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Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, beklagt eine fehlende Bereitschaft in der katholischen Kirche, Verantwortung für Missbrauchsfälle zu übernehmen. "Nicht nur Kleriker und Leitungsverantwortliche sind als Täter, Vertuscher und Strafvereitler im Amt für die Missbrauchskrise verantwortlich", so Norpoth. Auch der Klerikalismus der Laien vor Ort, die von Taten wussten, aber schwiegen oder wegsahen, habe Missbrauch ermöglicht.
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, beklagt eine fehlende Bereitschaft in der katholischen Kirche, Verantwortung für Missbrauchsfälle zu übernehmen. "Nicht nur Kleriker und Leitungsverantwortliche sind als Täter, Vertuscher und Strafvereitler im Amt für die Missbrauchskrise verantwortlich", schreibt Norpoth bei "katholisch.de".
Auch der Klerikalismus der Basis - also Laien vor Ort, die von Taten und Opfern wussten, aber schwiegen und bewusst wegsahen - habe Missbrauch ermöglicht. "Durch ihr Verhalten, oder besser Nichtverhalten, haben sie wesentlich zum Fundament einer täterfreundlichen Organisation beigetragen, in der sich die Täter vor Strafverfolgung und Restriktion sicher sein konnten." Norpoth bezieht sich in dem Punkt auch auf Aussagen des Historikers Thomas Großbölting in der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster.
Aus Norpoths Sicht nehmen nur wenige Menschen in den Gemeinden und Verbänden die eigene Verantwortung wahr. "Die zwingend notwendige eigene Aufarbeitung bleibt aus."
"Organisierte Kriminalität"
Der Sprecher des Betroffenenbeirats verwies zugleich auf neue Erkenntnisse, wonach Bischöfe über die von der Bischofskonferenz gegründete Koordinationsstelle "Fidei Donum" Missbrauchstäter durch Entsendung nach Südamerika den deutschen Strafverfolgungsbehörden vorsätzlich entzogen hätten. "Ein solches geplantes und gezieltes Vorgehen ist letztlich Ausdruck erheblicher krimineller Energie der handelnden Personen und macht die Täterorganisation Kirche zusätzlich zu einem Ort organisierter Kriminalität", schreibt er. "Diese zusätzliche Dimension bedingt letztlich auch eine deutliche Ausweitung der institutionellen Verantwortung, die von den heutigen Bischöfen zu übernehmen ist."
Norpoth begrüßte die erste Klage eines Betroffenen auf Schadensersatz über 725.000 Euro gegen das Erzbistum Köln. "Solche Klagen sind schlicht Ausdruck dafür, dass die katholische Kirche in Deutschland bis heute nicht in der Lage ist, ein dem erlittenen Leid und der institutionellen Verantwortung Rechnung tragendes Anerkennungssystem umzusetzen." Die Bischofskonferenz und ihr Sekretariat beharrten darauf, man komme der institutionellen Verantwortung allein schon durch das geltende Anerkennungssystem nach - und das trotz der von Betroffenen kritisierten Systemmängel.
"In Köln übernimmt Kirche Verantwortung nur zum Schutz der Institution"
Deutliche Kritik übte Norpoth am Erzbistum Köln und der bekannt gewordenen PR-Strategie. Hier zeige sich, dass Kirche sehr wohl konkret und konsequent Verantwortung übernehme, wenn es um den Schutz der Institution und ihrer Würdenträger gehe.
"Da werden eigene Ressourcen mobilisiert, da werden unter hohem Aufwand externe Berater hinzugezogen, Strategien entwickelt und versucht, unabhängige Berichterstatter auf die eigene Seite zu ziehen und zu vereinnahmen." Selbst die erneute und fortgesetzte Schädigung von Missbrauchsbetroffenen werde dafür bewusst in Kauf genommen.
Norpoth sieht den Reformprozess Synodaler Weg in der Verantwortung, konkrete Folgen aus dem Missbrauchsskandal zu ziehen und die Kirche zu einem sicheren Ort zu machen.