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Petrus und Paulus spielen für die Entstehung des Christentums wichtige Rollen. Dabei waren sie grundverschieden, sagt Christian Brüning OSB.
Für das Fest der heiligen Petrus und Paulus, das in diesem Jahr auf den 13. Sonntag im Jahreskreis fällt, stellt uns die Liturgie eine reiche Textauswahl zur Verfügung mit eigenen Lesungen für die Messe am Vorabend und für die am Tag.
Die jeweils erste Lesung der beiden Messformulare ist aus der Apostelgeschichte genommen. Beide dokumentieren die Vorrangstellung des Apostels Petrus innerhalb der Apostelschar. Die erste Lesung der Vorabendmesse berichtet von einem Heilungswunder, das Petrus wirkt. Die erste Lesung der Messe am Tag schildert die wunderbare Befreiung des Apostels aus dem Kerker des Herodes. Die jeweils zweiten Lesungen illustrieren Sendung und Auftrag des heiligen Paulus. In den Evangelien beider Messen schließlich geht es um die besondere Beziehung zwischen Christus und Petrus.
Schießt Petrus über das Ziel hinaus?
In mancher Szene der Evangelien wird Petrus als übereifriger Jünger Jesu gezeigt, der sich von seinen Emotionen hinreißen lässt, übers Ziel hinaus prescht, um kurz darauf zurückrudern zu müssen. Ob das nun sein Versuch ist, über das Wasser auf Jesus zuzugehen, oder sein vollmundiges Versprechen, Jesus nie zu verraten; ob das seine Idee ist, bei der Verklärung Jesu drei Hütten zu bauen, oder seine Weigerung, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen, oft wird Petrus kritisch dargestellt. Seine grundsätzliche Liebe zu Jesus wird dadurch nicht infrage gestellt.
Allerdings lotet sie das für den Vorabendgottesdienst vorgesehene Evangelium in ihrer Tiefe aus. Dreimal fragt Jesus Petrus: „Liebst du mich?“ Dreimal antwortet Petrus: „Du weißt, dass ich dich liebe.“ So klingt der Text in der Einheitsübersetzung. Leider geht dabei die feine Nuancierung des griechischen Urtextes verloren, der zwei verschiedene Worte benutzt. Jesus fragt Petrus zweimal: „Liebst du mich?“ und gebraucht das Verb „agapao“ – „lieben“. Petrus antwortet zweimal mit dem Verb „phileo“ – „liebhaben“. „Agapao“ ist deutlich intensiver. Bei der dritten Frage lässt sich Jesus auf die Ebene von Petrus ein und fragt: „Hast du mich lieb (phileo)?“ Und er antwortet: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebhabe (phileo).“
Dreimaliges Fragen
Die Lesungen vom Hochfest Petrus und Paulus / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.
Genau genommen lässt sich Jesus in drei Schritten auf das Vermögen beziehungsweise Unvermögen von Petrus ein. Seine erste Frage lautet: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ Die zweite Frage lautet: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Und beim dritten Mal fragt er: „Hast du mich lieb?“ Petrus ist traurig, weil er dreimal gefragt wird. Der tiefere Grund ist vielleicht, weil er mit seinen Antworten eingesteht, dass er (noch) zu keiner tieferen Liebe fähig ist.
Im Evangelium vom Tagesgottesdienst fragt Jesus seine Jünger: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ und erhält das grundlegende Bekenntnis von Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Daran knüpfen die beiden Worte Jesu an, mit denen die Vorrangstellung des heiligen Petrus und die Vollmachtsübertragung an ihn formuliert ist: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen …“ Und „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben.“
Paulus und Petrus: Draufgänger und Eiferer