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David Steindl-Rast gehört zu den wichtigsten geistlichen Autoren unserer Zeit. Eine Kirchenmusikerin aus Münster hat Texte des Benediktiners vertont.
Die Texte des Benediktinerbruders David Steindl-Rast haben es Jutta Bitsch angetan. Die Kirchenmusikerin der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster schätzt die Mystik und die geistlichen Worte des 98-jährigen Ordensmannes, der zu den wichtigsten spirituellen Persönlichkeiten der Gegenwart zählt.
Als Buchautor verbindet David Steindl-Rast, der in der benediktinischen Gemeinschaft des Europaklosters Gut Aich im österreichischen Sankt Gilgen lebt, aus christlichen und anderen religiösen Quellen eine lebensnahe Mystik mit der Suche nach Sinn. Einige seiner meditativen Gebete, die aus seinem Buch „Erwachende Worte“ stammen, hat Jutta Bitsch vertont.
Benediktiner hat erste Aufnahmen bereits gehört
„In dem Buch faszinierten mich viele der konkreten Texte. Sie regten mich sofort zum Komponieren an“, sagte die Kirchenmusikerin. Ihre Anfrage, ob sie die Texte vertonen dürfe, habe Bruder David umgehend mit einem klaren „Ja!“ beantwortet. „Er bat darum, ihm Aufnahmen von den Gesängen zukommen zu lassen. Die ersten Aufnahmen hat er bereits mit großer Freude und Dankbarkeit gehört“, sagt Jutta Bitsch.
Auf den aus Wien stammenden Benediktinermönch, der lange Zeit als Eremit gelebt hat und bis heute weltweit als spiritueller Weisheitslehrer unterwegs ist, ist die Komponistin im Zusammenhang mit der Arbeit an ihrem Schöpfungsoratorium gestoßen. „Ich habe in seinen Texten eine große Weite wahrgenommen, die sich in seiner Überzeugung einer großen Verbundenheit äußert: im großen Ganzen des Kosmos, in der geschwisterlichen Beziehung zwischen Mensch und Tier – und auch einer Verbundenheit mit Gott, dem ‚großen Geheimnis‘, immer wieder neu, im ‚Jetzt‘, auch in den unterschiedlichen Ausprägungen der Religionen.“
Projektchor probt bereits
Die Bezirkskantorin hatte 2014 theologische Texte in einem Schöpfungsoratorium verarbeitet. Zuvor hatte sie für das Bistum Münster ein Oratorium zur Seligsprechung von Schwester Maria Euthymia (2001) und ein Edith-Stein-Oratorium anlässlich des Jubiläums „1200 Jahre Bistum Münster“ (2005) erzählend-dramaturgisch vertont.
Zu zehn Gebetstexten des Benediktiners hat Jutta Bitsch bis jetzt Lieder für den Chorgesang verfasst. Jedes Lied ist etwa fünf Minuten lang. Ein Projektchor aus Münster probt derzeit die Gesänge: 40 Kantorinnen und Kantoren sowie Sängerinnen und Sänger aus dem Kirchenchor der Pfarrei beteiligen sich daran. Sie werden die Kompositionen am 9. März 2025 um 18 Uhr in der Pfarrkirche Heilig Kreuz uraufführen.
Suche nach der passenden Tonsprache
Beim Komponieren versucht Jutta Bitsch, wie sie sagt, den Charakter eines Textes zu erspüren. Dann entscheidet sie sich für die passende Tonsprache beziehungsweise Tonart: „Da verwende ich durchaus auch gern mal die eine oder andere Kirchentonart. Diese charakteristischen Tonarten begleiten mich schon sehr lange, sei es in der Gregorianik, in der Psalmodie oder auch im Jazz: In ihrer Strenge, manchmal gar Fremdheit, lassen sich meines Erachtens spirituelle Texte sehr gut in Töne fassen.“
Die Töne zu den Texten fließen ihr mehr oder weniger zu, etwa wenn sie die entsprechende Textpassage laut spricht und dem Bogen der Sprechmelodie lauscht. „Mit dieser Methode habe ich schon viele gute Erfahrungen machen dürfen, die mich die Melodien dann als stimmig haben empfinden lassen“, sagt sie.
Fastenbuch liefert Anregungen
David Steindl-Rast hat in seinem Buch „Erwachende Worte“ 55 meditative Gebete zusammengefasst. Sie tragen Titel wie „Hören“, „Leiden“, „Schweigen“, „Frauen“ oder „Altern“. Diese Gebete entstanden aus einem Gedichtband, den der Benediktiner als „Fastenbuch“ erhielt und von dem er in seinem Vorwort schreibt: „Zu Beginn der Fastenzeit empfangen wir Benediktinermönche aus der Hand des Abtes ein Buch, das er für uns persönlich auswählt und das wir, so schreibt der heilige Benedikt in seiner Regel, ‚per ordinem ex integro‘ – also ‚von Anfang bis Ende‘ lesen sollen.“
Jutta Bitsch hat sich vorgenommen, alle 55 Gebete zu vertonen. „Ob mir das gelingt, muss ich sehen. Man darf ja Ziele haben. Mit den ersten zehn Liedern bin ich zufrieden“, sagt sie. Einige Passagen eigneten sich gut als Kehrverse für den Gemeindegesang.
Hörproben im Internet
Drei Lieder können im Internet gehört werden: Unter www.youtube.com/@HeiligKreuzMS hat die Pfarrei diese Kostproben hineingestellt. Die Ausführenden sind Stefanie Fustmann, Andreas Kratel, Maik Schmiedeler (Gesang), Andrea Lieblang (Rezitation) und Jutta Bitsch (Gesang und Klavier). Text und Noten der Kompositionen können in der Bibliothek des Autors David Steindl-Rast aufgerufen werden.