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Jugendarbeit vorerst „nur mit pädagogischen Fachkräften“ – das sieht die jüngste Corona-Verordnung der niedersächsischen Landesregierung vor. Sophia Möller vom BDKJ protestiert gegen die Missachtung Ehrenamtlicher.
Der BDKJ-Landesverband Oldenburg protestiert gegen die neueste Corona-Verordnung der niedersächsischen Landesregierung vom 25. Mai. Sie erlaubt Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit nur „unter Aufsicht von pädagogischen Fachkräften“. Ehrenamtliche Gruppenleiter sind höchstens als Unterstützung erlaubt. In einem Offenen Brief an Sozialministerin Carola Reimann (SPD) fordern die BDKJ-Landesvorsitzenden Sophia Möller und Peter Christ, Jugendarbeit auch ohne solche Fachkräfte möglich zu machen.
Möller sieht in dieser Verordnung eine „Missachtung der Ehrenamtlichen“ in der kirchlichen Jugendarbeit, wie sie gegenüber „Kirche-Leben.de“ betont. Sie sei „regelrecht erschüttert“ über eine Äußerung der stellvertretenden Vorsitzenden im Krisenstab, Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit könne man nicht zutrauen, mit diesen Regeln verantwortlich umzugehen.
Möller: Ministerin fehlt der Einblick
Möller verweist auf die "Juleica", einen amtlichen Ausweis für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit. „Dafür machen alle unsere Gruppenleiter eine 50-stündige Ausbildung, dazu noch Präventions- und Hygieneschulungen. Das sind also qualifizierte Kräfte. Und dann sollen sie nicht fähig sein, verantwortlich mit Abstandsregeln umzugehen?“
Nach Angaben des Landesjugendrings gibt es in Niedersachsen 25.000 Ehrenamtliche mit dieser Juleica. Vom Land bezahlte hauptamtliche Fachkräfte bei den Jugendverbänden gibt es nur 50. Für Sophia Möller sind solche Zahlen der Nachweis, dass Jugendarbeit ohne Ehrenamtliche nicht möglich ist. Die Sozialministerin habe „offenbar zu wenig Einblicke“ in diese Arbeit. Denn Ehrenamtliche hätten bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie immer eigenständig Gruppen betreut und Freizeiten vorbereitet.
Jugendliche können verantwortlich entscheiden
In dem offenen Brief des BDKJ heißt es, Jugendliche hätten oft genug gezeigt, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst seien und eigenständig Entscheidungen treffen könnten. Das werde auch während der Corona-Pandemie so sein. An die Ministerin gewandt: „Wenn Sie sie nur lassen.“
Der Brief ist außerdem unterzeichnet von den Vorständen der Landesverbände der Katholischen Landjugend, der St. Sebastianus-Schützenjugend, der Malteserjugend, der Kolpingjugend, der Pfadfinderschaft St. Georg und der Katholischen Jugend Oldenburg, einem Verband der vor allem in der Diaspora im Norden des Oldenburger Landes Jugendarbeit gestaltet.