Vatikan wegen Bischofs-Beschlusses „um Hilfe“ gebeten

Bischöfe streiten offen über Kommunion für Protestanten

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In der Frage des Kommunionempfangs protestantischer Christen in Einzelfällen ist der Streit in der Deutschen Bischofskonferenz offen ausgebrochen. Diesen Schluss legt ein Brief nahe, den die Konferenz im Internet veröffentlichte.

In der Frage des Kommunionempfangs protestantischer Christen in Einzelfällen ist der Streit unter den katholischen Bischöfen in Deutschland offen ausgebrochen. Sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki haben sich per Brief mit der Bitte „um Hilfe“ an den Vatikan gewandt.

Der Brief von Kardinal Reinhard Marx steht auf der Internetseite der Bischofskonferenz.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte am Mittwoch im Internet die Antwort ihres Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, an die Bischöfe. Damit bestätigt die DBK indirekt, dass es ein entsprechendes Schreiben an den Vatikan gibt, über das der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hatte.

Sieben Bischöfe schreiben nach Rom

Den Brief haben laut Antwort von Marx neben Woelki der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und die Bischöfe Konrad Zdarsa (Augsburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) unterzeichnet.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt, aus Sicht dieser Bischöfe sei ein kürzlich von der Bischofskonferenz verabschiedeter Beschluss unrechtmäßig, konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zuzulassen. Die Bischofskonferenz habe damit ihre Kompetenz überschritten, da dies gegen die katholische Glaubenslehre und die Einheit der Kirche verstoße.

Sternberg kritisiert den Brief

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, kritisierte den Brief der Bischöfe. „Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint“, schreibt Sternberg im Netzwerk Twitter: „Kennen wir nicht alle evangelische Ehepartner, die das bejahen, was wir katholisch in der Eucharistiefeier bekennen? Ist das Problem nicht pastoral vor Ort längst gelöst?“

Die katholischen Bischöfe hatten Ende Februar bei ihrer Vollversammlung in Ingolstadt beschlossen, konfessionsverschiedenen Ehepartnern im Einzelfall eine gemeinsame Teilnahme an der Kommunion ermöglichen zu wollen. Grundlage für die Neuerung soll ein Dokument sein, das die Ökumene-Kommission und die Glaubenskommission der Bischofskonferenz erarbeitet haben. Es sei „von einer sehr großen Mehrheit der Bischöfe“ angenommen worden.

Marx schreibt an alle Bischöfe

Unabdingbar sei, dass Seelsorger vor der Zulassung der nichtkatholischen Ehepartner mit den Betroffenen über deren Glauben sprächen und sicherstellten, dass beide die katholische Eucharistielehre teilten, betonte Marx bei der Vorstellung des Beschlusses in Ingolstadt. Die Handreichung ist bisher nicht veröffentlicht, da alle Bischöfe Änderungsvorschläge einreichen konnten, die eingearbeitet werden sollen.

In seiner Antwort an die Kritiker betont Marx, bisher liege nur ein Entwurfstext vor, an dem noch Änderungen möglich seien. Die Vollversammlung der Bischöfe habe vor dem Hintergrund theologischer und ökumenischer Bezugstexte entschieden und sehe daher „die Rückbindung mit der Universalkirche als klar gegeben an“. Das Schreiben von Marx ging allen deutschen Bischöfen zu.

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