Vorbereitung auf Welt-Bischofssynode 2018

Bischöfe wollen stärker auf Jugendliche zugehen

Vertreter der katholischen Kirche in Europa haben für ein stärkeres Zugehen auf Jugendliche geworben. Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich sagte, in seiner eigenen Kathedrale habe er praktisch nur Grauhaarige und Alte vor sich.

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Vertreter der katholischen Kirche in Europa haben angegesichts der Überalterung in den eigenen Reihen für ein stärkeres Zugehen auf Jugendliche geworben. Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich erklärte auf einem Symposium in Barcelona am Mittwoch, er habe für seine Seelsorger die Begegnung mit jungen Menschen zur Priorität gemacht. Ansonsten werde es bald „keine Kirche in Luxemburg mehr geben“.

Christopher Jamison, Verantwortlicher für Berufungspastoral in der katholischen Kirche Englands, wandte sich gegen eine Verengung der Nachwuchspflege auf Priester und Ordensleute. Noch bis Freitag beraten rund 270 Fachleute, Delegierte und Vertreter katholischer Bischofskonferenzen über Lage und Herausforderungen der religiösen Begleitung Jugendlicher.

 

Hollerich: Priester im Umgang mit Minderjährigen verunsichert

 

Hollerich sagte, in seiner eigenen Kathedrale habe er praktisch nur Grauhaarige und Alte vor sich. Wenn er Jugendliche erreichen wolle, müsse er „rausgehen“. Der Luxemburger Erzbischof nannte es eine „Verpflichtung“, Jugendkultur in ihren Facetten und ihren positiven Aspekten wahrzunehmen.

Im Zuge des Priesterrückgangs übernähmen immer mehr Laien und vor allem Frauen Aufgaben in der Jugendseelsorge, so Hollerich weiter. Auch seien wegen der Pädophilieskandale viele Priester im Umgang mit Minderjährigen verunsichert. Im Blick auf das stärkere Engagement von Frauen sprach der Erzbischof von einer „falschen Feminisierung“. Nötig sei eine Teilhabe von Frauen an Entscheidungspositionen in der Kirche und ein größerer Einsatz von Männern an der Basis.

 

Brücke zwischen Älteren und Jungen

 

Der Leiter des nationalen katholischen Büros für Berufungspastoral in England, Jamison, widersprach der Vermutung, Jugendliche ließen sich nicht für traditionelle Formen von Religiosität begeistern. Er verwies auf die ökumenische Gemeinschaft von Taize und deren hohen Besucherzulauf. Taize zeige „das Mysterium, dass organisierte Religion für junge Menschen attraktiv sein kann“.

Zudem sei die Definition von „jung“ in den Fluss gekommen, so Jamison. Lebensentscheidungen fänden oft später statt. Manche Frauenorden nähmen mittlerweile Novizinnen auf, die in den 40ern seien. Innerhalb der Ordensgemeinschaften könne diese Altersgruppe als Brücke zwischen Älteren und Jungen dienen.

 

Keine allgemeine Lösung

 

Weihbischof Everard De Jong aus dem niederländischen Roermond äußerte am Rand der Tagung Zweifel an gesamteuropäischen Lösungen für die Nachwuchsfrage der katholischen Kirche. Er verwies darauf, im Unterschied zu katholisch geprägten Ländern im Süden Europas hätten in den Niederlanden 80 Prozent der Jugendlichen keinen Kontakt zur Kirche. De Jong nannte den Kontakt mit südeuropäischen Bischöfen inspirierend und ermutigend, sprach sich aber für eine eigene Lösungssuche der nordwesteuropäischen Bistümer aus.

 

Bekehrung auf dem Weltjugendtag

 

Am Vormittag hörten die Tagungsteilnehmer Lebenszeugnisse junger Katholiken. Im Einzelnen berichteten eine vom Islam konvertierte albanische Studentin, ein griechisch-katholischer Priesteramtskandidat aus Ungarn, eine junge Spanierin, die bei einem Weltjugendtag ihre Bekehrung erlebte, und ein in der katholischen Gemeinschaft Emmanuel engagierter Niederländer über ihre Glaubenserfahrungen.

Als Vertreter aus Deutschland nehmen der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom und sechs weitere Delegierte an dem Symposium teil. Erträge der Veranstaltung sollen in eine Welt-Bischofssynode einfließen, die im Oktober 2018 im Vatikan tagt. Unter dem Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“ soll es dabei unter anderem um die Befähigung von Jugendlichen zu individuellen Lebensentwürfen gehen.

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