Jonas Höpken: Katholischer Theologe und Ratsherr für Die Linke in Oldenburg

Bei der Linken und bei der KAB

Jonas Höpken ist Ratsherr der Linken im Stadtrat von Oldenburg. Er sitzt auch im Vorstand des Diözesanverbandes Münster der KAB. So will der Theologe und Sozialarbeiter seine religiösen und politischen Überzeugungen verwirklichen.

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Ein Parteifreund von Jonas Höpken ist fest überzeugt: Jesus würde „Die Linke“ wählen. Weil die für einen Mindestlohn, für menschenwürdige Jobs und gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr sei. Genau passend zur Botschaft Jesu. Jedenfalls hat er das voriges Jahr beim Wahlkampf so ins Netz gestellt.

 

Jesus nicht für eine Partei vereinnahmen

 

Jonas Höpken lacht. Jesus für eine Partei vereinnahmen, davon hält der Sozialarbeiter aus Oldenburg nichts. „Man schließt andere Menschen da zu leicht einfach aus.“ Seine Partei – bei ihm heißt das: Die Linke. Bei ihr ist er seit zehn Jahren Mitglied, für sie sitzt er im Stadtrat von Oldenburg.

Das ist nicht alltäglich. Denn der 45-Jährige hat neben Sozialer Arbeit auch Theologie studiert, ist in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung groß geworden, sitzt im Bistumsvorstand der KAB. Ein Sozialarbeiter also, der seine Wurzeln in der Kirche hat, dort seinen Glauben lebt. Und zugleich Politiker in einer Partei mit Wurzeln im Marxismus.

Höpken findet das nicht dramatisch. „Ich bin über die KAB in die Politik gekommen. Und habe dort gelernt, wo die Kirche in sozialen Fragen steht.“ Nämlich: Gegen „Diktatur der Wirtschaft“, gegen „soziale Spaltung“, gegen „Konzentration des Reichtums bei einigen wenigen“. Gedanken von Papst Franziskus, die sich auch in einem neuen Grundsatzpapier der deutschen KAB finden. Das hat Jonas Höpken letztes Jahr mit beschlossen. Zugleich Gedanken, die für ihn dem Programm seiner Partei nahe sind.

 

Der Markt wird zum Götzen

 

Jonas Höpken
Jonas Höpken hat auch den Katechismus im Regal. | Foto: Franz Josef Scheeben

„Der Markt wird heute ja wie ein Gott verehrt, alles soll er in der Wirtschaft richten“, sagt Höpken. Gegen dieses System protestiere der Papst, und mit ihm die KAB. Und eben auch eine politische Partei: Die Linke.

Jonas Höpken hat sich schon früh für solche Fragen interessiert. Der Junge aus der Gemeinde St. Christophorus in Oldenburg sprach mit seinen Eltern beim Mittagessen oft über Politik. Beide setzten sich in der KAB und für die SPD ein. Höpken erinnert sich noch gut an „spannende Diskussionen“.

 

Immer nah bei der Kirche

 

Einen Bruch mit Kirche und Gemeinde habe er nie erlebt, berichtet er. Als junger Mann war er Lektor in St. Christophorus – und trat mit 17 zugleich bei den Jusos ein, war bis zum Beginn des Studiums stellvertretender Stadtvorsitzender. Beim Studium in Münster sei er dann immer ein bunter Vogel gewesen, berichtet er lachend: Unter den Theologen als Juso, unter den Jusos als Theologe.

Warum verlässt ein so standfester Sozialdemokrat dann seine Partei? Da wird Höpken sehr ernst: „Nicht ich habe da einen radikalen Bruch vollzogen, sondern die SPD brach radikal mit ihren Ideen.“ Zu Zeiten von Bundeskanzler Gerhard Schröder habe sich das bis in den Ortsverein gezeigt, „vor einem Jahr hatten wir noch für eine Vermögenssteuer gestimmt, jetzt waren auf einmal alle dagegen“. Für Höpken wurde klar: „Ich verrate meine Ideen nicht.“ Ende 2000 trat er aus der SPD aus. Und 2007 in die Partei Die Linke ein.

 

Die Partei hat sich glaubwürdig distanziert

 

Hat er keine Scheu vor einer Partei mit einer Vergangenheit in der ehemaligen DDR, mit Verfolgung der Kirchen? Höpken hat die Entwicklung der Partei genau verfolgt, bevor er dort eintrat. Die Partei habe sich von der Diktatur distanziert, schon wahr. „Aber ich habe Jahre abgewartet, ob sie das glaubwürdig lebt“, sagt Höpken.

Seine Erfahrung: „Die Menschen in der Partei haben glaubwürdig mit dem System gebrochen, da denkt keiner mehr totalitär.“ Vielmehr finde er viele enttäuschte Sozialdemokraten, die wie er eine neue politische Heimat gesucht haben. „Die Partei passt einfach zu meinen linken, meinen sozialdemokratischen Ideen.“

 

Jetzt auch an der Spitze der KAB

 

Der Eintritt in diese Partei fiel zusammen mit einem wichtigen Schritt für Jonas Höpken in der KAB: 2007 wurde er in den oldenburgischen Landesvorstand gewählt. Hat seine Parteimitgliedschaft nie eine Rolle gespielt im Verband? Kaum, berichtet er. Jahre später aber wohl, als es um die Wahl in den Bistumsvorstand der KAB ging.

Die Linke und die KAB
Auch unter den 69 Abgeordneten der Linken im neuen Bundestag gibt es Katholiken: Drei haben nach den persönlichen Profilen im Internetauftritt des Bundestages katholisch als Bekenntnis angegeben. In der Partei gibt es auch eine eigene Arbeitsgemeinschaft „Christinnen und Christen in der Linken“. Die Linke hat nach eigenen Angaben bundesweit 59.000, davon in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen je 9.000 Mitglieder. Die KAB hat nach eigenen Angaben bundesweit 125.000 Mitglieder, davon im Bistum Münster 23.000.

Vor der Vorstellrunde habe ihm ein guter Freund im Verband geraten: „Sag' besser nichts von deiner Partei!“ Seine Antwort: „Kommt gar nicht infrage.“ Höpken stellte sich offen vor, auch mit seiner Partei – und wurde gewählt, im vorigen Herbst erneut.

Er könne durchaus mit inhaltlichem Widerstand im Verband umgehen, versichert Höpken. Dann gebe es eben Diskussionen über Sachthemen – „und die sind wichtig“. Allein wegen der Partei abgelehnt zu werden, das würde ihn jedoch ärgern; erlebt hat er das noch nicht. In der KAB nicht und im Stadtrat auch nicht. „In der Kommunalpolitik geht es ja um alltägliche Sachfragen, nicht um Ideologie.“

 

Ein Bündnis mit der CDU

 

Was auch zu ungewöhnlichen Koalitionen führt: Die Linke im Stadtrat hat sich mit der CDU verbündet – und mit den Grünen. Der Grund: Widerstand gegen ein Projekt der Bahn. Die Trasse durch Oldenburg soll erweitert werden, mit Folgen für die Umwelt. Die drei Parteien setzen im Stadtrat ein Votum für eine Ausweichstrecke durch – zunächst gegen die stärkste Fraktion, die SPD. Bis auch die einschwenkte.

Solche Oppositionspolitik mit wechselnden Mehrheiten klappt tadellos, findet Höpken. Eine Minderheitsregierung in Berlin statt einer großen Koalition – für den Kommunalpolitiker ist das kein Schrecken.

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