Marx kritisiert Rückzug in nationale Engführung

Beispielland Indien: Misereor-Fastenaktion in München eröffnet

Mit einem Gottesdienst in der Münchner Liebfrauenkirche ist die Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor eröffnet worden. Das Motto: „Heute schon die Welt verändert?“ Beispielland ist Indien.

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Mit einem Gottesdienst in der Münchner Liebfrauenkirche ist am Sonntag die Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor eröffnet worden. Sie steht unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert?“ mit Indien als Beispielland.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, erinnerte in seiner Predigt daran, dass Gott nach der Sintflut den Menschen als Zeichen der Hoffnung und des neuen Bundes einen Regenbogen geschickt habe. Damit habe er eine zweite Chance ermöglicht und zugleich die Aufforderung verbunden, Einheit und Vielfalt der Schöpfung mit allen Kulturen und Traditionen zusammenzubringen.

Manche mögen heute sagen, dass es ihnen zu bunt zugehe, sagte Marx. Damit sei die Gefahr eines Rückzugs in die nationale Engführung verbunden. Gott jedoch schließe einen Bund mit allen. Das mache auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ deutlich, indem er betonte, dass das eine Haus der Schöpfung allen gehöre. Die Zeit sei reif für das Evangelium vom Volk Gottes, betonte der Kardinal, und forderte dazu auf, solidarisch zu handeln.

 

3.000 Projekte in 90 Ländern

 

Teil der diesjährigen Aktion von Misereor, die in Deutschland und Indien stattfindet, ist die bundesweite Kollekte. Sie kommt Hilfsprojekten in Afrika, Lateinamerika und Asien zugute. Derzeit unterstützt das bischöfliche Hilfswerk nach eigenen Angaben rund 3000 Projekte in 90 Ländern. Es besteht seit 60 Jahren und hat seither nach eigenen Angaben über 107.500 Entwicklungsprojekte in Afrika und dem Nahen Osten, Asien, Lateinamerika und Ozeanien mit mehr als 7 Milliarden Euro gefördert.

An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche Vertreter aus Kirche und Politik teil, darunter Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Entwicklungsminister Gerd Müller (beide CSU). Müller hatte bereits vorab die „großartige Arbeit“ der katholischen und evangelischen Hilfswerke„ gelobt. Ohne diese wären die großen Herausforderungen der Zeit, Hunger und Elend sowie Flucht und Vertreibung zu überwinden, nicht zu bewältigen. Besonders in Krisengebieten und in äußerst entlegenen Regionen, in denen es keine staatlichen Strukturen mehr gebe, seien kirchliche Hilfswerke wie Misereor präsent.

 

Entwicklungsminister Müller: Gegen nationale Egoismen

 

Müller verwies darauf, dass sein Ministerium seit vielen Jahrzehnten eng und vertrauensvoll mit Misereor zusammenarbeite. “Wir leben alle in einer Welt“, so der Minister. Jeder Mensch habe das Recht auf ein Leben in Würde. Deshalb gelte es, die Schöpfung für die kommenden Generationen durch einen verantwortlichen Lebensstil zu bewahren. „Mit den kirchlichen Hilfswerken kämpfen wir gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit und gegen nationale Egoismen und zügellose Profitgier.“

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