Predigt bei der großen Prozession durch Münster

Bischof Felix Genn fordert von Christen Einsatz für Frieden

Mit Blick auf die aktuellen Krisenherde in der Welt hat Bischof Felix Genn von Christen den Einsatz für Frieden gefordert. In seiner Predigt bei der Großen Prozession in Münster sprach er auch über die kirchliche Position zur „Ehe für alle“.

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Bischof Felix Genn hat die Menschen aufgefordert, sich den vielen beängstigenden und Sorgen bringenden Entwicklungen in der Welt mit der friedensstiftenden Zuversicht des christlichen Glaubens entgegenzustellen. „Weil wir an einen Auferstandenen glauben, können wir kraftvoll das Böse meiden und das Gute tun“, sagte Genn im Pontifikalamt im St.-Paulus-Dom nach der traditionsreichen Großen Prozession durch die Stadt.

Der Bischof nannte dabei einige Krisen- und Kriegsgebiete wie Syrien, sprach politische Entwicklungen in den USA, in Russland oder der Türkei an und blickte mit Sorge auf die Entwicklung in der Europäischen Union. Ausdrücklich nannte er auch die vom Bundestag beschlossene „Ehe für alle“: „Hier werden wir uns als Kirche ganz klar für eine deutliche Positionierung der Ehe von Mann und Frau weiterhin bekennen, ohne mit dem Begriff Lebenspartnerschaft eine Diskriminierung homosexueller Personen zu bezeichnen, sondern nur eine andere Wirklichkeit zu benennen.“

 

Christen sollen Antworten geben

 

Große Prozession in Münster
Bischof Felix Genn (Fünfter von links) predigte im Anschluss an die Große Prozession in Münster. | Foto: Michael Bönte

Die Große Prozession durch Münster zeige jedes Jahr, dass sich Christen mit ihren Antworten nicht verstecken, sondern sie in die Gesellschaft einbringen wollen, sagte Genn in seiner Predigt. „Wir sind davon überzeugt, dass Jesus Christus die Quelle unserer Hoffnung ist – eine Hoffnung, die Menschen zusammenführt, integriert und zur Solidarität einlädt.“ In diesem Geist gelte es Europa, die Gesellschaft und die Welt zu gestalten.

Daraus entwickele sich eine „fundamentale“ Aufforderung zur Suche nach Frieden, so Genn. Das klinge „einfach und schlicht“, fordere aber viel Kraft ein, nicht den Gedanken der Rache und Vergeltung Raum zu geben, sondern um den Frieden im eigenen Herzen und mit anderen zu ringen. Aber „nur so werden wir den Frieden finden, weil wir auf das verzichten, was zunächst einmal von unseren Grundgefühlen her nahe liegt, nämlich uns abzuschotten, zuerst an uns zu denken, unsere Ellbogen zu gebrauchen.“

 

Große Prozession mit langer Tradition

 

Die Große Prozession durch Münster stand in diesem Jahr unter dem Leitwort des Katholikentags „Suche Frieden“. Der Brauch des Stationswegs durch die Innenstadt geht zurück auf das Jahr 1382. Damals starben in Münster mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer Buß- und Bittprozession durch die Altstadt.

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