Stimmen zum G20-Gipfel

Bedford-Strohm: „Sinnlose Gewalt in Hamburg macht mich zornig“

Brennende Autos in Hamburgs Straßen und Gewalt: Diese Folgen des G20-Gipfels kritisieren Kirche und Politik nach der dritten Krawallnacht.

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Kirchenvertreter und Politiker haben die Ausschreitungen bei den G20-Demonstrationen in Hamburg kritisiert. „Diese sinnlose Gewalt macht mich nur noch zornig“, schreibt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Wochenende auf seiner Facebook-Seite. Mit Politik habe dies nichts zu tun, mit dem Einsatz für eine humane Welt erst recht nicht. Zornig mache ihn auch, dass die Bilder von der Gewalt jetzt das aufrichtige Engagement unzähliger Menschen für eine gerechte Welt in der öffentlichen Wahrnehmung an den Rand zu drücken drohten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Sonntag Hamburg und sprach mit betroffenen Polizisten und Bürgern. Er äußerte sich „schockiert und fassungslos über die Zerstörungswut“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte bereits zum Abschluss des G20-Gipfels am Samstag die „entfesselte Gewalt und ungehemmte Brutalität“ mancher Demonstranten. „Wer so handelt, dem geht es nicht um politische Kritik oder um ein besseres Leben für die Menschen unserer Erde“, so Merkel. Die Bundesregierung prüfe mit der Stadt Hamburg, wie Opfer für die entstandenen Schäden „schnellstmöglich und möglichst auch unbürokratisch“ entschädigt werden könnten.

 

Kein Unterschied zu Neonazis

 

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, „Deutschlands Bild in der internationalen Öffentlichkeit wird durch die Ereignisse in Hamburg schwer in Mitleidenschaft gezogen“. In einem Gastbeitrag in der „Bild am Sonntag“ schreibt Gabriel weiter: „Die Täter unterscheiden sich überhaupt nicht von Neonazis und deren Brandanschlägen. Mit angeblich 'linken Motiven' hat das alles nichts zu tun.“

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) unterstrich, dass die Politik in einer Demokratie immer bereit sein müsse, sich auch mit der Meinung von politisch Andersdenkenden und mit friedlich vorgetragenem Protest auseinanderzusetzen. „Das waren keine Demonstranten, sondern Kriminelle. Deshalb sind jedwede Rechtfertigungen aus dem linken politischen Spektrum blanker Hohn“, sagte er in der „Bild am Sonntag“.

 

Erschüttert über die Gewalt

 

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker äußerte sich „erschüttert über die Gewalt, die so unverständlich wie sinnlos“ sei. „Brennende Autos und fliegende Gullideckel mögen laut sein, aber ihre Botschaft erstickt im Lärm und Krawall“, sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Konstruktiv Politik mitgestalten könnten nur „diejenigen, die gemeinsam etwas aufbauen, nicht diejenigen, die wutgetrieben zerstören“.

Seit Donnerstagabend war es in Hamburg am Rande des G20-Gipfels zu teils schweren Ausschreitungen mit brennenden Autos, zerstörten Scheiben und Plünderungen gekommen. Am Samstag gab es zahlreiche friedliche Demonstrationen. Ein Bündnis aus mehr als 200 Einzelpersonen hatte zu dem Protest unter dem Motto „Hamburg zeigt Haltung“ aufgerufen, darunter der katholische Erzbischof Stefan Heße und die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs.

 

Heße erfreut über friedliches „Hamburg zeigt Haltung“

 

Heße zeigte sich am Ende der Demonstration erfreut, dass es der Initiative gelungen sei, „positive Bilder in die Welt zu setzen“. Die Bilder, die in den letzten Tagen von Hamburg um die Welt gegangen seien, seien besorgniserregend, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

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