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Münsters Bischof Felix Genn hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, seinen Rücktritt anbietet. Genn wird am 6. März 75 Jahre alt.
Münsters Bischof Felix Genn hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. In einer persönlichen Audienz am Rand der Vollversammlung der Weltsynode im Vatikan, an der Genn teilnimmt, habe er am Freitag mit Franziskus über das Gesuch gesprochen, meldet die Bischöfliche Pressestelle. Weitere Details könne man derzeit nicht nennen, heißt es auf Kirche+Leben-Anfrage.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, seinen Rücktritt anbietet. Die Entscheidung trifft der Papst. Am 6. März 2025 wird Bischof Genn 75 Jahre alt.
Bischof Genn hatte Rücktritts-Angebot bereits angekündigt
Der Schritt war erwartet worden. Der Bischof hatte mehrfach in Gesprächen angedeutet, zur Altersgrenze zurücktreten zu wollen. In einem Interview im August sagte er, das Gesuch sei bereits formuliert. Nun hat er es offenbar persönlich überbracht.
„Ich bin ein alter Mann und sehe, wie eine neue Generation in der Kirche nachwächst“, sagte Genn im August. „Diese jungen Menschen geben mir große Hoffnung; sie werden Formen entwickeln, die mir überhaupt nicht in den Sinn kommen. Was sind die kreativ! Und dann muss ich mir sagen: Felix, jetzt ist es gut!“
Zudem seien mit 75 Jahren die notwendige „Spannkraft und Gesundheit“ für die Aufgabe als Bischof nicht mehr gegeben, so Genn in dem Interview. Erst in diesem Sommer hatte er sich einer Knieoperation unterzogen.
Diözesankomitee zu Kirche+Leben: Genn menschennaher Seelsorger
„Außerdem möchte ich, dass es im Bistum nicht durch eine mögliche Verlängerung meiner Amtszeit eine längere Zeit des Übergangs gibt.“ Seinen Dienst in der vatikanischen Behörde für Bischöfe, wo er seit 2013 mitarbeitet, und seine Aufgabe als Leiter einer Arbeitsgruppe zur Zukunft des Bischofsamts, die der Papst im Umfeld der Weltsynode errichtet hat, wolle er aber weiterführen, so der Bischof.
Auf Kirche+Leben-Anfrage würdigt Ulrich Vollmer, einer der beiden Vorsitzenden des Diözesankomitees der Katholiken, Genn als „hervorragenden Seelsorger“. Vollmer sagt, für den Bischof würde es ihn freuen, wenn der Papst seinem Wunsch entspräche, in den Ruhestand treten zu können. Das Bistum Münster verlöre in diesem Fall einen Bischof, der „nahe an den Menschen“ sei.
Felix Genn: Weihbischof in Trier, Bischof in Essen und Münster
Felix Genn stammt aus Wassenach im Bistum Trier. Das Bistum Münster ist bereits das dritte, in dem er bischöfliche Aufgaben übernimmt: Am 16. April 1999 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in seinem Heimatbistum Trier ernannt und am 30. Mai 1999 zum Bischof geweiht. 2003 wählte ihn das Essener Domkapitel erstmals an die Spitze eines Bistums – Genn wurde am 4. April zum Ruhrbischof ernannt.
Am 19. Dezember 2008 berief Papst Benedikt XVI. Genn zum Bischof von Münster, nachdem das dortige Domkapitel ihn gemäß dem sogenannten Preußenkonkordat – wie bereits in Essen – aus einer Liste von drei Kandidaten gewählt hatte. Am 29. März 2009 wurde Genn ins Amt des Bischofs von Münster eingeführt.
Knapp 16 Jahre in Münster im Amt
Sofern Papst Franziskus dem Rücktrittsgesuch zum 6. März entspricht, wird Genn knapp 16 Jahre als Bischof in Münster amtiert haben. Nach einer Annahme des Rücktritts beginnt die Suche nach einem Nachfolger.
Zunächst muss das Domkapitel des Doms in Münster einen Diözesan-Administrator wählen, der das Bistum bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs leitet. Danach werden auf verschiedenen Wegen Namen möglicher Nachfolger ermittelt. Die Vatikan-Botschaft in Deutschland, die Apostolische Nuntiatur in Berlin, bündelt sie und gibt sie nach Rom weiter.
Bistum Münster: Wahl eines möglichen Nachfolgers
Aus den Vorschlägen stellt der Vatikan eine Liste mit drei Namen zusammen. Dieses Verfahren ist für das Bistum Münster im Preußenkonkordat festgelegt, einem Vertrag, den der Heilige Stuhl und der damalige Freistaat Preußen 1929 geschlossen haben. Seine Regeln für die Bischofswahl gelten bis heute.
Einen der drei Namen der Liste wählt das münstersche Domkapitel zum neuen Bischof. Die Ernennung des Gewählten durch den Papst schließt die Nachfolge-Suche ab.