwas Neues: sein Umgang mit der Unreinheit zeigt es. Schließlich heilt er nicht nur „Aussätzige“ von ihrer „Unreinheit“, er lässt sich auch von einer „blutflüssigen“, also unreinen Frau berühren – und das sowohl wörtlich als auch übertragen: Die Ausgrenzung der Frau rührt ihn zutiefst an. Und schon ist sie geheilt.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Fest Darstellung des Herrn (Lesejahr A) finden Sie hier.

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