„Mit Erniedrigungen des Gegenübers machen wir es nicht besser“

Betroffenen-Beirat warnt vor Streit unter Missbrauchsopfern

  • Einer der Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, warnt Betroffene davor, sich auseinanderdividieren zu lassen.
  • „Betroffene dürfen sich nicht gegenseitig angreifen. Mit Erniedrigungen des Gegenübers machen wir es nicht besser.“
  • Es hatte Kritik daran gegeben, dass Opfervertreter beim Synodalen Weg gesprochen hatten.

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Sprecher von Missbrauchsopfern in der katholischen Kirche haben ihren Willen zur Kooperation mit Kirchenvertretern verteidigt. „Wir setzen jedenfalls auf Zusammenarbeit“, sagte einer der Sprecher des im November gegründeten Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, der Würzburger Schauspieler Kai Moritz, der „Main-Post“. „Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition, die Dinge anzusprechen, und beschränken uns nicht nur auf die Punkte, die nicht funktionieren.“

Moritz warnte die Betroffenen davor, sich auseinanderdividieren zu lassen. „Betroffene dürfen sich nicht gegenseitig angreifen. Wir dürfen nicht zu dem werden, was wir gerade bekämpfen wollen: Mit Erniedrigungen des Gegenübers machen wir es nicht besser.“

 

Kritik an Auftritt beim Synodalen Weg

 

Er reagierte damit auf Kritik des Mitbegründers der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch. Dieser hatte den Auftritt von Vertretern des Betroffenenbeirats bei der jüngsten Online-Konferenz des Reformprozesses Synodaler Weg mit den Worten kritisiert, man wolle dort offenbar nur Betroffene hören, die sich dort einbringen wollten. Moritz sagte dazu: „Ich denke, der Synodale Weg ist eine Möglichkeit, dass man den Zorn und die Wut der Betroffenen transformiert hin zu etwas Produktivem.“

Der Sprecher des Betroffenenbeirats kritisierte zugleich die kirchliche Neuregelung der Zahlungen in Anerkennung des Leids. Der Entscheidungsprozess habe erneut ohne Beteiligung der Missbrauchsopfer stattgefunden.

 

„Geldzahlungen sind kein Schlussstrich“

 

Zugleich gebe es viele in der Kirche, die mit den Geldzahlungen einen Schlussstrich und einen Anspruch auf Ruhe verbänden, sagte Moritz. „Dem stellen wir uns als Beirat entgegen. Es gibt keine Entschuldigung. Es gibt nur ein gemeinsames Damit-Weiterleben.“

Die Beiräte wollten die öffentliche Diskussion wach halten und immer wieder daran erinnern, „dass es nicht nur Bischöfe und Priester sind, die Täter waren oder Täter gedeckt haben, sondern dass auch das Bild von ihnen dazu geführt hat, dass das so passieren konnte und jetzt so schwerfällig nichts passiert“.

 

„Woelkis Entschuldigungen genügen nicht“

 

Kritik übte Moritz am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Seine Entschuldigungen reichten nicht aus; sie hätten zuerst die Opfer in den Blick nehmen müssen. „Ich unterstelle Herrn Woelki immer noch, dass er sich feiern lässt für seine wiederholten Worte des Bedauerns und sich gefällt, dass er jetzt etwas tut. Das macht es schwer“, sagte er.

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