Beerdigungen werden immer individueller

Bestatter Martin Volkery aus Ochtrup richtet Abschiedsraum ein

Mit dem Wandel der Trauerkultur sind auch die Bestattungen individueller geworden. Auch die Bestatter richten sich darauf ein, wie Martin Volkery aus Ochtrup.

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Ein freundlich gestalteter Raum, ausgestattet mit Kreuz, Kerzenleuchter und Sitzmöglichkeiten. An der Wand ein Gemälde, das den Betrachter zum Meditieren anregt. Leise Musik im Hintergrund unterstreicht die Ruhe und Geborgenheit dieses Raumes. „Das ist unser Abschiedsraum. Hier haben Angehörige Gelegenheit, sich noch vor der eigentlichen Trauerfeier vom Verstorbenen zu verabschieden“, sagt Martin Volkery.

Es war eine Herzensangelegenheit des Ochtruper Bestatters,  solche Räume zu schaffen. Zumal ihm die halbherzige Atmosphäre vieler Friedhofskapellen nicht zusagte. Vor einigen Jahren hat er seine Vorstellung realisiert und zwei Abschiedsräume in seinem Haus  errichtet. „Dieses Abschiednehmen in einem geschützten Umfeld kann helfen, den Verlust eines geliebten Menschen zu begreifen. Für die Trauerarbeit ist das enorm wichtig“, weiß er aus Erfahrung.

 

Ausbildung zum Bestatter

 

Martin Volkery hat das Ochtruper Bestattungsinstitut von seinen Eltern übernommen. Seine 26-jährige Tochter Marie-Christine tritt inzwischen ebenfalls in die Fußstapfen ihrer Vorfahren. Auch Mitarbeiterin Sina Nitschke ist in einem Bestatterhaus im Neuenkirchener Ortsteil Sankt Arnold aufgewachsen. Sie möchte einmal das Unternehmen ihrer Eltern weiterführen.

Die beiden jungen Frauen haben sich ebenso wie Martin Volkery für ihren jetzigen Beruf entschieden, nachdem sie zuvor andere Wege gegangen waren. Martin Volkery hatte das Tischlerhandwerk erlernt und war danach Betreuer in einer Wohnanlage für Menschen mit Behinderungen.

 

Ankleiden und Herrichten von Verstorbenen

 

Marie-Christine Volkery studierte Wirtschaftswissenschaften, und Sina Nitschke war Assistentin in einer Arztpraxis. Mittlerweile hat die 25jährige ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft erfolgreich abgeschlossen.

„Unser Job ist äußerst vielseitig“, berichten die jungen Bestatterinnen und erzählen, dass sie zum Beispiel die Verstorbenen abholen, sie herrichten, ankleiden, frisieren und aufbahren. Sie stehen den Hinterbliebenen im Trauerfall bei, erledigen Formalitäten und bringen sich in die Vorbereitung der Trauerfeier ein.

 

Beratung von Angehörigen

 

„Wir beraten die Angehörigen und versuchen, gemeinsam eine würdige Form zu finden. Viele Menschen legen bereits zu Lebzeiten Details ihrer Bestattung fest. Zum Beispiel ob sie eine Erdbestattung oder Einäscherung möchten. Das erleichtert natürlich Vieles“, sagt Martin Volkery. Im Trauergespräch werde auch geklärt, ob der Sarg oder die Urne während des Trauergottesdienstes in der Kirche platziert werden soll.

Seit 2005 ist das in den Ochtruper Kirchen möglich, sofern die Angehörigen es wünschen. „Die Idee kam mir, als die Friedhofskapelle am Pius-Hospital abgerissen wurde. Als ich dem damaligen Pfarrer Josef Wichmann den Vorschlag machte, war er sofort einverstanden“, erinnert sich der Bestatter.

 

Urne im Taufbrunnen

 

Viele Kunden entscheiden sich seither für diese Form der Trauerfeier. „Wir hören von Angehörigen oft, wie schön sie es empfunden haben, dass die Verstorbenen während ihres Trauergottesdienstes dabei sind“, freut er sich über positive Rückmeldungen. Nach wie vor sei aber auch die Einsegnung in den Friedhofskapellen möglich. „Wir richten uns ganz nach den Wünschen unserer Kunden.“

Volkery schätzt auch das gute Verhältnis zu den Geistlichen der Pfarrei St. Lambertus, die stets für besondere Ideen ein offenes Ohr haben. Auch für seine Anregung, die Urne – sofern gewünscht – während der Trauerfeier im Taufbrunnen zu platzieren, habe es keine Einwände gegeben. „Dort, wo die Täuflinge am Anfang ihres Lebens stehen, tritt der Verstorbene seine letzte Reise an. Damit schließt sich der Kreis und macht uns bewusst, dass der Tod zum Leben gehört“, beschreibt Volkery den Charakter dieser Zeremonie.

 

Täglicher Umgang mit dem Tod

 

„Der tägliche Umgang mit dem Tod führt uns vor Augen, wie schnell das Leben vorbei sein kann und dass man bewusster leben sollte“, überlegt seine Tochter Marie-Christine. Das hat auch Sina Nitschke festgestellt.

Die jungen Bestatterinnen lieben ihren Beruf. Klar, manchmal stoße man an seine Grenzen, sagen sie. Etwa, wenn ein Kind verstorben sei oder wenn ein Mensch durch einen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen werde. Auch der Tod durch Suizid ist für die Bestatter eine Extremsituation. Um diese Erfahrungen zu verarbeiten, sei es wichtig, im Team darüber zu reden. Denn psychologische Betreuung gibt es für Bestatter nicht.

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