Pater Daniel Hörnemann aus der Abtei Gerleve über die Schwierigkeit von Osterpredigten

Auslegung der Lesungen vom Ostersonntag (Lesejahr A)

Der tot war, lebt. Das sind vier Wörter - der Kern der Osterbotschaft. Und zugleich ungeheuerlich, schwer zu glauben. und mindestens so schwierig, darüber zu predigen. Pater Daniel Hörnemann aus der Abtei Gerleve versucht es - mit einer Frau als Vorbild.

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Der tot war, lebt. Das sind vier Wörter - der Kern der Osterbotschaft. Und zugleich ungeheuerlich, schwer zu glauben. und mindestens so schwierig, darüber zu predigen. Pater Daniel Hörnemann aus der Abtei Gerleve versucht es - mit einer Frau als Vorbild.

Ohne Ostern ist Glauben sinnlos. Ostern ist das wichtigste Fest der Christen und der höchste Feiertag der Kirche. Das sagt und liest sich so selbstverständlich. Der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti fragte sich jedoch, ob es überhaupt möglich sei, angemessen von Ostern zu reden, und spricht über seine Erfahrungen mit dem Reden von Ostern: „Ich habe unzählige Osterpredigten gehalten. Sie sind alle gescheitert, denn die Sprache bekommt Ostern nicht in den Griff. Die theologischen Begriffe, mit denen wir operieren, strahlen zwar Schönheit aus, sind trotzdem aber nicht fähig, das seinerzeitige Ostergeschehen hinlänglich zu klären, geschweige denn zu erklären. Das Scheitern der Osterpredigten war und ist unvermeidlich. Vielleicht macht gerade dieses Scheitern sie glaubwürdig?“ (Kurt Marti: Gott im Diesseits. Versuche zu verstehen).

Mit Worten bekommen wir Ostern nicht in den Griff. Es entzieht sich allem Begreifen. Auch hochstudierte Theologen können eher ein Fragezeichen als ein Rufzeichen setzen. Allenfalls eine gefühlte Annäherung ist uns möglich, der Verstand kann es nicht fassen und die Sprache nicht ausdrücken. „Heureka! Ich habe Ostern enträtselt! Ich habe die Auferstehung begriffen!“ Wer könnte das schon ausrufen? Würde man einen solchen Rufer überhaupt ernstnehmen?

 

"Heureka!", rief Maria Magdalena

 

Die Lesungen vom Ostersonntag (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Der wohl bedeutendste griechische Physiker, Mathematiker und Mechaniker Archimedes (287-212) soll einer Anekdote nach aus dem Bad gesprungen und nackt durch die Straßen von Syrakus geeilt sein mit dem lauten Ausruf „Heureka!“ = „Ich hab’s!“ Er hatte das Auftriebsgesetz entdeckt. „Heureka“ wurde zum geflügelten Wort, zum Freudenschrei, wann immer jemand einen Geistesblitz hat, etwas Langgesuchtes oder die Lösung eines Rätsels findet.

Ganz ähnlich rief Maria Magdalena nach dem Johannes-Evangelium freudig-begeistert aus: „Heôraka!“ Mit dem Unterschied, dass sie nicht etwas, sondern jemanden gefunden hatte: „Ich habe ihn gesehen! Ich habe den Herrn gesehen!“ Der Totgeglaubte, der für immer Verlorene war wiedergefunden. Als Allererste wurde diese Frau einer persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen gewürdigt und von ihm mit der Überbringung der Osterbotschaft beauftragt. Sie wird im Johannes-Evangelium als letzte der vier Frauen unter dem Kreuz genannt.

 

Intime Begegnung mit Jesus

 

Sie war Zeugin seines schmählichen Todes und ist in der Morgenfrühe ganz allein zum Grab gekommen, wo sie die erstaunliche Entdeckung machte, dass der schwere Verschlussstein fortgewälzt war. Nach dem Weggang der hinzugerufenen Apostel bleibt sie weinend am Grab stehen, wie sie bereits beim Kreuz stehenblieb, in Treue und Beharrlichkeit. Sie schaut nach ihrem Geliebten aus und erlebt ein äußerst persönliches, intimes Zusammentreffen mit Jesus, der sich ihr aber erst offenbaren muss. Denn sie erkannte die österliche Gestalt nicht sofort. Aller haptischen Wahrnehmung, dem tastenden Begreifen und allem Festhaltenwollen gebietet er sofort Einhalt.

Ostern ist ein radikaler Neuanfang, alle bisherigen Beziehungen in ihrer Körperlichkeit sind zu Ende. Jesus ist auf dem Weg zwischen der Auferstehung aus dem Totenreich zum Aufstieg zu seinem Vater. Nichts und niemand soll ihn dabei aufhalten, nicht einmal geliebte Menschen aus dem Kreis seiner irdischen Weggefährten.

 

Maria von Magdala verbarg nicht, was sie fühlte

 

Pater Daniel Hörnemann.
Pater Daniel Hörnemann OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck und Theologischer Berater von "Kirche+Leben". | Foto: Markus Nolte

Was können wir von Maria von Magdala lernen? Wir können von ihr lernen, wie wir Jesus lieben können, von ihrer Beharrlichkeit, Aufrichtigkeit und ihrem Enthusiasmus. Nach dem Fortgang der Jünger blieb nur sie am Grab und wollte den Ort nicht verlassen. Irgendwie konnte sie nicht aufgeben. Sie hatte wohl nicht erwartet, Jesus zu sehen, aber diese ausdauernde Frau konnte sich auch nicht losreißen.

Maria Magdalena verbarg nicht, wie sie sich fühlte. Sie gab keine Erklärungen ab, die sie nicht haben konnte. Sie öffnete nur ihr Herz und sagte, was sie fühlte. Maria ersehnte von ganzem Herzen die Rückgabe des Leichnams Jesu, den sie liebte. Maria war aufrichtig. Als sie begriff, mit wem sie sprach, als sie im Gärtner ihren kostbaren Meister („Rabbuni”) erkannte, als Jesus ihr sagte, sie solle die Nachricht von seiner Auferstehung weitergeben, konnte sie nichts mehr davon abhalten, es den anderen zu erzählen. Sie wurde zur Apostelin der Apostel.

Erst später konnten die Jünger zu Thomas sagen: „Heôrakamen! Wir haben den Herrn gesehen.“ Die Kunde von seiner Auferstehung kursiert seitdem um die Welt, vielleicht erreicht sie auch uns.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Ostersonntag (Lesejahr A) finden Sie hier.

Oster-Gottesdienst-Übertragungen live auf "Kirche-und-Leben.de"

KARSAMSTAG, 11. April 2020
17.30 Vesper aus Gerleve (die Komplet um 20.15 Uhr entfällt)
20.00 Osternacht mit Bischof Felix Genn aus dem Paulusdom
20.00 Zentrale Osternacht der Gemeinden in Münster aus St. Martini
21.00 Osternacht mit Pfr. Stefan Jürgens aus St. Mariä Himmelfahrt Ahaus
23.00 Gottesdienst aus der Jugendkirche „effata!“ Münster

OSTERSONNTAG, 12. April 2020
11.00 Eucharistiefeier mit Bischof Felix Genn aus dem Paulusdom
11.00 Eucharistiefeier mit Pastor Heinrich Hagedorn, St. Mariä Himmelfahrt Alstätte
17.30 Oster-Vesper mit den Mönchen der Abtei Gerleve
18.00 Eucharistiefeier aus der Lamberti-Kirche Münster
19.00 Gottesdienst aus der Jugendkirche „effata!“, Münster
20.15 Komplet mit den Mönchen der Abtei Gerleve

OSTERMONTAG, 13. April 2020
11.00 Eucharistiefeier mit Weihbischof Stefan Zekorn aus dem Paulusdom
11.00 Eucharistiefeier mit Pfr. Stefan Jürgens, St. Mariä Himmelfahrt Ahaus
17.30 Vesper mit den Mönchen der Abtei Gerleve
18.00 Eucharistiefeier aus der Lamberti-Kirche Münster
20.15 Komplet mit den Mönchen der Abtei Gerleve

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