Frage „Was wird aus uns?“ dürfe die Kirche sich nicht stellen

Bischof Bätzing: Kirche braucht radikalen Perspektivwechsel

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Einen „radikalen Perspektivwechsel“ fordert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Die Kirche solle nicht fragen „Was wird aus uns?“, sondern „Für wen sind wir da?“ Er äußert sich zudem zum Synodalen Weg, zu Frauen in Weiheämtern und zum Ziel der Missbrauchs-Aufarbeitung.

Einen „radikalen Perspektivwechsel“ der katholischen Kirche fordert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Die Frage „Was wird aus uns?“ dürfe die Kirche sich nicht stellen, sie führe zu Frust und Resignation, sagte Bätzing in einem Podcast. Vielmehr müsse die Kirche sich fragen: „Für wen sind wir da?“ Der Limburger Bischof betonte: „Wir haben eine Botschaft, von deren Kraft ich höchst überzeugt bin – das Evangelium entfaltet auch heute seine Kraft“.

Dazu müsse die Kirche sich verändern: „Wenn wir nichts verändern, dann werden wir radikal verändert werden.“ Bätzing schlug vor, Kontaktpunkte in anderen Milieus zu suchen. Kirche solle immer alle ansprechen, so Bischof. Zugleich gelte: „Wir werden keine Massenbewegung mehr sein.“

 

„Synodaler Weg soll Spielräume ausloten“

 

Bätzing plädierte dafür, vermehrt Menschen in Feldern anzusprechen, in denen Kirche bereits präsent sei: Kinder und Familien in Kitas, Bewohner und Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen, Schüler und Lehrkräfte in Schulen. Diese Orte müssten als „Orte von neuem Kirchenaufbau“ genutzt werden für „eine neue, soziale Struktur von Kirche“.

Beim Reformdialog Synodaler Weg müssen Bätzing zufolge alle Diskussionen geführt werden, die die Menschen beschäftigen. Andererseits müssten Grenzen des Möglichen klar benannt werden, damit es nicht zu Enttäuschungen komme. Der Prozess solle Handlungsspielräume der Kirche in Deutschland ausloten und Diskussionen in Rom mit der deutschen Perspektive bereichern.

 

„Kann mir Frau im sakramentalen Amt vorstellen“

 

Bätzing berichtete auch, wie Diskussionen und Kritik seine Ansichten in der Frauenfrage verändert hätten. „Könnte ich mir denn bildhaft vorstellen, dass eine Frau ein sakramentales Amt in der Kirche übernimmt? Dann sage ich heute: Ja, das kann ich.“

Mit Blick auf sexualisierte Gewalt in der Kirche betonte der Bischof, Aufarbeitung und Prävention dürften nicht zum Ziel haben, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vielmehr schulde die Kirche diese Maßnahmen den Betroffenen. Ob daraus neues Vertrauen wachse, liege nicht in der Hand der Kirche: „Vertrauen wird geschenkt, nicht gekauft oder errungen.“

 

Bei Aufarbeitung muss Kirche „ihre Arbeit tun“

 

„Wir müssen unsere Arbeit tun“, unterstrich Bätzing. „Aber ich verstehe die Ungeduld vieler Gläubiger, die sagen: Ich kann bald nicht mehr.“

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