„Um die kümmern, die sich in prekären Situationen wähnen“

Bischof Genn befürchtet soziale Probleme nach Corona-Krise

Münsters Bischof Felix Genn hält eine soziale Krise wegen eines wirtschaftlichen Abschwungs durch die Corona-Pandemie für möglich. In einem Interview betonte er zugleich, das Virus sei keine Strafe Gottes.

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Münsters Bischof Felix Genn hält eine soziale Krise wegen eines wirtschaftlichen Abschwungs durch die Corona-Pandemie für möglich. „Wir müssen uns dann um die kümmern, die urplötzlich an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, um die, die sich in prekären Lebenssituationen wähnen“, sagte Genn den „Westfälischen Nachrichten“ in Münster. Er verwies auf die katholischen Sozialverbände.

Der Bischof forderte zudem, die Flüchtlinge an der türkisch-griechischen Grenze nicht zu vergessen. Der Krieg in Syrien, „der mich geradezu rasend macht, weil hier politsche Mächte auf dem Rücken von Millionen von Menschen ihre Interessen austragen“, sei im Gegensatz zum Corona-Virus ein menschengemachtes Problem.

 

„Pandemie ist keine Strafe Gottes“

 

Genn erklärte, die Osterfeierlichkeiten im Dom in Münster würden voraussichtlich ohne Gemeinde stattfänden. Bereits jetzt feiert er Messen ohne Besucher, die unter anderem „Kirche-und-Leben.de“ im Internet überträgt. Ihn motiviere dabei, dass er viele Menschen anspreche, die nicht in die Kirche gekommen wären, sagte der Bischof. „Man schaut zwar auf die leeren Bänke, aber man ist mit seinem Gebet in einer großen virtuellen Zuhörerschaft.“

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen seien keine Strafe Gottes, stellte Genn klar. „Wenn religiöse Fundamentalisten das behaupten, missbrauchen sie den Namen Gottes.“ Die Krise führe vielmehr zu einer neuen Nachdenklichkeit. Berührt habe ihn der Ausspruch eines Gesprächspartners: „Ich glaube, jetzt werden wir gerade geerdet.“

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