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Gott ist heilig, unbegreiflich und nicht zu fassen. Und dennoch tritt er als Retter auf und schickt Mose. Es gibt also Hoffnung.
Die erste Lesung gehört zu den Spitzentexten der Bibel. In der Berufung des Mose zeigt sich Gott als ein Gott der Freiheit. Diese Freiheitserfahrung gehört zu den frühesten Überlieferungen des jüdisch-christlichen Glaubens. Gott eröffnet Auswege (Exodus = Ausweg) aus der Sklaverei und geht mit ins gelobte Land.
Mose wächst in Ägypten auf. Vierzig Jahre lang weiß er zwar, dass er ein Hebräer ist, lebt aber wie ein Prinz am Hof des Pharaos. Aus Zorn über die Sklaverei erschlägt er einen Ägypter und flieht in die Wüste. Nach weiteren vierzig Jahren – Mose ist jetzt achtzig Jahre alt – kommt die Berufungsszene am Dornbusch.
Gott schickt einen Befreier
Beim Schafehüten, im stinknormalen Alltag also, bekommt Mose es mit Gott zu tun. Vierzig Jahre lang hat Mose sein Volk nicht gesehen. Und ebenso lange hat Gott nicht viel von sich hören lassen. Doch jetzt wird alles anders: Gott sieht das Elend und schickt einen Befreier.
Der Dornbusch ist das Symbol von Immanenz und Transzendenz. Einerseits erscheint der Engel in einem Teil der Welt. Andererseits brennt der Dornbusch und verbrennt doch nicht. Das ist paradox. Gott ist eben heilig, unbegreiflich und nicht zu fassen. Menschen können ihn erfahren, aber nicht dingfest machen. Gott bleibt transzendent und geheimnisvoll. Er zeigt seine Nähe, indem er sich entzieht. Gott ist überall zu orten, aber nirgends zu lokalisieren.
Gott nennt seinen Namen
Die Lesungen vom 3. Fastensonntag / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.
Gott ruft Mose beim Namen, gibt sich zu erkennen, bleibt aber dennoch der ganz Andere. Er stellt sich vor als ein Gott der Menschen: „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Und als ein Gott der Geschichte: „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen.“ Er ist interessiert (Interesse = dazwischen sein) und will eine neue Zukunft schenken.
Jetzt nennt Gott seinen Namen: „Ich bin, der ich bin“, heißt der Gottesname in der neuen Einheitsübersetzung. Das klingt wie das „Sein-in-sich“ der Philosophie. In der alten Einheitsübersetzung heißt es: „Ich bin da“ im Sinne von „Ich bin für euch da“. Das ist ein Beziehungsname und, wie ich meine, viel besser. Wir können nicht wissen, wer Gott „in sich“ ist, aber wir können erfahren, wer Gott „für uns“ ist. Mit einem Gott, der rein philosophisch existiert, kann man weder leben noch lieben noch leiden. Ein unterdrücktes Volk interessiert sich nicht für Dogmatik. Vielmehr schreit es um Hilfe.
Von Hoffnung und großer Geduld