Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz

Befragung: Zölibat, Image und Missbrauch verhindern Priesterberufungen

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"Wer wird Priester?", wollte die Deutsche Bischofskonferenz wissen und befragte junge katholische Priester und Ausbildungs-Abbrecher. Ergebnis: Das Milieu, aus dem Priester stammen, trocknet aus, der Zölibat verhindert Berufungen.

Ehelosigkeit und Zölibat sind aus Sicht von Priestern maßgebliche Hindernisse für eine Entscheidung zum Priesteramt in Deutschland. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage "Wer wird Priester?" der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Das soziale Umfeld, aus dem neue Priester in der Regel stammen, sei ziemlich einheitlich, heißt es. Allerdings verschwinde auch dieses Milieu immer mehr.

Die Studie wurde vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) der Universität Bochum im Auftrag der Bischofskonferenz durchgeführt. Eingeladen zur Befragung waren 2.515 Personen, darunter alle 847 Priester, die zwischen 2010 und 2021 geweiht wurden, sowie alle 1.668 Männer, die in diesem Zeitraum Priesterseminare verlassen haben. Teilgenommen an der Online-Umfrage haben zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 letztlich 153 geweihte Priester und 18 Seminarabbrecher.

Problem Zölibat

73 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, die Ehelosigkeit halte junge Männer davon ab, ins Priesterseminar zu gehen. Fast ebenso viele (72,4 Prozent) nannten die mangelnde Akzeptanz des Zölibats in der Gesellschaft als relevantes Hindernis.

Befragt nach der Rolle, die der Zölibat im eigenen Leben spiele, stimmten knapp 39 Prozent der Aussage zu, es brauche Zeit, ihn zu erfüllen. Mehr als 21 Prozent sehen ihn demnach als Herausforderung, an die sie sich aber halten wollten. Rund 17 Prozent gaben an, ihn problemlos erfüllen zu können, 6,5 Prozent betrachten ihn hingegen als nicht relevant und befolgen ihn auch nicht.

Bischof Gerber: Zölibat nicht einziger Faktor

Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Michael Gerber, warnt davor, die Diskussion auf den Zölibat zu beschränken. "Die Gleichung ,Zölibat fällt und die Zahl der Priesteramtskandidaten steigt' geht so nicht auf", erklärt der Fuldaer Bischof. Der gleichzeitige Rückgang in anderen pastoralen Diensten und bei der evangelischen Kirche zeige, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielten.

Die Studie zeigt zudem, dass das soziale Umfeld, aus dem sich künftige Priester rekrutieren, in Deutschland sehr einheitlich ist. So gaben fast 85 Prozent an, aus der Mittel- oder der oberen Mittelschicht zu stammen. Das Arbeitermilieu ist mit 6,2 Prozent vertreten und liegt deutlich unter dem Durchschnitt der Gesellschaft von 21,5 Prozent. Lediglich 0,7 Prozent der Priester geben an, aus der sozialen Unterschicht zu stammen. Zudem handle es sich um eher kinderreiche und konservative Familien.

Sellmann: Milieu trocknet aus

ZAP-Leiter Matthias Sellmann warnt, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland werde das Milieu, aus dem Priesterberufungen zu erwarten seien, deutlich kleiner und trockne aus. Sellmann sieht "eine starke Notwendigkeit zum Umsteuern in der Berufungspastoral und der Priesterausbildung". Gerade junge Priester setzten eher auf die Entwicklung ihrer persönlichen Spiritualität, während die ihnen zugeschriebene Führungsposition in den immer größeren Gemeinden eine deutlich geringere Rolle spiele.

"Viele wollen Seelsorger sein, sie wollen aber nicht Chef sein und schon gar nicht Manager." Der Theologe warnte davor, dass Priester dadurch in den Gemeinden zunehmend "ins offene Messer" liefen. Bisher sei zu wenig zu erkennen, dass in der Ausbildung an neuen Priesterbildern gearbeitet werde.

Die Bedeutung des Themas Missbrauch

Eine Mehrheit der Befragten nennt auch das schlechte Image der Kirche, das auch durch Fälle sexualisierter Gewalt  verursacht werde, als Hindernisgrund für Berufungen. Immerhin mehr als 60 Prozent sind der Ansicht, sexueller Missbrauch sei in der katholischen Kirche ein größeres Problem als anderswo. Mehr als die Hälfte sagt aber auch, Missbrauch werde in den Medien “hochgespielt”.

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