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An der Jugendburg Gemen wurde eine Blutbuche gepflanzt. Das Symbol soll zeigen: Gerade junge Menschen brauchen Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Neben der Orangerie an der Jugendburg Gemen wächst jetzt eine Trauer-Blutbuche. Mit ihren auffällig roten, herabhängenden Blättern soll der Baum hier an die Missbrauchs-Betroffenen im Bistum Münster erinnern. Gesetzt hat ihn der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster als Teil der bistumsweiten Aktion, Blutbuchen als Symbole der Erinnerung zu pflanzen.
„Die Ergebnisse der Studie (zum Missbrauch im Bistum Münster, Anm. der Red.) sind erschütternd und wir sind uns einig: Das darf nie wieder passieren und Vergangenes muss aufgearbeitet werden“, sagt Chiara Beyer, Diözesanvorsitzende des BDKJ. Durch die Beteiligung an der Aktion des Bistums, die unter anderem von Betroffenen angeregt wurde, verdeutliche der Verband seine Haltung und setze ein andauerndes und lebendiges Zeichen. „Die Prävention von sexualisierter Gewalt ist in den Jugendverbänden und -gruppen gelebte Praxis.“
BDKJ: Jugendliche brauchen Schutz von außen
Mittlerweile seien die Betroffenen zwar nicht mehr im Jugendalter. „Doch viele waren es, als sie zu Betroffenen wurden“, erklärt die Vorsitzende. „Junge Menschen geraten schneller in ein Machtverhältnis, das ausgenutzt werden kann. Sie benötigen Schutz von außerhalb, da sie sich nicht immer selbst schützen können.“
Der BDKJ habe sich auch mit Blick auf die Zukunft zur Teilnahme an der Aktion entschieden. Denn gerade die jungen Katholiken und Katholikinnen seien diejenigen, die sich zukünftig für eine ganzheitliche Aufarbeitung einsetzen könnten. So werden auch weiter Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, um zu einer Prävention von zukünftigem Missbrauch beizutragen.
Jugendburg Gemen bewusst als Ort ausgewählt
Die Auswahl der Jugendburg Gemen als Standort der Blutbuche kam auf Initiative von Burgkaplan und Diözesanjugendseelsorger Ralf Meyer zustande, um ein gemeinsames Zeichen der Jugend zu setzen. „Wir haben uns sehr über das Angebot gefreut, da die Jugendburg für viele Jugendverbandler*innen und Jugendliche ein ganz besonderer Ort ist“, sagt Chiara Beyer. Viele seien auf Veranstaltungen oder Seminaren schon auf der Burg gewesen und hätten bleibende Erinnerungen gesammelt.
Gerade in der Jugendarbeit sei die Auseinandersetzung mit der Prävention sexualisierter Gewalt eine Voraussetzung und ihr Stellenwert entsprechend hoch. „Unsere Schutzkonzepte sehen regelmäßige Schulungen für alle Gruppenleitungen und Verantwortungspersonen vor“, erklärt Beyer. Dadurch werde die Haltung in den Gruppen verändert. „So sensibilisieren wir junge Menschen für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft, in der sie leben. Dabei geht es nicht um eine Tabuisierung, sondern darum, umsichtig und achtsam zu sein.“
Im Bistum Münster sind in diesen Tagen insgesamt mehr als 100 Blutbuchen gepflanzt worden, meldet die Bischöfliche Pressestelle. Sie sollen demnach sowohl an die Taten sexualisierter Gewalt und das Leid der Betroffenen erinnern als auch an die Vertuschung der Taten durch kirchliche Verantwortungsträger. Der Wuchs und die dunkel gefärbten Blätter des Baumes sollen die „Dauerhaftigkeit leidvoller Erfahrungen“ symbolisieren, heißt es. | pbm, jjo