Pornografische Fotos im Nachlass eines verstorbenen Priesters

Ausmaß im „Foto-Fall“ noch unklar – Ackermann sichert Aufarbeitung zu

  • Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sichert umfassende Aufarbeitung in einem großen Missbrauchsfall zu.
  • Ein verstorbener Priester soll jahrzehntelang junge Menschen missbraucht und davon Fotos gesammelt haben.
  • Missbrauchs-Betroffene und ein Kirchenrechtler kritisieren das bisherige Verhalten des Bistums.

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Im Fall des Priesters, der jahrzehntelang junge Menschen missbraucht und davon Fotos gesammelt haben soll, sichert der Trierer Bischof Stephan Ackermann umfassende Aufarbeitung zu. Derweil kritisieren die Betroffenen-Organisation „Missbit“ und der Kirchenrechtler Thomas Schüller das Bistum für den Umgang mit dem Fall.

Im Nachlass des 2022 gestorbenen Priesters wurden hunderte pornografische Fotos gefunden. Sie sollen Jugendliche und junge Erwachsene zeigen, teilweise soll der Priester mit im Bild sein.

„Täglich neue Informationen“

Ackermann sagte der „Rhein-Zeitung“, es gehe zunächst darum, dass „jetzt alles gebündelt wird, was an Anfragen und Informationen zum Fall kommt, um dann ein unabhängiges, breit aufgestelltes Projekt mit vielen Kooperationen zur Aufarbeitung zu starten“. Täglich kämen neue Informationen dazu.

Es werde auch geklärt, wie das pornografische Material gesichert und ausgewertet werden könne. Zum Zeitrahmen und den Mitteln könne er nichts sagen, ehe nicht das Ausmaß des Falls klar sei. Für die Koordination ist Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg zuständig. Die unabhängige Aufarbeitungskommission behält laut Ackermann aber die „Oberhoheit“ über die Aufklärung.

Kritik an Bistum und Kommission

Bistum und Kommission stehen in der Kritik, vor allem wegen des Umgangs mit dem Neffen des Priesters und mit dem pornografischen Material. Der Kommissions-Vorsitzende und frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers wies den Neffen eigenen Angaben zufolge aus strafrechtlichen Gründen darauf hin, das Material müsse einem staatlichen Ermittlungsorgan übergeben oder vernichtet werden. Besitz, Erwerb und Verbreitung von kinderpornografischem Material sind in Deutschland strafbar.

Der Neffe sprach zunächst von einem Hinweis Robbers', das Material zu verbrennen. Er sieht sich von Bistum und Kommission allein gelassen.

Schüller: „Menschliche Klugheit“ fehlte

Zu der Kritik sagte Robbers dem Südwestrundfunk, es sei Verantwortung des Neffen, sich rechtmäßig zu verhalten. „Wir als Kommission haben Aufarbeitungsarbeit im Bereich sexuellen Unrechts zu leisten. Wir sind keine Rechtsberatungsstelle.“

Thomas Schüller, Kirchenrechtler an der Universität Münster, sagte im SWR, Aufgabe von Bistum und Aufarbeitungskommission wäre gewesen, den Neffen zu Staatsanwaltschaft und Polizei zu begleiten, um Wege zu suchen, die Fotos rechtssicher zu untersuchen. Robbers habe rechtlich korrekt gehandelt, „menschliche Klugheit“ aber vermissen lassen.

„Unprofessioneller Umgang“

Den Umgang des Bistums mit dem Fall nannte Schüller unprofessionell. Trier habe 2012 zwar einige richtige Schritte unternommen, den Fall aber nicht aufgeklärt und fange nun „sehr kopflos“ an, Informationen zu sammeln. Die Betroffenenorganisation „Missbit“ forderte, der Kirche die Aufarbeitung zu entziehen.

Ein Neffe des Priesters hatte den Fall öffentlich gemacht. Das Bistum wusste bereits vorher von übergriffigem Verhalten des Mannes, die Dimension sei aber nicht bekannt gewesen. Der Priester wurde nach Angaben des Bistums 2012 sanktioniert, durfte keinen Umgang mit Jugendlichen haben und keine Messen mehr feiern.

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