Kritik an Aussagen von Kardinal Woelki

Bischof Feige: „Doppelmoral“ der Kommunionempfang-Gegner

Im Kommunion-Streit der deutschen katholischen Bischöfe wird der Ton scharf. Ökumenebischof Gerhard Feige warf den Gegnern von Einzelfall-Ausnahmen „Doppelmoral“ vor.

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Das Ringen in der Deutschen Bischofskonferenz um den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner geht weiter. In einem am Mittwoch veröffentlichten „Nachruf auf eine unsägliche Entwicklung“ wirft der Ökumenebischof der Bischofskonferenz, Gerhard Feige, den Gegnern der geplanten pastoralen Handreichung „Doppelmoral“ vor. Feige hält ihnen vor, „höchste Ansprüche für einen Kommunionempfang zu erheben oder dessen Unmöglichkeit zu behaupten, zugleich aber von unzähligen Ausnahmen zu wissen und diese ohne weiteres zu tolerieren“.

Protestant Huber: Eine Illusion weniger
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, räumt den katholischen Bischöfen in Deutschland kaum mehr Einfluss auf eine Öffnung der Kommunion für Protestanten ein. „Ökumene gibt es nur zu römischen Bedingungen“, schrieb Huber im Kurznachrichtendienst Twitter. Von „versöhnter Verschiedenheit“ sei keine Rede, kommentierte Huber den jüngsten Vatikan-Brief. „Für manche eine Illusion weniger.“ (epd)

Der Magdeburger Bischof, Mitautor der Handreichung, bezieht sich auf die Äußerung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, wonach evangelische Ehepartner von Katholiken in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten könnten. Diese Frage gehört nach Auffassung Woelkis in den Raum der persönlichen Seelsorge und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen. Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürften jedoch nicht als neue Normen festgeschrieben werden, hatte Woelki erklärt. Entsprechend „einer ungeschriebenen Regel der katholischen Kirche“ weise er Betroffene an der Kommunionbank aber nicht zurück.

 

Feige will Zulassung im Einzelfall

 

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich mit Dreiviertelmehrheit auf die bisher unveröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. Woelki gehört zu den sieben Diözesanbischöfen, die sich an den Vatikan gewandt und um Klärung gebeten hatten. Laut einem am Montag bekanntgewordenen Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, ist Papst Franziskus zu dem Schluss gekommen, „dass das Dokument noch nicht zur Veröffentlichung reif ist“.

Feige plädiert dafür, nichtkatholischen Ehepartnern offiziell zu erlauben, „im Einzelfall unter besonderen Umständen nach geistlicher Beratung und individueller Gewissensentscheidung die Kommunion zu empfangen“. Mit dieser pastoralen Praxis könne selbst Kardinal Woelki leben, er „kämpft aber - für mich nicht nachvollziehbar - dagegen, diese Möglichkeit ins Wort zu heben“, so der Vorsitzende der Ökumenekommission der Bischofskonferenz.

 

„Opfer“ sind die konfessionsverbindenden Ehen

 

Feige kritisiert es überdies als „völlig unverständlich“, wie sich Rom in dieser Frage verhalten habe. Bei dem Gespräch am 3. Mai habe es dort geheißen, die deutschen Bischöfe sollten in der Kommunionfrage eine möglichst einmütige Regelung finden. Einen Monat später sei dieser Auftrag „offensichtlich durch Papst Franziskus selbst“ wieder rückgängig gemacht worden. „Die Enttäuschung ist bei vielen groß, der Schaden noch nicht abzusehen“, so Feige.

„Opfer“ seien vor allem die betroffenen konfessionsverbindenden Ehen und Familien, betont der Bischof weiter: „Ihnen gilt meine besondere Verbundenheit: Lassen Sie sich nicht entmutigen! Bewahren Sie sich Ihre Liebe und Treue! Vertrauen Sie der Barmherzigkeit Gottes und gehen Sie den Weg, den Christus Ihnen weist!“

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