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Eine Wallfahrt kann Heilung verheißen. Die Bibel gibt Beispiele, die auch noch heute wirken können, sagt Pater Ralph Greis OSB.
Der syrische Feldherr Naaman ist auf Wallfahrt im Heiligen Land. Ungefähr 200 Kilometer sind es von Damaskus bis Samaria. Ohne klimatisierten Reisebus ist das ganz schön weit für einen kranken General. Naaman sucht Heilung von seiner Krankheit, aber nicht an einer heiligen Stätte seines eigenen Glaubens, sondern bei einem Propheten einer fremden Religion, bei einem anderen Volk, das seine Soldaten kurz zuvor noch überfallen hat.
Bußübungen, Gebete und Gottesdienste stehen nicht auf Naamans Programm. Er erwartet vom Propheten Elischa eine charismatische Heilungs-Show, hat der doch schon eine ganze Reihe von Wundern gewirkt und sogar ein totes Kind auferweckt. Kein Wunder, dass der wichtige Naaman zornig wird, als Elischa nicht einmal selbst mit ihm spricht und ihn stattdessen zum Baden in den Jordan schickt.
Der geheilte Leib, das verwandelte Herz
Die Lesungen vom 28. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.
Erstens sind es noch einmal steinige 50 bis 60 Kilometer durchs Bergland hinunter ins Jordantal – keine Lichterprozession um die Wallfahrtskirche, sondern zwei Tagesreisen. Zweitens war der Jordan damals wohl auch nicht viel schöner als der schmutzige Bach von heute, in den ich freiwillig nicht hineinsteigen, geschweige denn darin untertauchen würde.
Ob Hoffnung, Verzweiflung oder das Zureden seiner Diener, Naaman tut es schließlich doch – und wird gesund. Das größere Wunder ereignet sich in seiner Seele: Er findet nicht nur Heilung, sondern den Gott, der sie ihm geschenkt hat. Gott ist großzügig, auch zu Fremden. Obwohl der direkte Rückweg nach Damaskus deutlich kürzer gewesen wäre, zieht Naaman noch einmal nach Samaria hinauf, um Gott und seinem Propheten zu danken. Als echter Pilger kehrt Naaman schließlich heim. Erde aus dem Heiligen Land wird auch heute in vielen Jerusalemer Souvenirläden verkauft, woher auch immer sie stammen mag – in kleinen Schmuck-Ampullen. Wichtiger aber ist der geheilte Leib, noch wichtiger das verwandelte Herz.
Jesus verschafft Aussätzigen Heilung
Ungefähr 900 Jahre später ist ein anderer Pilger in derselben Gegend unterwegs. Jesus wandert mit seinen Jüngern zum Pessachfest nach Jerusalem. Diesmal ist es nicht nur ein Aussätziger, sondern sind es zehn, die Heilung suchen. Wie Naaman werden sie von den Wundern dieses Mannes gehört haben, den viele für einen Propheten halten.
Jesus schickt sie nicht zum Jordan hinab, sondern zu den zuständigen Priestern im Ort, nur ein paar Minuten Fußweg. Zwar hätten sie als Aussätzige das Dorf gar nicht betreten dürfen, doch auf sein Wort hin tun sie es. Ob im Vertrauen oder in der Annahme, nichts zu verlieren, – schon auf dem Weg werden alle gesund.