Was tun, wenn intensivmedizinische Ressourcen knapp werden?

Bätzing: Triage bei Überlastung des Gesundheitssystems zulässig

  • Die katholische Kirche in Deutschland hält die Triage bei einer Überlastung des Gesundheitssystems durch Corona als letztes Mittel für gerechtfertigt.
  • Ärztliche Entscheidungen, wer eine intensivmedizinische Behandlung erhält, wenn nicht hinreichend Ressourcen vorhanden sind, seien bei einer wirklichen Überlastung des Gesundheitssystems gerechtfertigt, sagt Bischof Georg Bätzing.
  • Die evangelische Kirche argumentiert ähnlich.

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Die katholische Kirche in Deutschland hält die Triage bei einer Überlastung des Gesundheitssystems durch Corona als letztes Mittel für gerechtfertigt. Ärztliche Entscheidungen, wer eine intensivmedizinische Behandlung erhält, wenn nicht hinreichend Ressourcen vorhanden sind, seien bei einer wirklichen Überlastung des Gesundheitssystems gerechtfertigt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Die Triage muss ethisch unter dem Aspekt der Ultima Ratio betrachtet werden“, fügte Bätzing hinzu. Es handele sich nach Ausschluss aller anderen Alternativen „um ein letztes Mittel, so rational wie möglich vorzugehen, um so viel Humanität und Leben zu bewahren“, wie es die Situation zulasse.

 

Was Kriterien sind und was nicht

 

Bätzing forderte, eine Triage sei „in streng begrenztem Rahmen nach den etablierten Regeln der ärztlichen Heilkunst und den Grundsätzen der Medizinethik und des ärztlichen Berufsethos“ durchzuführen. „Als Entscheidungskriterien kommen ausschließlich medizinische Aspekte in Betracht, insbesondere aber die Behandlungsbedürftigkeit und die Prognose, die sorgfältig individuell abgewogen werden müssen“, sagte der Konferenzvorsitzende.

Abzulehnen seien äußere Kriterien wie Lebensalter, Behinderung und Geschlecht, insbesondere jedoch soziale Kriterien wie Stellung, Bekanntheitsgrad, ökonomische Aspekte oder auch „Systemrelevanz“.

 

Position der evangelischen Kirche

 

Auch die evangelische Kirche betont, jedes Menschenleben sei gleich viel wert. „Dass wir überhaupt über Triage diskutieren müssen, zeigt, wie wichtig es ist, alles dafür zu tun, dass solche Situationen vermieden werden können. Durch Einhaltung der Corona-Regeln können wir alle dabei mithelfen“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Redaktionsnetzwerk.

„Es gibt keine Einteilung von Menschengruppen, deren Lebensrecht mehr oder weniger wiegt“, so Bedford-Strohm. „Menschen, die sie zu treffen haben, brauchen unseren Beistand und unsere Solidarität. Und da, wo sie mit Schuldfragen ringen, weil sie Menschen nicht mehr die bestmögliche Versorgung zukommen lassen können, brauchen sie das Vertrauen, dass Gott uns vergeben wird, wo wir ihn darum bitten.“

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