Katholische Kirche gratuliert zu 70 Jahren Zentralrat der Juden

Bischöfe: Judentum wesentlich für Entwicklung Deutschlands

Die katholischen Bischöfe haben das Engagement des Zentralrats der Juden in Deutschland in politischen und kulturellen Debatten gewürdigt. Anlass ist das 70-jährige Bestehen des Zentralrats an diesem Sonntag.

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Die katholischen Bischöfe haben das Engagement des Zentralrats der Juden in Deutschland in politischen und kulturellen Debatten gewürdigt. „Die jüdischen Stimmen, die die öffentliche Aufmerksamkeit auf rechtsextremistische und antisemitische Gruppen und Strömungen lenkten, haben einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung einer demokratischen Kultur in diesem Land“, schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einem Brief an Zentralratspräsident Josef Schuster. Anlass ist das 70-jährige Bestehen des Zentralrats an diesem Sonntag. Er hatte sich am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründet.

Zu diesem Anteil gehöre nicht zuletzt auch eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Ermordung der europäischen Juden, die der Zentralrat immer wieder durch eigene Stellungnahmen begleitet habe, betont Bätzing. Der 70. Geburtstag des Zentralrats werde von einer Zunahme antisemitischer Übergriffe überschattet: „Angriffe auf Juden sind Angriffe auf unsere Demokratie und unser Zusammenleben.“ Bätzing versicherte, dass die katholische Kirche im Kampf gegen Antisemitismus weiterhin an der Seite des Zentralrats stehen werde.

 

Mühsamer Anfang der Dialogkultur

 

Von Anfang an habe der Zentralrat vor der Herausforderung gestanden, wegen unterschiedlicher Herkünfte und Erfahrungen, der kulturellen und religiösen Prägungen die Einheit der jüdischen Gemeinschaft zu stärken. „Dazu zählte auch die Integration verschiedener religiöser Strömungen in der jüdischen Gemeinschaft.“ Die Neugründung von Gemeinden, Synagogenneubauten, die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, zwei Rabbinerseminare und vieles andere belegten die „intellektuelle und spirituelle Vitalität des Judentums in Deutschland“, betonte der Bischof.

Bätzing erinnerte zudem an eine grundlegende Wandlung des christlich-jüdischen Verhältnisses in den zurückliegenden 70 Jahren. „Auch in Deutschland ist aus kleinen und mühsamen Anfängen eine Kultur des Dialogs zwischen Christen und Juden entstanden, an dessen Entwicklung der Zentralrat einen bedeutenden Anteil hat.“ Heute gebe es vielfältige und intensive Kontakte zwischen Bischöfen und Rabbinern, katholischen und jüdischen Einrichtungen und auch zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralrat.

 

50 Jahre Dialog mit Zentralkomitee der Katholiken

 

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat dem Zentralrat der Juden in Deutschland zum 70-jährigen Bestehen gratuliert. Seine Stimme sei in Deutschland unerlässlich, schreibt ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Freitag an den Zentralratspräsidenten Josef Schuster. Aktuelle Projekte des Gremiums zeigten Wirkung in der Öffentlichkeit und machten „Hoffnung auf ein von gegenseitigem Respekt geprägtes Zusammenleben der Religionen und Kulturen in Deutschland.“

Mit Blick auf die Zukunft verwies Sternberg zudem auf das 50-jährige Bestehen des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim ZdK 2021. Auch werde kommendes Jahr in Frankfurt am Main, dem Gründungsort des Zentralrats, der Dritte Ökumenische Kirchentag veranstaltet. Für die Vorbereitenden sei es eine Selbstverständlichkeit, dass dabei auch ein besonderer Blick auf die jüdische Geschichte und das jüdische Leben in Frankfurt geworfen werde, so Sternberg. Er hoffe, jüdische Vertreter dort im Mai 2021 begrüßen zu können.

UPDATE: Äußerungen von ZdK-Präsident Thomas Sternberg (17.07.2020, 12.00, mn)

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