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Ihr Aufruf im Beisein Trumps, Erbarmen mit den Schwächsten zu zeigen, ging um die Welt. Wie sieht Bischöfin Budde die Lage in den USA heute?
Die US-Bischöfin Mariann Edgar Budde (65) sieht die Gefahr, dass unter Präsident Donald Trump die Trennung zwischen Kirche und Staat aufgeweicht wird. "Es ist nicht das erste Mal in diesem Land, dass sich nationalistische Bestrebungen mit religiösen Äußerungen vermischt haben", sagt Budde dem Berliner "Tagesspiegel".
In einer pluralistischen Gesellschaft mit vielen verschiedenen Traditionen sei es problematisch, "wenn eine nationalistische Sicht des Christentums die Oberhand gewinnt". Das sei "weder christlich noch patriotisch, aber es hat jetzt einen Platz am Tisch, und das finde ich besorgniserregend". Teil ihrer Aufgabe sei, "eine überzeugende Alternative dazu zu schaffen", so Budde.
Bekannt durch Predigt im Beisein von Trump
Bekannt wurde die Bischöfin durch ihre Predigt am Tag nach der zweiten Amtseinführung Trumps, in der sie den anwesenden US-Präsidenten dazu aufrief, Erbarmen und Mitgefühl mit den Schwächsten zu zeigen. Budde ist seit 2011 Bischöfin der episkopalen Diözese der US-Hauptstadt Washington.
Zu ihrer Predigt sagt Budde, allein die Erwähnung der Werte Erbarmen und Mitgefühl in Anwesenheit des Präsidenten sei für die einen eine Beleidigung und für die anderen geradezu ein Wunder gewesen: “Beides macht mich sehr traurig.”
Die Bischöfin hat ein Buch über "Mutig sein" geschrieben, das nun auf Deutsch erschienen ist. Sie wird am Samstag auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover erwartet.