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Vor dem Hintergrund anhaltender Reformforderungen fordert der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode eine glaubwürdige, transparente und den Menschen zugewandte Kirche. „Nur eine Kirche, die reinen Herzens ist, sich in die Karten schauen lässt und transparent ist, lauter und ohne Doppelmoral, die sich der Wirklichkeit stellt, wird Vertrauen wiedergewinnen“, sagte Bode am Mittwochmorgen in einer Predigt vor den deutschen katholischen Bischöfe in Lingen.
Beunruhigt zeigte sich Bode über die tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten in der katholischen Kirche. „Die Meinungen darüber, was uns zum Heil dient, sind in der Kirche gefährlich verschieden, manchmal widersprüchlich“, erklärte er. Die in Lingen versammelten Bischöfe rief er dazu auf, Macht und Vollmacht mit allen Christen zu teilen.
„Wir hören nicht genug hin in den Willen Gottes“
In seiner Predigt, die Bode zu Beginn eines Studientages der Bischöfe über die Folgen des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche hielt, sprach der Bischof von drei tiefen Glaubwürdigkeitskrisen der Kirche. Die erste habe 2010 begonnen „durch die aufgedeckten Gräueltaten in vermeintlich vertrauensvollen, seelsorglichen Beziehungen von Menschen“.
2013 sei eine Krise der Glaubwürdigkeit durch den intransparenten und unklaren Umgang mit kirchlichem Besitz hinzugekommen. „In letzter Zeit geraten wir in die Krise der Glaubwürdigkeit dadurch, dass wir nicht genug hineinhören in den Willen Gottes“, so Bode.
Studientag zur Lebensform der Priester
Dieser Wille zeige sich „in Schrift und Tradition, aber für unsere theologische Erkenntnis auch durch die Lebenswirklichkeit und die Geschichte der Welt, durch das, was das Konzil ,Zeichen der Zeit' nennt“. Jesus Christus sei „mehr als die Zeichen der Vergangenheit und der Tradition“.
Bei ihrem Studientag sollten sich die Bischöfe intensiv mit wesentlichen Fragen befassen, mahnte Bode. Dazu gehörten die Lebensform und Lebenskultur der Priester, die Machtstrukturen und die Versuchung zum Klerikalismus, der Missbrauch von Macht und Vollmacht, aber auch Fragen der Sexualmoral und der „Wertschätzung verantwortungsvoller und bindungsbereiter Beziehungen zwischen Menschen, die dem obersten Maßstab der Liebe gerecht werden.“ Auch hier gehe es um „eine lautere, transparente, glaubwürdige Kirche in Hinblick auf Beziehungen, Macht und Besitz.“