Veröffentlichung der beiden großen deutschen Kirchen

Bericht der Kirchen: Religionsfreiheit vielfach eingeschränkt

Die beiden großen deutschen Kirchen haben ihren zweiten gemeinsamen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit vorgelegt. Sie nennen bedrückende Beispiele – aber keine Gesamtzahl verfolgter Christen.

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Die beiden großen deutschen Kirchen haben ihren zweiten gemeinsamen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit vorgelegt. In Europa beklagen sie Gesetze gegen das Tragen religiöser Symbole in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz sowie Einschränkungen gegen Minderheitenreligionen in Russland.

Zudem warnen die Kirchen vor einem Ende christlichen Lebens in einigen Ländern des Nahen Ostens. Die Lage der Christen dort sei nach wie vor besonders bedrängend, erklärten die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Wegen langfristiger Trends und der Folgen der Terrorherrschaft der Miliz „Islamischer Staat“ drohe die christliche Präsenz in einigen Ländern zu enden.

Nur wenige Länder ohne Einschränkungen

Auch in Teilen Afrikas südlich der Sahara, etwa in Nord-Nigeria, würden Christen Opfer islamistischer Gewalt. Daneben wollten autoritär regierte Staaten wie China, Vietnam und Nachfolgestaaten der Sowjetunion religiöse Aktivitäten staatlicher Herrschaft unterstellen. Der Bericht verzichtet erneut auf eine Schätzung der Zahl der weltweit unterdrückten Christen. Dazu sei ein wissenschaftliches Instrumentarium notwendig, das bislang nicht vorliege, heißt es.

Erzbischof Ludwig Schick. | Foto: Michael BönteErzbischof Ludwig Schick. | Foto: Michael Bönte

Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber sagte, der Teil der Welt, in dem Religionsfreiheit vollständig gewährleistet werde, sei im Weltmaßstab „nur eine kleine Provinz“. Der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der DBK, Erzbischof Ludwig Schick, betonte, die Bewahrung der Zivilisation hänge davon ab, ob Religionsfreiheit gewährt werde. Das Engagement für Glaubensgeschwister schließe den Einsatz für alle Menschen ein, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden: „Unser Einsatz für die Christen ist exemplarisch, aber nicht exklusiv.“

Staaten als Kämpfer für „Rechtgläubigkeit“

Laut Bericht ist in 48 von 198 Staaten die Religionsfreiheit erheblich eingeschränkt. In 45 Ländern werden Gläubige unterschiedlicher Religionen ausgegrenzt und benachteiligt.

Manche Regierungen hielten es offenbar für ihre Aufgabe, Rechtgläubigkeit durchzusetzen; sie erlassen religiöse Rechtsnormen. Das sei Praxis in Saudi-Arabien, Katar, Jemen, Iran, Sudan, Mauretanien, Somalia, Malediven, Brunei und Malaysia.

Probleme beim Religionswechsel

Einige Länder verletzen die Religionsfreiheit durch Unterdrückung, um eine vermeintliche nationale Identität und die Tradition der Mehrheitsreligion zu stärken. Dies geschieht laut Bericht etwa in Indien, Myanmar und Russland.

Länder wie China, Vietnam und Weißrussland sähen Religion als staatsgefährdende Bedrohung an. Sie überwachen oder bekämpfen religiöse Gemeinschaften und ihre Mitglieder.

Ein Schwerpunkt des Berichts ist die Freiheit zum Glaubenswechsel. Wer zu einer anderen Religion übertritt, wird oft von staatlicher Seite diskriminiert. In islamischen Ländern gebe es zahlreiche Beispiele von Lynchjustiz durch selbst ernannte Glaubenswächter. Gerichte sprächen Todesurteile wegen Konversionen aus, etwa in Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien oder Sudan. Eine Vollstreckung der Urteile werde jedoch „meist verhindert“.

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