Strafmaß noch nicht bekannt

Australischer Bischof wegen Missbrauchs-Vertuschung verurteilt

Ein australisches Gericht hat Erzbischof Philip Wilson von Adelaide für schuldig befunden, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Das Strafmaß soll am 19. Juni verkündet werden. Wilson drohen bis zu zwei Jahre Haft.

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Ein australisches Gericht hat Erzbischof Philip Wilson von Adelaide für schuldig befunden, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Das Strafmaß soll am 19. Juni verkündet werden, kündigten die Richter in Wilsons früherer Diözese Newcastle am Dienstag an. Bis dahin bleibt der 67-Jährige gegen Kaution auf freiem Fuß. Dem früheren Vorsitzenden der Australischen Bischofskonferenz drohen bis zu zwei Jahre Haft.

„Erzbischof Wilson hat während des gesamten langen juristischen Verfahrens seine Unschuld beteuert“, erklärte der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge. „Es ist noch unklar, ob er gegen das Urteil Einspruch einlegen wird.“

 

Publikum im Gerichtssaal erleichtert

 

Wilson ist der höchstrangige Kirchenführer in Australien, der wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen angeklagt und verurteilt wurde. Ihm war vorgeworfen worden, in den 1970er Jahren als Priester in Newcastle den Missbrauch an Jungen durch den Priester Jim Fletcher nicht bei der Polizei angezeigt zu haben. Wilsons Anwälte hatten laut australischen Medien unter anderem argumentiert, damals sei Missbrauch noch nicht als anzeigewürdiges schweres Verbrechen gesehen worden.

Das Urteil wurde laut Medienberichten vom Publikum im voll besetzten Gerichtssaal mit Tränen der Erleichterung aufgenommen. Ein Missbrauchsopfer sprach von einem „der wichtigsten Tage für das Strafrecht in der Geschichte Australiens“. Das Urteil mache „den Weg für die Gerichte zur Strafverfolgung weiterer Menschen frei, die sich um den Ruf ihrer Institution gesorgt und die Kinder buchstäblich den Wölfen überlassen haben“, sagte Peter Gogarty.

 

Gesundheitliche Probleme

 

Erzbischof Wilson hatte sich trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme persönlich dem Verfahren gestellt. Kurz vor Beginn des Prozesses war ihm ein Herzschrittmacher eingepflanzt worden. Darüber hinaus diagnostizierten die Ärzte eine beginnende Alzheimer-Erkrankung.

In Melbourne laufen unterdessen die Vorbereitungen für den Missbrauchsprozess gegen Kurienkardinal George Pell. Dem 76-Jährigen werden Taten als junger Priester in den 70er Jahren und später als Erzbischof von Melbourne vorgeworfen.