Kirche sei „Schutzraum für Täter“ gewesen

Betroffene von Freiburger Missbrauchsgutachten schockiert

  • Betroffene von Missbrauch zeigen sich schockiert über Ergebnisse des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Freiburg.
  • Täter grausamster Verbrechen seien geschützt worden, so Missbrauchsbetroffene.
  • Betroffene sehen den ehemaligen Erzbischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in der Studie deutlich belastet.

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Missbrauchsbetroffene haben sich schockiert über die Ergebnisse des Berichts zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung im Erzbistum Freiburg gezeigt. Die Untersuchung dokumentiere schwarz auf weiß, dass der Kirche „missbrauchte Kinder und verletzte Kinderseelen über Jahrzehnte gleichgültig waren“, heißt es in einer ersten Stellungnahme des Betroffenenbeirats im Erzbistum. Dagegen seien die Täter grausamster Verbrechen geschützt worden.

Aus Sicht der Betroffenen belastet die Studie vor allem den früheren Personalchef des Bistums und Alterzbischof Robert Zollitsch. Unter seiner Führung sei die Kirche ein „Schutzraum für Täter“ gewesen und eine „Hölle für Kinder, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren und keine Hilfe erhalten haben“.

Betroffene: Leid hätte verhindert werden können

Zollitsch, so der Beirat, habe das Wohlergehen der Priester und das Ansehen der Kirche immer über das Wohl der missbrauchten Kinder gestellt. Täter hätten sich in Sicherheit wiegen können, durch Versetzungen und Verschleierungen sei immer wieder neues Leid entstanden, das leicht hätte verhindert werden können.

Die Betroffenen werfen der Führungsebene im Erzbistum jahrzehntelanges, herzloses und kaltblütiges Handeln vor. „Bis in das Jahr 2014 scheint im Ordinariat eine menschlich nicht nachvollziehbare Kälte und Gleichgültigkeit gegenüber Missbrauchsvorwürfen und vor allem gegenüber Betroffenen geherrscht zu haben“, erklärte der Beirat. Der Missbrauchsbericht wurde am Vormittag vorgestellt.

"Wir sind Kirche": Zollitsch aus dem Klerikerstand entlassen
Für die Gruppe "Wir sind Kirche" zeigt die Freiburger Missbrauchsstudie, dass ein hierarchisch aufgebautes Machtsystem Missbrauch begünstige und das Leid Betroffener zu wenig berücksichtige. Die kirchlichen Strukturen hätten versagt, erklärte "Wir sind Kirche". Nur der Beharrlichkeit von Betroffenen, Reformgruppen und Medien sei es zu verdanken, dass Aufarbeitung begonnen habe.

Der emeritierte Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, dem in der Studie schweres Fehlverhalten bescheinigt wird, solle aus dem Klerikerstand entlassen werden. Zollitschs Vorgänger Oskar Saier müsse aus der Bischofsgruft im Freiburger Münster auf einen anderen Friedhof umgebettet werden.

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